

Teuer, luxuriös und vor allem groß - so lässt sich das gegenwärtige Angebot von Jaguar beschreiben. Demnächst jedoch soll ein neuer, leichter und sehr sportlicher Roadster die Modellpalette ergänzen. F-Type wird das Auto heißen, wie es aussehen wird, lässt sich an der Designstudie C-X16 ablesen, die Jaguar im vergangenen Herbst auf der IAA in Frankfurt enthüllte. "Wir zeigen das fertige Auto noch in diesem Jahr und starten im Sommer 2013 mit dem Verkauf", sagte Jaguar-Markenchef Adrian Hallmark, als er jetzt den Start der neuen Baureihe verkündete - und als Beweis verteilte er Fotos von getarnten Prototypen
Zuerst wird es den Wagen als zweisitzigen Roadster geben, später soll dann die Coupé-Variante folgen. Als erstes und einziges Auto im Segment der kleineren Sportwagen bekomme der F-Type eine Bodengruppe und eine Karosserie, die komplett aus Aluminium gefertigt wird, sagt Hallmark. Daher werde der Roadster deutlich leichter sein als seine Konkurrenten. Das senkt den Verbrauch, steigert die Präzision in schnellen Kurven und sorgt für attraktive Fahrdaten.
Welcher Motor im F-Type stecken wird, sagt Jaguar noch nicht. Der bekannte V8 wird wohl dem Modell XK vorbehalten bleiben, der Hybridantrieb aus der IAA-Studie ist wohl noch nicht serienreif - und so gilt ein aufgeladener Sechszylinder als erste Wahl. Von 0 auf 100 km/h in fünf Sekunden und ein Spitzentempo von 300 km/h sind die Fahrleistungen, die Jaguar anstrebt. Hallmark: "Mit mindestens einer Version des Serienmodells werden wir diese Werte sogar noch toppen."
Technisch ist der F-Type teilweise ein Ableger des XK, von einem luxuriösen Gran Turismo allerdings werde das neue Modell nichts haben. "Das Auto hat zwei Sitze weniger und ist ein gutes Stück kürzer. Und vor allem viel sportlicher", sagt Hallmark. Messen solle sich die künftige Jaguar-Sportskanone mit Typen wie Mercedes SLK, Porsche Boxster oder BMW Z4. Um in diesem Segment eine Chance zu haben, dürfte zumindest das Basismodell nicht viel mehr als 50.000 Euro kosten; doch zum Preis macht der Hersteller momentan noch nicht einmal eine Andeutung.
Dass Jaguar dringend einen kleinen Sportwagen brauche, war laut Hallmark unbestritten. Schwieriger war die Namensgebung. Neben XJ, XF und XK sollte es nämlich nicht noch eine X-Reihe geben. "Darum haben wir tausende andere Möglichkeiten untersucht, dem Wagen die Namen von Bergpässen, Wüsten oder Göttern gegeben und sind am Ende doch zu den Buchstaben zurück gekommen." Weil die Modelle C-Type, D-Type und natürlich E-Type die Marke Jaguar groß und bekannt gemacht haben, buchstabierte das Management einfach weiter. Hallmark: "Der F-Type soll an diese Tradition anknüpfen."
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Jaguar F-Type: Das ist ein noch getarnter Prototyp des Roadsters Jaguar F-Type, der Mitte nächsten Jahres auf die Straße kommen soll. Dem offenen Modell soll wenig später eine geschlossene Coupé-Variante folgen.
Leichtbau-Flitzer: Der F-Type ist das erste Auto in dieser Klasse, bei dem sowohl die Karosserie als auch die komplette Bodengruppe aus Aluminium gefertigt werden.
Stramme Werte: Noch gibt es keine detaillierten technischen Aussagen zu dem Auto, doch Jaguar-Mitarbeiter lassen gern durchsickern, dass der kommende Sportwagen in rund fünf Sekunden von 0 auf Tempo 100 sprinten wird und in seiner schnellsten Version wohl 300 km/h Spitzengeschwindigkeit erreichen wird.
Klassische Linien: Keine Experimente lautete offenbar das Motto für das Design des neuen britischen Sportwagens. Auch wenn die Details noch von der Tarnbeklebung verdeckt werden lässt sich doch schon anhand der Proportionen sagen, dass der F-Type ein klassisch-ausgewogener Roadster werden wird.
Mit Stoffmütze: Weil Jaguar ganz auf die Leichtbau-Karte setzt, wird der offene Sportwagen kein Klapp-Hardtop wie etwa der Mercedes SLK erhalten, sondern ein Textilverdeck.
Der Preis ist noch offen: Gut ein Jahr vor dem Marktstart hält sich Jaguar bei Fragen nach dem Preis des Autos noch bedeckt. Aber mehr als 50.000 Euro dürfte das Einstiegsmodell nicht kosten, wenn der Wagen ein Erfolg werden soll.
Jaguar-Studie C-X16: Auf der IAA im vergangenen Herbst in Frankfurt stellte Jaguar die Sportwagenstudie C-X16 vor. Aus dem Projekt wurde inzwischen ein Modell mit einer Serienzukunft. Allerdings wird der Wagen unter dem Namen F-Type zunächst als Roadster starten.
Firmengründer Sir William Lyons: Im Jahr 1921 kaufte Automobilenthusiast William Lyons, seinerzeit 20 Jahre jung, dem acht Jahre älteren William Walmsley einen von ihm gebauten Motorradbeiwagen ab - indirekt der Startschuss der Marke Jaguar. Ein Jahr später gründeten Lyons und Walmsley die Swallow Sidecar Company in Blackpool. Mit einem kleinen Team von Mechanikern begannen die beiden Freunde die kommerzielle Produktion von Motorradbeiwagen. Das erste offizielle Produkt war das "Model 1 Swallow Sidecar Coupe Sports de Luxe", 1924 folgte dann das "Model 2 Swallow Sidecar Light Weight de Luxe". Das Foto zeigt Lyons in den sechziger Jahren neben einem Jaguar E-Type.
Jaguar SS1 Coupé: Ab1927 kooperierte Swallow mit einigen Autoherstellern, für die pro Woche etwa hundert Karosserien gefertigt wurden. Ab 1929 produzierte Swallow auch für die Marke Standard. Ein Produkt dieser Zusammenarbeit war der "S.S.1" (für Standard Swallow). Das Besondere war, dass es Lyons gelungen war, einen Hersteller von seiner Idee eines für damalige Verhältnisse ungewöhnlich flachen Chassis zu überzeugen. Im Oktober 1931 wurde der S.S.1 mit Sechszylinder-Reihenmotor auf der Motor-Show in London präsentiert. Herausragend war der Wagen rückblickend weniger wegen technischer Details, sondern aufgrund seiner Bedeutung für die Entwicklung der Marke Jaguar.
Jaguar SS 100: Das Modell SS100 wird oft als "erster richtiger Jaguar" tituliert. Das Basismodell war mit einem 102 PS starken 2,5-Liter-Motor ausgestattet, erhältlich war zudem ein 3,5-Liter-Motor mit 125 PS, der bis zu 165 km/h schaffte - hohe Werte für die damalige Zeit. Der SS100 erhielt erstmals den Beinahmen "Jaguar", der die Kraft und Eleganz des Raubtieres widerspiegeln sollte. Die Innenausstattung war äußerst spartanisch, dennoch gilt der erste Jaguar heute als Meisterstück. Angeblich ließ Lyons damals einen Prototypen des Wagens vor dem Fenster seines Arbeitszimmers aufstellen, und um ihn aus verschiedenen Blickwinkeln begutachten zu können, musste ein Gärtner das Auto regelmäßig umparken. Im Bild ein offener SS100, das so genannte Drophead Coupé.
Jaguar-Logo: Nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzte der ursprüngliche Beiname Jaguar den bisherigen Markennamen SS. Die englische Marke wollte nicht mit der so genannten Schutz-Staffel des Nazi-Regimes in Verbindung gebracht werden. Der offizielle Firmenname lautet seitdem Jaguar Cars Ltd., das Bild zeigt ein Jaguar-Markenemblem aus den fünfziger Jahren.
Jaguar XK 120: Der zweisitzige Roadster XK 120 war der Nachfolger des SS100. Eine Innovation war der 160 PS starke Sechszylinder-Reihenmotor mit zwei Nockenwellen im Zylinderkopf. Der Motor lief extrem zuverlässig, sodass bei Jaguar bis 1992 Maschinen dieser Bauart gefertigt wurden. Die schwungvolle Karosserie und die für damals atemberaubenden Fahrleistungen des ersten Nachkriegs-Sportwagens von Jaguar führten zu einer unerwartet starken Nachfrage - zumal der Preis, typisch für Jaguar zu dieser Zeit, vergleichsweise moderat war. Besonders in Amerika entwickelte sich der XK 120 zum Verkaufsschlager.
Triumph in Le Mans: In den frühen fünfziger Jahren war Jaguar eine gut aufgestellte Marke - was jedoch fehlte, war Prestige im Motorsport. Dies wollten Lyons und sein Mechaniker William Heynes um jeden Preis ändern und suchten sich dafür das Motorsportevent schlechthin aus, das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Streng abgeschirmt wurde an einer leichteren Version des XK120 gearbeitet, die den Zusatz "C" für Competition erhielt. Mit drei Modellen dieses modifizierten XK120 C, schlicht C-Type genannt, trat Jaguar 1951 in Le Mans an. Zwei Autos schieden mit Motorschaden aus, doch der im Rennen verbliebene Wagen (Fahrer: Peter Walker und Peter Whitehead) gewann den Langstreckenklassiker mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 km/h. Jaguar gewann in Le Mans auch noch in den Jahren '53, '55, '56, '57, '88 und '90.
Jaguar E-Type: Im März des Jahres 1961 stellte Jaguar auf dem Autosalon in Genf ein Coupé vor, das heute als Legende gilt - den E-Type. Die markante Form des Wagens mit extrem langer Motorhaube und nach links öffnender Heckklappe erinnerte stark an die siegreichen Rennwagen der Jaguar-Familie und löste begeisterte Publikumsreaktionen aus. Das Design stammte von Malcolm Sayer, Sir William Lyons gab den Auto dann den letzten Schliff. Motorisiert war der E-Type anfangs mit der bewährten 265-PS-Maschine, die den Sportwagen auf bis zu 240 km/h beschleunigte. Später kamen deutlich stärkere Varianten und auch noch ein Cabrio hinzu.
Formel-1-Engagement: Ab 2000 ersetzte Jaguar das von Ford gekaufte Stewart-Grand-Prix-Team in der Formel 1. Jaguar Racing sollte den sportlichen Ruhm zurück bringen, der die britische Marke einst auszeichnete. Der Mythos konnte jedoch nicht wiederbelebt werden. Das zeitweise von Rennlegende Niki Lauda geleitete Team konnte keine nennenswerten Erfolge erzielen. Bereits 2004 zog sich Jaguar wieder aus dem Rennsport zurück, das Formel-1-Team wurde von Red Bull übernommen.
Jaguar X-Type: Achtzig Jahre nachdem William Lyons in Blackpool sein erstes Auto konstruiert hatte, begann im englischen Halewood die Produktion des X-Type. Der Mittelklassewagen basierte auf dem Ford Mondeo. Ziel war es, unter anderem mit diesem neuen Einstiegsmodell die Jaguar-Produktion von 80.000 Einheiten zu verdoppeln. Die bis zu 231 PS starke Limousine verkaufte sich zunächst nur schleppend; als ab 2004 auch eine Kombi-Version und ein Dieselmotor angeboten wurden, zogen die Absatzzahlen an. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 2009 wurden insgesamt 350.000 X-Type-Exemplare gebaut.
Jaguar XJ: Der Jaguar der Baureihe X 350 war eine Neukonstruktion der XJ-Reihe mit selbsttragender Aluminiumkarosserie. Die nur 1615 Kilo schwere Oberklasselimousine mit Motorleistungen von 238 bis 395 PS beschleunigte auf bis zu 250 km/h und galt als hochmodernes Luxusgefährt im typischen Jaguar-Stil. Der Wagen erinnerte an den XJ 12 von 1972, damals neben den Modellen von Lamborghini und Ferrari das einzige Auto mit einem Zwölfzylindermotor und damit vorübergehend die schnellste Limousine der Welt. Das Design des XJ 12 prägte die Marke Jaguar für Jahrzehnte. Der 2003 vorgestellte XJ wiederum kennzeichnet gut den Spagat der Marke am Anfang des neuen Jahrtausends, nämlich einerseits technisch konkurrenzfähig zu bleiben, gleichzeitig aber bestimmte optische Traditionen zu bewahren. Die Strategie erwies sich jedoch zunehmen als nicht mehr zeitgemäß.
Jaguar XF: Mit dem Jaguar XF debütiert 2007 nicht nur eine neue Limousine, sondern das Unternehmen schlug auch eine neue Designrichtung ein und verabschiedete sich vom bis dahin gepflegten Retro-Auftritt. Die Kehrtwende, die später mit dem beim neuen XJ (vorgestellt 2009) fortgeführt wurde, trug auch dazu bei, das Unternehmen Jaguar in die Gewinnzone zurückzuführen.
Jaguar-Zukunft: Auf dem Autosalon in Paris im Oktober 2010 stellte Jaguar die Studie C-X75 vor. Anlass war das 75-jährige Namensjubiläum der Marke - doch zugleich ist der Sportwagen, der unter dem neuen Chef der Autosparte von Tata, Carl-Peter Forster, entstanden, ein Blick in die Zukunft. Das Auto verfügt über vier Elektromotoren und zwei Gasturbinen, die als Reichweitenverlängerer fungieren. Der Prototyp soll bis zu 330 km/h schnell sein, aber im Durchschnitt lediglich 28 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen. Ob ein solches Auto je von Jaguar gebaut wird, ist ungewiss. Zunächst muss die Marke erst einmal mit herkömmlichen Modellen wieder Fahrt aufnehmen.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden