Symbolbild
Foto: Patrick Seeger/ picture alliance / dpaDas Genfer Parlament diskutiert derzeit über Möglichkeiten, die Fahrer von zu lauten Autos zu bestrafen. Dafür soll jetzt ein Gerät entwickelt werden, das die Lautstärke der Fahrzeuge im Vorbeifahren messen kann - eine Art Lärmblitzer.
Verkehrslärm sei die zweitstärkste Form der Umweltbelästigung nach der Luftverschmutzung, begründete das Parlament den Antrag. 60 Prozent der Genfer Einwohner litten unter Lärm, und das könne Herzkrankheiten und Diabetes verschlimmern. Die Einwohner hätten laut Verfassung des Kantons Genf ein Anrecht auf eine gesunde Umwelt.
Das Parlament beauftragte die Regierung deshalb, einen Apparat entwickeln zu lassen, der die Lautstärke vorbeifahrender Autos erfasst und das Fahrzeug bei Überschreitung eines Grenzwerts blitzen kann. Die Polizei solle so dröhnende Autos aus dem Verkehr ziehen können. Im Fall einer Überschreitung eines noch festzulegenden Grenzwerts soll sie dann Strafen verhängen, heißt es in dem Antrag.
Entwicklung dauert zwei bis vier Jahre
"Die Herstellung eines Geräuschradars ist technisch machbar und grundsätzlich nicht teurer als ein Geschwindigkeitsradar", sagte Delphine Klopfenstein Broggini, Abgeordnete der Grünen, gegenüber der Zeitung "Zwanzig Minuten".
Allerdings ist die Entwicklung nicht ganz einfach. Das Lärmradar muss beispielsweise erkennen, von welchem Fahrzeug die erhöhte Lärmemission ausgeht. Auch muss es zwischen Fahrzeugen wie von Haus aus lauteren Traktoren und normalen Pkw unterscheiden können. Eine entsprechende Entwicklung könnte dadurch erst in zwei bis vier Jahren realisiert werden.
Laut einer Erhebung des Bundes ist am Tag jeder siebte und in der Nacht jeder achte Schweizer an seinem Wohnort von Straßenverkehrslärm betroffen. Ein besonderes Problem seien Autofahrer, die vorsätzlich mit quietschenden Reifen anführen. Die Lärmliga Schweiz, ein Verein, der sich für eine ruhigere Umwelt starkmacht, fordert daher einen Grenzwert von 80 Dezibel für Sportwagen und Motorräder.
Im Video: Prollen, lärmen, posen - Die Jagd auf PS-Protze
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Am 15. Februar 1959 ging die Polizei erstmals mit einem mobilen Blitzer gegen Temposünder vor. Der 89-jährige Heinz Scholze war einer der ersten Beamten, der die neuartige Technik anwenden durfte.
Die mobile Radarfalle war in einem Volkwagen T1 untergebracht, in dem der Beamte saß und Geschwindigkeitsüberschreitungen penibel und handschriftlich protokollierte.
Sonderlich komfortabel hatten es die Polizisten dabei nicht. Ein kleiner Tisch, auf dem die Technik stand und ein hölzerner Drehstuhl - mehr gab es in der mobilen Schaltzentrale nicht.
Der Blitzer stand für die Raser gut getarnt im Heck des Bullis. Wer allerdings genau hinschaute, erkannte die mobile Radaranlage an dem Blitzlicht, das in der hinteren linken D-Säule eingefasst war. Das Foto hat Scholze damals selbst aufgenommen.
1956 zeigte die Firma Telefunken auf der internationalen Polizeiausstellung in Essen eine Weltneuheit: das mobile Radarmessgerät VRG1, der Nachfolger VRG2 nahm dann drei Jahre später die ersten Fotos von Rasern auf.
Während die Beamten die Geschwindigkeit vorher teilweise an zwei unterschiedlichen Punkten mit Stoppuhren maßen, erleichterte das neue Gerät die Tempomessung ungemein. Es musste lediglich noch die Geschwindigkeit eingestellt werden, ab der gemessen werden sollte, dann wurde das Gerät scharf gestellt und der Polizist musste nur noch warten, bis der erste Temposünder ins Netz ging.
Volkswagen Nutzfahrzeuge hat eines der originalen Einsatzfahrzeuge Ende vergangenen Jahres in einer Scheune gefunden und hergerichtet. Die Erstzulassung wurde von der Polizei in Hannover gemacht.
Der VW T1 Baujahr 1953 hat 65.144 Kilometer auf dem Tacho. Der Neuwagenpreis betrug damals 6750 Mark.
Hauptkommissar a.D. Scholze an seinem einstigen Arbeitsplatz. Für anfangs 270 Mark schob Scholze seine "Radarschichten". Gelangweilt hat er sich dabei nie. Dank des geringen Verkehrs konnte er oft die "herrliche Ruhe" genießen.
Am Straßenrand geparkt fiel der mobile Blitzer gar nicht auf. "Das Radargerät im Rückfenster war gut zu erkennen, aber die Leute wussten noch gar nicht, was das war", erinnert sich Scholze.
Ob dieser vorbeifahrende VW Käfer zu schnell war ist nicht zu erkennen. Dafür aber die exakte Ausrichtung des Blitzer-Bullis, der parallel zur Straße stehen musste, damit der die Radarfalle einwandfrei funktionierte.
Der mobile Blitzer kam auch außerhalb des VW-Bus zum Einsatz. Hier legen sich die Beamten im Straßengraben auf die Pirsch.
Ein aktueller Blitzer, wie er heute verwendet wird. Die Anlage ist in einem VW Caddy untergebracht. Hinter einer getönten Heckscheibe ist das Gerät oft nur schwer zu erkennen.
"Ich erinnere mich sehr gerne an diese Momente zurück, das war vielleicht sogar die beste Zeit meines Lebens. Meist saß ich mutterseelenallein in dieser Kiste, das war eine herrliche Ruhe", sagt Oberkommissar a.D. Heinz Scholze über seine Zeit im Blitzer-Bulli.
"Die Technik war damals fast so genau wie die gegenwärtigen Radarmessgeräte. Wenn man wollte, könnte man mit dem Gerät auch heute noch Geschwindigkeitskontrollen durchführen", sagt Frank Märtens von der Physikalischen technischen Bundesanstalt (PTB).
Der Blitzer-Bulli war mit einem 1,1-Liter Motor mit 25 PS ausgerüstet. Für schnellere Verfolgungsjagden war er nicht geeignet, als Radarfalle leistete er beste Dienste.
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