Plötzliche Hitzeschäden
Fakten zur Gefahr auf der Autobahn
Auf Deutschlands Autobahnen bilden sich gefährliche Risse. Schuld ist die enorme Hitze, die Fahrbahnen wölbt. In Bayern kam es durch die Schäden bereits zu einem tödlichen Unfall. Was Autofahrer jetzt wissen müssen.
Hamburg - Die Furche ist mehrere Zentimeter breit und wölbt sich steil nach oben. Quer über die Fahrbahn der A93 nahe dem bayerischen Abensberg zieht sich der mächtige Riss - eine tödliche Falle. Hier kam am Mittwoch ein Motorradfahrer ums Leben, nachdem er mit seiner Harley Davidson regelrecht über die Wölbung gesprungen war, in die Leitplanke prallte und dabei schwere Brustverletzungen erlitt. Der 59-Jährige starb noch am Unfallort.
Risse wie auf der A93 gab es in den vergangenen Tagen auf mehreren Autobahnabschnitten in Deutschland. Sie kommen auf Strecken vor, die mit Betonplatten ausgelegt sind - betroffen sind also 30 Prozent des Autobahnnetzes. Die wichtigsten Informationen zu der Gefahr auf den Straßen:
Wie kommt es zu den Rissen?
Experten sprechen bei Schäden von sogenannten Blow-ups. Sie treten bei enormer Hitze auf: Dabei dehnen sich die etwa vier Meter breiten und sieben Meter langen Betonplatten auf den Autobahnen aus. Der Platz zwischen den Fugen reicht dann nicht mehr als Puffer, die Platten stoßen aneinander und wölben sich so weit, bis sie aufsprengen.
Wie hoch ist Gefahr, dass es zu solchen Blow-ups kommt?
"Bis es zu den Schäden kommt, ist eine Verkettung von mehreren Faktoren nötig", sagt Martin Radenberg, Professor für Verkehrswegebau an der Universität Bochum. Demnach müssen Temperaturen von mehr als 35 Grad herrschen. "Außerdem muss die Betondecke Vorschäden haben", sagt er. Meist spielen dabei der Zustand und der Verbund der Dübel ein Rolle: Sie halten die Betonplatten zusammen und sollen bewirken, dass sie stabil und eben aneinander abschließen. Sind die Dübel beispielsweise gebrochen oder nicht mehr ausreichend im Beton verankert, verlieren die Platten an Stabilität und die Gefahr eines Blow-ups steigt. Laut Radenberg und anderen Experten sind davon fast ausschließlich ältere Betonplatten betroffen.
Wie lässt sich feststellen, ob eine Platte zu bersten droht?
Laut Ansicht vieler Experten stehen die Straßenmeistereien hier vor einem Problem. "Die Dübel befinden sich in der Mitte der etwa 30 Zentimeter dicken Betonplatten", sagt Uni-Professor Radenberg, "man kann nicht sehen, ob sie beschädigt sind." Laut Angaben von Jürgen Berlitz, Fachreferent für Straßenbauwesen beim Automobilclub ADAC, treten die gefährlichen Wölbungen plötzlich auf - ohne dass es vorher genaue Anzeichen dafür gibt. "Deshalb ist es schwierig, Autofahrer rechtzeitig zu warnen", sagt er.
Wo sind in den vergangenen Tagen Hitzeschäden auf Autobahnen aufgetreten?
Bekannt sind bislang Fälle in Baden-Württemberg auf der A8 bei Remchingen, in Bayern auf den Autobahnen A3, A7, A92 und A94 sowie in Sachsen-Anhalt der Autobahn 9 nahe Droyßig.
Können solche Schäden auch auf Autobahnen mit Asphaltbelag auftreten?
Nein. Blow-ups gibt es nur bei Betonplatten. Allerdings, so Radenberg, können sich auf Asphaltstraßen bei extremer Hitze tiefe Spurrinnen bilden. "Dabei muss jedoch zunächst auch ein baulicher Fehler vorliegen."
Was können Autofahrer tun?
Wer die Gefahr, über einen Blow-up zu fahren, hundertprozentig vermeiden will, darf nicht auf die Autobahn. Die Experten warnen jedoch vor einer Panikmache: Normalerweise sind solche Schäden äußerst selten. ADAC-Mann Berlitz rät Autofahrern, die bei starker Hitze auf Autobahnen mit Betonplatten unterwegs sind, mit erhöhter Aufmerksamkeit zu fahren. Gegebenenfalls sollten sie das Tempo verringern und genügend Abstand zum Vorderfahrzeug halten, um die die Fahrbahn vor sich jederzeit auf weite Sicht überblicken zu können.
Autobahn in Tühringen: Verkehrsexperten kritisieren den Zustand der Straßen in Deutschland. Durch die mangelnde Sanierung steigt die Gefahr von Hitzeschäden.
Foto: imago
2 / 3
Riss auf der A93 bei Abensberg: Hier platzte der Belag durch die starke Hitze, ein Motorradfahrer baute deswegen einen tödlichen Unfall.
Foto: Walter Dennstedt/ dpa
3 / 3
Autobahn in Baden-Württemberg: Die sogennaten Blow-ups passieren plötzlich, vorher sind die Risse nicht zu entdecken.