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Autos unter Wasser: Auf Tauchfahrt

Foto: Armin Weigel/ dpa

Autos unter Wasser "Bloß nicht anlassen"

Abgesoffen - das gilt derzeit für etliche Autos in den Überschwemmungsgebieten in Deutschland. Wenn die Brühe erst einmal ins Fahrzeug gelaufen ist, können die Schäden beträchtlich sein. Der wichtigste Tipp: Auch wenn der Pegel sinkt, das Auto auf keinen Fall starten.

Die Bilder aus den Überschwemmungsgebieten zeigen immer wieder auch Autos, die bis zur Fensterlinie im Hochwasser stehen. "Wenn die Brühe auch die Armaturentafel erreicht hat, ist das Auto fast immer ein wirtschaftlicher Totalschaden", sagt Hubert Paulus vom Technikzentrum des Automobilclubs ADAC in Landsberg. "Dann nämlich stehen auch große Teile der Bordelektronik unter Wasser, etwa das Airbag-Steuergerät zwischen den Sitzen, und es würde einen immensen Aufwand bedeuten, ein solches Fahrzeug wieder instand zu setzen."

Steht ein Fahrzeug bis zum Kragen im Wasser, übersteigt der Reparaturaufwand in aller Regel den Wert des Wagens. Erstattet werden die Reparaturkosten oder der Wiederbeschaffungswert ohnehin nur von einer Kaskoversicherung, und auch nur dann, wenn kein Vorsatz vorliegt. Manche Unternehmen schließen auch aufgrund von grober Fahrlässigkeit aus, etwa wenn der Wagen trotz Flutgefahr auf einem hochwassergefährdeten Parktplatz abgestellt war. Lackschäden am Auto durch herumschwimmende Gegenstände sind von der Kaskoversicherung abgedeckt; ebenso Wasserschäden an Einbauteilen wie Navigationssystem, Autoradio oder Kindersitzen.

Ein Problem ist das Hochwasser für Autobesitzer aber auch schon dann, wenn lediglich der Fußraum des Wagens unter Wasser steht. "Dann müssen auf jeden Fall die Bremsen komplett gereinigt werden, denn wir sprechen ja nicht von Klarwasser, sondern einer schlammigen Brühe. Die dringt auch in die Bodenbeläge, eventuell saugen sich außerdem Sitzpolster voll", sagt ADAC-Techniker Paulus, "den Gestank kriegt man nur schwer wieder heraus."

Im Prinzip helfe nur eines: Das Auto rechtzeitig aufs Trockene bringen. Unbedingt vermeiden sollte man dabei, überflutete Straßen zu passieren - jedenfalls dann, wenn man nicht genau weiß, wie hoch dort das Wasser steht. Als Faustregel gilt: Reicht der Wasserspiegel über die Radnaben, wird es gefährlich. Vor allem, wenn der Wagen zu schnell durch die Fluten rollt. "In diesem Fall entsteht eine Bugwelle, und womöglich dringt Spritzwasser in den Motorraum", sagt Paulus.

Auf gar keinen Fall ausprobieren, ob der Motor noch anspringt

Gelangt das Wasser in die Ansaugöffnung des Motors, spricht man vom Wasserschlag, der wiederum zu einem Kolbenfresser und kapitalen Schäden an Pleueln oder der Kurbelwelle führen kann. Paulus: "Der Motor ist dann restlos im Eimer." Die Versicherung HUK Coburg rät daher, Hochwassergebiete weiträumig zu umfahren. Das gilt übrigens auch für Fahrer sogenannter SUV, denn die Ansaugöffnung dieser Fahrzeuge liegt nur wenig höher als die normaler Pkw - die Gefahr eines Wasserschlags ist daher nur minimal geringer.

Falls das Auto im Wasser stand und innen nass geworden ist, sollte man den Wagen nach dem Rückgang der Überschwemmung "bloß nicht starten", wie Paulus sagt. Womöglich ist Wasser in die Ölwanne eingedrungen. Auch wenn das Triebwerk anspringt, besteht die Gefahr eines Kolbenfressers, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK). Am sichersten ist es daher, das Auto in eine Werkstatt transportieren zu lassen, wo es dann von Fachleuten trockengelegt und wieder instand gesetzt werden kann.

Mitarbeit: Markus Bruhn

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