Hyperloop-Kapsel für Passagiere (Illustration)
Foto: Hyperloop Transportation Technologies/ Omegabyte 3DDie Hamburger Hafengesellschaft arbeitet an einem futuristischen Transportsystem: Mit Schallgeschwindigkeit sollen Container in einer Art Rohrpost ins Hamburger Umland geschossen werden und so den Lkw-Verkehr deutlich verringern.
Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, steht die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in Verhandlung mit dem kalifornischen Unternehmen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) aus Kalifornien. Es seien bereits zwei Absichtserklärungen unterschrieben worden, der Baubeginn könne bereits in zwei bis drei Jahren erfolgen. Die HHLA bestätigte dem SPIEGEL, dass es Verhandlungen gebe.
Das System mit dem Namen Hyperloop ist eine Erfindung von Elon Musk, dem Chef des US-amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla, der seine Idee bereits 2013 vorgestellt hatte. Es besteht aus einem Röhrensystem, in dem ein Vakuum erzeugt wird, wodurch es praktisch weder Luftwiderstand noch Reibung gibt. Die Transportkapseln können so Geschwindigkeiten von bis zu 1200 Kilometern pro Stunde erreichen.
4100 Schiffscontainer pro Tag
In diesem Tempo könnten die Container in wenigen Sekunden das Hamburger Umland erreichen und dort zum Weitertransport auf Lkw verladen werden. Diese müssten dann künftig nicht mehr direkt in den Hafen fahren. Bis zu 4100 Schiffscontainer pro Tag können durch die Vakuumtunnel transportiert werden und so den Lkw-Verkehr deutlich verringern. Die für den Betrieb benötigte Energie soll von Solarzellen produziert werden, die außen an der Röhre angebracht sind.
Unter dem Namen Hyperloop sind mehrere voneinander unabhängige Firmen aktiv, die Musks Vision umsetzen wollen. Das britische Unternehmen Virgin arbeitet ebenfalls an dem Transportsystem und hat auch Strecken in Europa angekündigt. Eine davon soll künftig auch deutsche Städte miteinander verbinden.
Tesla-Chef Musk hatte den Hyperloop ursprünglich für den Personentransport ersonnen. Deshalb hat auch die Lufthansa bereits Interesse an dem Projekt gezeigt. Der Konzern baut derzeit einen ersten Prototypen im französischen Toulouse. Demnach gebe es Überlegungen innerdeutsche Flugstrecken durch den Hyperloop zu ersetzen. Von Hamburg nach Frankfurt am Main würden Reisende dann nur noch 30 Minuten benötigen.
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Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk hat viele Visionen - die des Hyperloops zählt dazu. 2013 präsentierte Musk die Idee des Superzugs der Öffentlichkeit. Spezielle Kapseln sollen durch Unterdruckröhren geschossen werden und dabei schneller als 1000 km/h werden. Eine Revolution des Transports. Doch selbst daran arbeiten wollte er nicht, stattdessen ermutigte er andere Gründer und Unternehmer, sich des Themas anzunehmen. Während Musk mit seinem Unternehmen Boring Company für Infrastruktur sorgen will und Tunnel baut, arbeiten maßgeblich zwei Konkurrenten an Hyperloop-Modellen.
Virgin Hyperloop One aus Los Angeles ist eines der beiden großen Unternehmen, die darum wetteifern, den ersten Hyperloop in die Röhre zu bringen. Die Firma hat von Investoren wie Richard Branson und dem drittgrößten Hafenbetreiber der Welt - DP World Group - rund 300 Millionen US-Dollar erhalten. Im Bild: der Bau der ersten Teststrecke im US-Bundesstaat Nevada
In Nevada hat Hyperloop One nach eigenen Angaben eine erste Testfahrt absolviert, bei der im Tunnel erfolgreich Unterdruck erzeugt wurde. Das ist für die hohe Schnelligkeit entscheidend. Allerdings war das Vehikel nur fünf Sekunden lang in der Röhre unterwegs und erreichte eine Geschwindigkeit von lediglich 112 Stundenkilometern. Bis 2021 will das Unternehmen unter CEO Rob Lloyd dennoch drei Strecken betreiben.
Bei einem Wettbewerb hat Hyperloop One insgesamt zehn Strecken weltweit ausgewählt, die das Unternehmen für besonders vielversprechend hält. Städteplaner hatten Vorschläge eingereicht, gewonnen haben Konzepte für vier Verbindungen in den USA wie von Miami bis nach Orlando, für zwei in Indien, eine in Mexiko, Kanada und zwei in Großbritannien.
Auch für Deutschland hat das Unternehmen bereits eine Vision vorgelegt. Demnach würde eine Fahrt von Berlin nach Hamburg noch 20 Minuten dauern, Hamburg-Köln nur eine halbe Stunde.
Hyperloop One arbeitet derzeit mit verschiedenen Ländern an Machbarkeitsstudien. Saudi-Arabien war einer der Partner, hat aber jetzt den Deal platzen lassen. Der Grund: Hyperloop-One-Investor Richard Branson hatte sich von dem Königreich wegen des Falls des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi distanziert. US-Ermittler hatten zuletzt den Verdacht geäußert, dass Kronprinz Mohammed bin Salman (im Bild) in die Ermordung involviert sein könnte. Bin Salman weist die Vorwürfe zurück.
Gemeinsam mit der Transportbehörde Dubai wird eine Route zwischen Dubai und Abu Dhabi evaluiert, die die Reisezeit von 90 Minuten auf zwölf reduzieren könnte. Mit der zuständigen Behörde im US-Bundesstaat Colorado ist Hyperloop One ein Public Private Partnership eingegangen und prüft ebenfalls eine Strecke. Zwischen den indischen Metropolen Pune und Mumbai soll ebenfalls eine Verbindung entstehen, den Start soll eine Teststrecke machen.
Währenddessen versucht Konkurrent Hyperloop Transportation Technologies (HTT), ebenfalls aus Los Angeles, schneller zu sein. Das Unternehmen von CEO Dirk Ahlborn (im Bild) verkündete, bereits 2020 könnten Pendler mit dem Hyperloop reisen. Die erste Strecke könnte dabei in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen: Im April wurde in Abu Dhabi die erste Vereinbarung zum Bau einer zehn Kilometer langen kommerziellen Strecke unterzeichnet. Die Emirate drängeln sehr, sagte Ahlborn schon 2017 zum Fernsehsender CNBC.
HTT zieht daneben Verbindungen im kalifornischen Quay Valley und zwischen Chicago und Cleveland in Betracht. Außerdem gibt es Kooperationen in der Ukraine, China und dem indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa stand 2017 bereits in Gesprächen mit HTT. "Hyperloop ist eine wichtige Entwicklung, die wir uns genau anschauen", hieß es damals vom Konzern. Es habe sich aber lediglich um einen Austausch mit HTT gehandelt und keine Partnerschaft. Laut einem Medienbericht soll die Lufthansa überlegt haben, auf welchen Strecken der Hyperloop Flüge ablösen könnte.
Nach wie vor gibt es allerdings zahlreiche Kritiker, die an der technischen Machbarkeit des Hyperloops zweifeln. Auch die Baukosten wären sehr hoch. Laut dem US-Magazin "Forbes" würde beispielsweise eine 170 Kilometer lange Strecke im Silicon Valley umgerechnet acht bis 11,5 Milliarden Euro kosten. Das wären bis zu 68 Millionen Euro pro Kilometer. Europäische Hochgeschwindigkeitsstrecken für Züge haben etwa 20 Millionen Euro pro Kilometer gekostet.
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