Hybrid-Wohnanhänger Energiegewinnung beim Hinterherrollen
Immer luxuriösere Einrichtung, feinere Materialien, cooleres Design - das war bislang die Richtung des Fortschritt in der Wohnwagenbranche. Beim Caravan-Salon in Düsseldorf steht nun außerdem die Energieeffizienz im Fokus - und damit Wohnanhänger, der Strom produziert.

Kraftwerk in der Plattform: Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf stellt die Firma Knaus Tabbert eine Wohnwagen-Plattform vor, in die zwei Generatoren und zwei Gel-Batterien integriert sind. Der während der Fahrt erzeugte Strom kann so für einige Zeit die elektrischen Verbraucher im Caravan unabhängig vom Stromnetz betreiben.
Die Idee ist so einfach, dass man sich fragt, warum bislang noch keiner drauf gekommen ist: Ein Wohnwagen, der hinter einem Auto hergezogen wird, produziert Strom, indem die Rotationsenergie der Räder in elektrische Energie umgewandelt und in einer Batterie gespeichert wird. Mit dem so gewonnen Strom lässt sich beispielsweise der Kühlschrank oder die Klimaanlage des Caravans während der Fahrt betreiben. Am Zielort kann der Wohnwagen bei vollen Akkus vier Tage lang völlig unabhängig von einem Anschluss ans Stromnetz mit allen elektrischen Verbrauchern genutzt werden.
Das erklärt gleich den Namen der Technik, die der Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert als "Autark-Paket" auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf (27. August bis 4. September) erstmals vorstellt. Das System sei "seriennah", sagt Firmensprecher Alexander Wehrmann. "Wir planen, diese Technik unseren Kunden ab dem Sommer 2012 zur Verfügung zu stellen." Auch ein Preis ist bereits grob kalkuliert. "Ziel ist es", sagt Wehrmann, "das 'Autark-Paket' für weniger als 3000 Euro anzubieten."
Die Technik entwickelte Knaus Tabbert gemeinsam mit der Firma Al-Ko Kober. Zu ihr gehören zwei Wechselstromgeneratoren mit jeweils 850 Watt Leistung, die über eine Achsseitenwelle mit je einem Rad des Wohnwagens verbunden sind. Die während der Fahrt erzeugte Energie wird in zwei Gelbatterien gespeichert und von dort in die Bordelektrik des Caravans eingespeist. Das zusätzliche Gewicht des Autark-Pakets beträgt 150 Kilogramm, wobei rund die Hälfte auf die wartungsfreien Batterien entfällt. Bereits ab einer Geschwindigkeit von 10 km/h produziert die Technik Strom, die maximale Ladeleistung steht nach Angaben des Herstellers bereits ab 35 km/h zur Verfügung.
Die zumindest zeitweise elektrische Selbstversorgung ist Teil von mehreren neuen Techniken, die auch Wohnwagen energiesparender und umweltfreundlicher machen sollen. Bei Knaus Tabbert sind diese Entwicklungen Teil der sogenannten Efficiency Line. Dazu gehören drei weitere Ausbaustufen: Ein "Hybrid-Paket", das mit Rekuperationsbremse und Traktionsunterstützung arbeitet; ein "Funktions-Paket", dass mit der während der Fahrt gewonnenen elektrische Energie für die Caravan-Stabilisierung und die selbständige Bewegung des Wohnwagens auf den Stellplatz sorgt; und schließlich das "Komfort-Paket", mit dem auch das An- und Abkuppeln des Wohnanhängers automatisch vonstatten geht.
Die drei Module sind noch in der Entwicklung, sollen aber jetzt schon verdeutlichen, "welche technischen Möglichkeiten im Bereich E-Caravaning noch machbar" seien, sagt Firmensprecher Wehrmann. Bis diese Dinge jedoch als Serienprodukte angeboten werden können, sei noch allerlei "Feinausarbeitung der Komponenten" nötig.