Feinstaub WHO hält EU-Grenzwerte für viel zu hoch

Erstmals hat die Weltgesundheitsorganisation ihre Richtlinien für Luftqualität vorgestellt. Die Grenzwerte für Feinstaub liegen dabei deutlich unter denen der Europäischen Union. Laut WHO-Recherchen verkürzt Feinstaub das Leben jedes Deutschen im Schnitt um zehn Monate.

Manila - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) präsentierte heute in Manila zum ersten Mal ihre Richtlinien für die weltweite Qualität der Atemluft. Luftverschmutzung kostet laut WHO-Angaben jedes Jahr zwei Millionen Menschen das Leben, die meisten davon in Entwicklungsländern. Besonders die Reduzierung der Feinstaub-Belastung könne bis zu 300.000 Menschen jährlich das Leben retten.

Die WHO senkte ihre Richtwerte für Feinstaub weit unter die existierenden Grenzwerte in der Europäischen Union (EU) und in den USA. Pikant: Schon die aktuellen EU-Grenzwerte für Feinstaub werden nach WHO-Angaben derzeit von 48 deutschen Städten deutlich oder sogar weit überschritten.

Der Richtwert der WHO liegt für die kleineren Feinstaub-Partikel bei zehn Milligramm pro Kubikmeter im Jahresmittel und bei 25 Milligramm über einen Zeitraum von 24 Stunden. Für die größeren Partikel liegt der Richtwert bei 20 Milligramm pro Kubikmeter im Jahresmittel und bei 50 Milligramm pro Kubikmeter in 24 Stunden. Die EU erlaubt dagegen für die größeren Partikel ein Jahresmittel von 40 Milligramm, für die kleineren Partikel gibt es bislang keinen EU-Grenzwert.

Nach Erkenntnissen der WHO lässt sich nachweisen, dass jeder Deutsche im Schnitt zehn Monate kürzer lebt, weil er dem Krebs erregenden Feinstaub ausgesetzt ist. Am häufigsten verstießen laut WHO in Deutschland die Städte Leipzig, München, Dortmund und Cottbus gegen den EU-Tagesgrenzwert.

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse senkte die WHO zugleich ihre Richtwerte für Ozon und Schwefeldioxid. Im Fall von Schwefeldioxid wurde der Wert um 80 Prozent vermindert. Beide liegen wie die Feinstaub-Werte deutlich unter den aktuellen EU-Richtlinien.

Die neuen WHO-Empfehlungen wurden nach weltweiten Konsultationen von mehr als 80 Wissenschaftlern vom deutschen WHO-Büro entwickelt.

har/ap

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