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Ferrari FF: Runder Flitzer für Vier

Ferrari FF Mysterium aus Maranello

Einen neuen Ferrari gibt es nicht alle Tage, deshalb gab es schon seit Monaten Gerüchte. Jetzt zeigen die schnellen Italiener ihr neues Flaggschiff: Den Ferrari Four - mit vier Sitzen, großer Heckklappe und erstmals mit Allradantrieb. Zum echten Familienauto macht das den Wagen aber nicht.

Revolution statt Evolution: Ferrari wagt einen Neuanfang in der Luxusliga und schockt die Fan-Gemeinde mit den ersten Fotos eines Autos, das wohl noch in diesem Jahr den zuletzt knapp 270.000 Euro teuren 612 Scaglietti beerben soll. Wer wieder einen eleganten Gran Turismo mit fließenden Formen erwartet hat, für den ist das neue Modell FF eine große Überraschung. Denn ganz im Geist des Typenkürzels "Ferrari Four" hat Auftrags-Künstler Pininfarina einen echten Viersitzer gezeichnet, der auf den ersten Blick sogar als sportlicher Kombi durchgehen würde und so unkonventionell wirkt, dass Ferrari selbst vom "konsequenten Bruch mit der Vergangenheit" spricht.

Natürlich bleibt es bei zwei Türen, doch die breite Flanken des 4,91 Meter langen Luxusliners sind ungewöhnlich hoch, die Dachsäule überdurchschnittlich dick, und die Heckscheibe steht so aufrecht wie noch nie bei Ferrari. Ein Schelm, wer sich dabei an das Z3 Coupé von BMW erinnert fühlt.

Dass das springende Rennpferd auf der Haube nun zum Kutschgaul degradiert wird, muss man trotz des angedeuteten Kombihecks allerdings nicht befürchten. Denn auch mit 450 Litern Kofferraum, einer umklappbaren Rückbank und dann 800 Liter Platz für Kleidersäcke oder Golfbags ist der FF mehr Sportler als Schlepper - obwohl man in einen Ferrari nun tatsächlich mehr einladen kann als etwa in ein VW Golf.

Ferrari mit Start-Stopp-Automatik

Der Motor hat es in sich. Wie der 612 Scaglietti bekommt auch das neue Flaggschiff der Italiener einen Zwölfzylinder, dessen Hubraum allerdings auf 6,3 Liter wächst. Statt wie im Scaglietti 540 oder im Fiorano mit dann schon sechs Litern Hubraum 620 PS leistet er nun 660 PS und geht mit bis zu 683 Nm zu Werke. Weil jedes PS nur 2,7 Kilogramm zu bewegen hat, reicht das dem stärksten Viersitzer in der Firmengeschichte für eine atemberaubende Beschleunigung: Auf Tempo 100 schafft es der Wagen mit seiner vor der Hinterachse montierten Doppelkupplungsautomatik (Transaxle-Bauweise) deshalb in 3,7 Sekunden, und Schluss ist mit der Raserei erst bei 335 km/h - selten war die aus dem englischen übernommene Gattungsbezeichnung Shooting Break für ein schnelles und sportliches Kombi-Coupé so passend.

Mindestens ebenso spannend wie das Karosserie-Konzept und der Motor ist jedoch die Antriebskonfiguration des neuen Boliden. Mit Blick auf die Alltagstauglichkeit, die Neureichen in schlecht asphaltierten Schwellenländern wie China und Indien und die für einen Reifenwechsel zu faulen Stammkunden in Amerika treibt der FF nämlich als erster Ferrari sämtliche Räder an. Dafür haben die Italiener ein neues Allradsystem namens 4RM entwickelt, das die Kraft elektronisch gesteuert und weitgehend variabel verteilt. Außerdem wiegt es angeblich nur die Hälfte von konventionellen Systemen, schwärmen die Ingenieure.

Geheimniskrämerei in Maranello

Das passt zum blassgrünen Anstrich, den Ferrari seinem zur Premiere natürlich feuerrot lackierten Flaggschiff geben will. Er ist mit 1,7 Tonnen vergleichsweise leicht, bekommt auf Wunsch sogar eine Start-Stopp-Automatik und ist deshalb auf dem Prüfstand mit 15,4 Litern zufrieden. Das ist zwar noch immer unsittlich viel, aber zum Beispiel sechs Liter weniger als beim Lamborghini Murcielago.

Bislang gibt es für das gemeine Volk nur ein paar dürre Sätze, ein dürftiges Datenblatt und drei Fotos des roten Renners. Mehr zeigt Ferrari dem Publikum erst im März auf dem Genfer Autosalon. Doch die Freunde des Hauses und die potenziellen Kunden durften dieser Tage am Stammsitz in Maranello schon einmal genauer hinschauen. Ob sie dabei auch einen Preis für den Viersitzer genannt bekommen haben? Das ist eigentlich nebensächlich. Denn wer bei einem Ferrari zu rechnen anfängt, für den ist der FF ohnehin das falsche Auto.

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