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Fahrrad von Ikea: So sieht Sladda aus

Foto: Inter IKEA Systems B.V.

Fahrrad von Ikea New Möbelity

Es kostet so viel wie 16 Billy-Regale: Der Möbelhersteller Ikea hat jetzt ein Fahrrad im Sortiment. Auf den ersten Blick ein solides Angebot - nur der Name verheißt nichts Gutes.

Ein SUV von H&M, eine Limousine von Karstadt oder ein Cabrio von Aldi? Die wenigsten Kunden würden wohl in einem Supermarkt oder einer Boutique ein Auto shoppen. Bei Fahrrädern oder Rollern sieht das schon anders aus, die werden gerne mal beim Lebensmittel-Discounter oder im Baumarkt gekauft. Und jetzt das: Auch das schwedische Möbelhaus Ikea bietet ein Fahrrad an. Seit Anfang August zählt "Sladda" zum Sortiment.

"Das Fahrrad sollte funktional sein, ein schönes Design besitzen, aber auch den Anforderungen des Alltags standhalten und nachhaltig sein", beschreibt es Sven Kleuter, Produktspezialist bei Ikea Deutschland. "Dies alles kombiniert mit niedrigen Preisen, damit es für jedermann erschwinglich ist." Diese Vorgaben gelten für so ziemlich jedes massentaugliche Fahrrad. Bei Ikea nennt man das "Democratic Design". Anders gesagt: Die Schweden wollen neben Möbeln jetzt auch Mobilität für alle bieten. "Immer mehr Menschen wohnen in dicht besiedelten Städten, in denen ein Auto sehr teuer und umständlich sein kann", sagt Kleuter.

"Im Grunde recht einfach ausgestattet"

Und was kann Sladda so? Erst einmal eine Entwarnung: Anders als andere Ikea-Produkte muss man das Rad nicht selbst zusammenbauen, es ist bereits fertig montiert. Es hat einen Unisex-Rahmen aus Aluminium und ist in den zwei Größen 26 und 28 Zoll erhältlich; das größere Modell wiegt 16 Kilogramm. Die Zweigangschaltung mit Automatixnabe vom US-Hersteller SRAM benötigt keinen Schalthebel, da die Gänge - abhängig von der Fahrgeschwindigkeit - automatisch wechseln. Statt einer Kette gibt es einen wartungsarmen Riemenantrieb. Gebremst wird durch eine mechanische Scheibenbremse am Vorderrad, das Hinterrad hat eine Rücktrittbremse.

Entwickelt wurde der Drahtesel zusammen mit dem schwedischen Designstudio Veryday, das unter anderem bereits für den Sportwagenbauer Koenigsegg gearbeitet hat. An einem Befestigungssystem am Rahmen lässt sich unter anderem eine Satteltasche oder ein Gepäckträger anbringen. Einen Korb sowie einen passenden Anhänger gibt es ebenfalls als Zubehör.

Der Preis: 779 Euro kostet die Variante mit 26-Zoll-Rädern, 799 Euro das 28er-Modell. Mit der Ikea-Kundenkarte gibt es Rabatt, dann sinkt der Preis auf 479 oder 499 Euro.

Ist das nun teuer, fair oder gar ein Schnäppchen? "Im Grunde ist das Ikea-Rad recht einfach ausgestattet. Der Riemenantrieb ist aber ein echtes Highlight in dieser Preisklasse", sagt René Filippek vom Allgemeinen Fahrrad Club Deutschland (ADFC). "Ob alles wirklich so gut funktioniert wie in der Theorie, muss sich natürlich in der Praxis erweisen."

"Der Riemenantrieb ist ein Highlight in dieser Preisklasse"

"Der Riemenantrieb ist ein Highlight in dieser Preisklasse"

Foto: Inter IKEA Systems B.V.

Man sollte also genau hinschauen, wenn man sich für ein Fahrrad entscheidet, das nicht aus dem Fachgeschäft kommt. "Was die Materialqualität betrifft", sagt Filippek, "muss man keine Sicherheitsbedenken haben. Wer so ein Rad nur gelegentlich nutzen will, ist damit gut bedient."

Generell gilt: Bei Fahrrädern, die zu sehr niedrigen Preisen angeboten werden, sollte man vorsichtig sein. ADFC-Mann Filippek: "Als grobe Faustregel gilt: Wenn das Rad mehrmals pro Woche und auch bei schlechtem Wetter genutzt wird, sollte es nicht unter 500 Euro kosten. Dann sind sowohl Funktion als auch Haltbarkeit in vernünftigem Maße vorhanden." Für echte Vielfahrer, die jeden Tag zur Arbeit und auch in der Freizeit fahren, sollte man noch ein wenig mehr veranschlagen.

Auch wenn Sladda kein billiges Discounterfahrrad ist, bleibt dennoch das Problem mit dem Service. Ist das Zweirad beschädigt oder hat der Käufer einmal Fragen zum Produkt, kann ihm im Möbelhaus wohl oft nur begrenzt geholfen werden. "Am Ende stehen Kunden dann doch beim Fachhändler und müssen für dessen Leistungen bezahlen, was den ursprünglichen Preisvorteil meist völlig auffrisst", sagt Fahrradexperte Filippek. Wer sein Rad nicht beim Experten kauft, sollte also zumindest über ein technisches Grundverständnis verfügen.

Die Schweden-Schleuder

Günstige und zugleich hochwertige Alternativen findet man natürlich auch auf dem Gebrauchtmarkt. Auch Fachhändler bieten gebrauchte Fahrräder an. Das hat den Vorteil, dass man zum Rad eine Garantie und einen guten Service bekommt. Für Privatkäufe rät Filippek: "Ist keine Quittung mehr für das Rad vorhanden, sollte man auf einen Kaufvertrag mit Eigentumserklärung des Vorbesitzers bestehen. Sonst läuft man Gefahr, ein gestohlenes Rad zu kaufen."

Ob Ikea mit dem neuen Schwedenrad ähnlichen Erfolg haben wird wie mit Klippan, Köttbullar und Co. wird sich zeigen. Über den Namen Sladda sollten die Marketingexperten allerdings noch einmal nachdenken. Denn der bedeutet ins Deutsche übersetzt Schleudern - und das klingt keineswegs sattelfest.

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