Illegales Autorennen Hunderte Polizisten auf Raserjagd
München - Das illegale Cannonball-Rennen konnte allein auf seinem Weg durch Bayern eine stolze, wenn auch nicht ganz gesetzeskonforme Bilanz aufweisen: rund 20 Strafzettel, über 6000 Euro an Geldbußen und Sicherheitsleistungen und rund 150 einzelne Fahrtzeugkontrollen. Etwa 500 Beamte waren allein im Freistaat im Einsatz, um die etwa 120 Teilnehmer der Tour von London nach Rom unter Kontrolle zu halten. Das sei "ganz gut gelungen", sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern. Es habe keinen einzigen Unfall gegeben. "Wir haben jeden mindestens einmal kontrolliert."
Cannonball-Teilnehmer Fred Smith zeigte sich dennoch begeistert von der Tour durch "Bavaria". Die Autobahnen ohne Tempolimits seien einfach "erstaunliche Straßen", betonte der Brite. Besonders gut habe ihm die Strecke südlich von Nürnberg auf der A 9 gefallen. Allerdings wurde auch er mit seinem Porsche Cayenne Turbo ein paar Mal angehalten und kontrolliert. "Ein wenig Geld" habe er dabei für "kleinere Dinge" an die Staatskasse abdrücken müssen, räumte Smith ein. Doch das habe er schon vorher einkalkuliert.
Gestern war die rasende Horde mit ihren Ferraris, Lamborghinis, Aston Martins und BMWs von Nordwesten her in Bayern eingefallen. Ihr Etappenziel war das Sheraton Hotel in München, wo sie übernachteten und feierten. Heute Morgen ging es dann weiter in Richtung Süden.
Allerdings hieß es zunächst einmal pusten. Um zu hohe Restalkoholwerte auszuschließen, untersuchte die Polizei jeden einzelnen Piloten vor dem Hotel auf seine Fahrtüchtigkeit. Zwei Fahrer fielen dabei wegen Alkohol und Drogen im Blut durch und wechselten auf den Beifahrersitz.
Tolerante Horde
Obwohl für die Münchner - auch dank Bayern-Torhüter Oliver Kahn - Ferraris und ähnliche PS-starke Geschosse kein ungewohnter Anblick sind: Dieses Bild war schon außergewöhnlich. Dutzende hochgezüchtete Rennboliden mit oft nicht minder getunten Pilotinnen und Beifahrerinnen, dazu jede Menge Gentlemen-Driver, die meisten aus Großbritannien, warteten geduldig auf die behördliche Erlaubnis zur Weiterfahrt.
Teilnehmer Smith lobte danach überschwenglich die "Freundlichkeit und Kooperationsbereitschaft" der Polizei. Und auch die Beamten zeigten sich von der "Gelassenheit und Toleranz" der Fahrer beeindruckt. Ein Teilnehmer wurde ganze sieben Mal kontrolliert und präsentierte den verdutzten Polizisten seine stetig wachsende Sammlung von Visitenkarten ihrer Kollegen.
Bis zur Grenze nach Österreich hielten die Beamten die freundliche Begleitung der Hobby-Rennfahrer aufrecht. Die Veranstalter hatten sogar einige Späher im Einsatz: Mini Coopers mit britischen Kennzeichen, die vor drohenden Radarfallen warnten. Und auch ein eigener Cannonball-Hubschrauber war über den Autobahnen unterwegs.
Die Tradition der Cannonball-Rennen wurzelt in den berühmt-berüchtigten Hochgeschwindigkeitswettbewerben quer durch die USA in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Durch den Kinofilm "Auf dem Highway ist die Hölle los" mit Burt Reynolds in der Hauptrolle wurde die Veranstaltung weltberühmt.
Im vergangenen Jahr führte die Cannonball-Route von London nach Monte Carlo, diesmal war Rom das Ziel. Und in Italien wartete auf die Rennfahrer eine ganz besondere Herausforderung. Schließlich hat die dortige Polizei im vergangenen Jahr einen Lamborghini Gallardo geschenkt bekommen. Mit seinen 300 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit ein durchaus ebenbürtiger Gegner.
Ulrich Meyer, ddp