Kaufprämie für Elektroautos So viel bringt das 5000-Euro-Geschenk wirklich

Wer ein Elektroauto kauft, soll 5000 Euro geschenkt bekommen. Doch wer profitiert von dem Geldsegen tatsächlich? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Volle Fahrt voraus: Teile der Regierung wollen E-Autos stärker fördern

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Foto: Carsten Rehder/ picture alliance / dpa

Die Ministerien für Wirtschaft, Verkehr und Umwelt haben sich auf eine Kaufprämie für Elektroautos geeinigt. Wie soll die aussehen?

Private Käufer von Elektroautos und Plug-in-Hybriden sollen vom 1. Juli an eine Prämie in Höhe von 5000 Euro erhalten, für gewerbliche Kunden soll der Zuschuss 3000 Euro betragen. In jedem Kalenderjahr werden die Beträge um 500 Euro reduziert, so der Vorschlag. Der sogenannte Umweltbonus soll vorerst bis zum 31.12.2020 befristet sein. Insgesamt werde sich der Finanzbedarf für die Prämie auf 1,3 Milliarden Euro belaufen. 40 Prozent der Kosten sollen die Autohersteller tragen. Doch das Förderprogramm sieht noch andere Maßnahmen vor, die zusätzliche Kosten verursachen werden wie den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Subventionierung der Batterieforschung. Das Konzept der drei Ministerien dient als Basis für das nächste Treffen mit der Automobilindustrie im Kanzleramt Mitte April.

Was spricht für direkte Kaufanreize?

Mit einem höheren Anteil von reinen E-Fahrzeugen könnten die Emissionen in Ballungsgebieten tatsächlich gesenkt werden. Deutschland überschreitet regelmäßig die von der EU gesetzten Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide. Wie dringend eine Verbesserung der Luftqualität wäre, zeigt die derzeitige Situation in Stuttgart. Erstmals gilt dort seit Montag Feinstaubalarm.

Dass direkte Kaufanreize den Absatz von E-Fahrzeugen und Modellen mit Plug-in-Systemen beflügeln, also einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor mit der Möglichkeit, diese extern aufzuladen, zeigt das Beispiel Norwegen.

Wer dort ein neues Auto kauft, zahlt eine einmalige Registrierungssteuer, die unter anderem vom Gewicht und dem CO2-Ausstoß des Wagens abhängig ist. Durchschnittlich fallen dafür umgerechnet knapp 11.000 Euro an. Beim E-Auto entfallen diese Kosten. Auch die Mehrwertsteuer wird beim Kauf eines Stromers nicht erhoben. Hinzu kommen weitere Privilegien wie der Wegfall von Parkgebühren oder Maut und eine Freigabe des Fahrzeugs für Busspuren.

All diese Vergünstigungen haben dazu geführt, dass der Marktanteil der Elektroautos in Norwegen 2015 auf 17,1 Prozent gestiegen ist.

Toyota Prius auf dem Prüfstand: Einige Hybridmodelle haben Vorteile im Labor

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Foto: DEKRA

Was spricht dagegen?

Umweltschützer wie der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisieren die geplante Verkaufsförderung. Sie befürchten, dass die Hersteller durch die Prämie ihre Fahrzeugflotten mit wenig Anstrengung effizienter darstellen können. In der EU gelten für Neuwagen CO2-Grenzwerte, die von den Herstellern eingehalten werden müssen. Verfehlen diese die gesteckten Ziele, drohen empfindliche Strafzahlungen.

Gerade eine Förderung der Plug-in-Hybride sehen die Umweltschützer kritisch. Denn bei Fahrzeugen mit kombiniertem E- und Verbrennungsmotor wird bei der Verbrauchsermittlung der elektrisch zurückgelegte Teil unverhältnismäßig hoch angerechnet. So fährt das Auto auf dem Prüfstand erst einmal die Batterie leer, dann muss es nur noch 25 Kilometer mit Verbrennungsmotor zurücklegen. So kommt es, dass ein Luxuswagen mit 416 PS wie der Porsche Panamera auf den sensationellen CO2-Wert von 71g/km kommt bei einem Verbrauch von durchschnittlich 3,1 Liter.

In den Niederlanden zeigt sich genau der Haken einer solchen Förderung, so der verkehrspolitische Sprecher des VCD, Gerd Lottsiepen, in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE. Dank einer Kaufprämie hätten vor allem Flotten und Verleihfirmen verstärkt Plug-in-Hybride gekauft. Doch laut VCD werden diese Autos kaum elektrisch genutzt. Zu wenige Nutzer machen sich die Mühe, das Fahrzeug regelmäßig an der Steckdose aufzuladen. Mit dem Ergebnis: Dem Klima bringt die Förderung wenig.

Was können E-Autos für die Umwelt bewirken?

Elektroautos sind weniger sauber als landläufig angenommen. Im Vergleich zu Modellen mit konventionellem Motor fallen bei der Produktion von E-Modellen 60 Prozent mehr CO2-Emissionen an, so eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik im Auftrag des Verkehrsministeriums.  Schuld daran sind die aufwendige Batterietechnologie und der Einsatz von Leichtbaumaterialien, die in der Herstellung viel Energie verschlingen.

Auch im Alltagsbetrieb kann das E-Auto aufgrund des aktuellen Strommixes in Deutschland seine Vorteile nicht ausspielen. Mehr als 50 Prozent des Stroms in Deutschland werden nach wie vor aus fossilen Brennstoffen wie Braunkohle, Erdgas und Steinkohle erzeugt. Um die negative Ökobilanz bei der Produktion auszugleichen, muss das E-Auto mit dem heutigen Energiemix mindestens 100.000 Kilometer über die Lebensdauer von zwölf Jahren bewegt werden, mit Ökostrom ist die Umweltbilanz bereits ab 30.000 Kilometern sauber. Fazit: Elektroautos sind nur mit Ökostrom sinnvoll.

Sind E-Autos tatsächlich schon alltagstauglich?

Das Fahren mit Elektroautos funktioniert reibungslos. Bisher stellte das Netz an Ladesäulen die Fahrer oft vor ein Problem. Laut Nationaler Plattform Elektromobilität waren Mitte 2015 knapp 5600 Ladepunkte an 2500 öffentlich zugänglichen Säulen vorhanden  - zum Vergleich: In Deutschland gibt es gut 14.500 Tankstellen. Ein Kaufhindernis stellt für viele Autofahrer auch die vergleichsweise geringe Reichweite von reinen E-Fahrzeugen dar. Diese liegt durchschnittlich weit unter 200 Kilometern. Durch Fortschritte bei der Batterietechnologie wird die Reichweite in Zukunft steigen.

Welche Vorteile genießen E-Autofahrer bereits?

Seit Oktober 2015 kann man für elektrisch betriebene Fahrzeuge ein spezielles E-Nummernschild beantragen, das dem Fahrzeug im Verkehr Privilegien einräumt - vorausgesetzt, die Kommune stimmt den Sonderrechten für Stromer zu.

Das vom Bund verabschiedete Elektromobilitätsgesetz sieht unter anderem vor, dass Autos mit E-Kennzeichen kostenlos parken und auf einer Busspur fahren dürfen. Auch Fahrzeuge mit Brennstoffzelle und sogenannte Plug-in-Hybridfahrzeuge dürfen das E-Kennzeichen nutzen.

Halter von Hybridautos können das neue Nummernschild aber nur beantragen, wenn das Fahrzeug entweder höchstens 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt oder mindestens 30 Kilometer rein elektrisch fahren kann.

Der etwas andere BMW: Der i3 setzt auf Leichtbau und Batterie

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Foto: BMW

Welche E-Autos werden derzeit in Deutschland angeboten?

Allein die deutschen Hersteller hatten laut Branchenverband VDA zum Jahresbeginn 29 verschiedene Elektro- und Plug-in-Hybridmodelle im Angebot. Dazu kommen Modelle der Importeure wie Renault, Nissan oder Tesla. Zu den Aushängemodellen zählt nach wie vor beispielsweise der BMW i3, der eigens für den Batteriebetrieb konstruiert worden ist.

Wie wirtschaftlich sind E-Autos wirklich?

Der ADAC hat vor gut einem Jahr in einem Autokostenvergleich  E-Modelle mit in Ausstattung und Leistung vergleichbaren Versionen von neun Herstellern analysiert. Nicht in allen Fällen stand dabei ein Modell aus derselben Klasse zur Verfügung. Grundlage der Berechnung waren Kaufpreis, Wertverlust, Kraftstoff- bzw. Stromkosten, Werkstatt- und Reifenkosten sowie Steuern und Versicherung - bei einer Haltedauer von vier Jahren und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern. Mit dem Ergebnis: Nur ein Modell mit E-Motor rechnete sich im Vergleich zu einem Benziner. Der BMW i3 und der etwas größere 118i waren von den Kilometerkosten gleich teuer. Angesichts der gesunkenen Spritpreise und der anziehenden Strompreise dürfte die Wirtschaftlichkeit von E-Autos ohne Kaufprämie weiter sinken.

mhu/dpa
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