Verkehrsklubs testen Schließtechnik Autodiebe haben leichtes Spiel mit Keyless-Go
Der ADAC und sein österreichisches Pendant haben schlüssellose Zugangssysteme von 273 Autos überprüft - mit verheerendem Ergebnis: Fast alle ließen sich leicht überwinden.
Schlüssellose Zugangssysteme, genannt Keyless-Go, sind inzwischen weitverbreitet. Das Auto öffnet sich bereits, wenn sich der Fahrer nähert - und die Schlüsselkarte in der Tasche oder im Portemonnaie trägt. Meist ist auch für das Starten kein Zündschlüssel mehr notwendig, ein Knopfdruck genügt.
Das ist komfortabel, aber oft auch unsicher: Die meisten dieser Systeme lassen sich ohne große Mühe austricksen, wie ein Test des ADAC und des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touring Clubs (ÖAMTC) zeigt.
"Mittlerweile wurden 273 Autos mit Keyless-Go getestet, und nur vier Modelle ließen sich nicht knacken", sagt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Darunter zwei Modelle von Jaguar (I-Pace und E-Pace) und zwei weitere von Land Rover (Discovery und Range Rover). "Die meisten Hersteller wollen oder können diese Sicherheitslücke scheinbar nicht schließen", so Kerbl.
Keine IT-Kenntnisse nötig
Fundierte Kenntnisse, etwa zum Hacken oder Entschlüsseln von Daten, sind laut ÖAMTC nicht notwendig, um ein mit Keyless-Go ausgestattetes Fahrzeug zu öffnen. Dafür genüge ein frei und legal erhältlicher Reichweitenverlängerer. "Im Test hat die Verlängerung des Signals sogar durch Türen und Mauerwerk funktioniert", sagt Kerbl.
Es genüge, den Empfänger mehrere Meter vom Schlüssel entfernt zu platzieren, um das Signal über Hunderte Meter zu verlängern. Dadurch könne ein Dieb das Auto öffnen und den Motor starten, obwohl der Besitzer den Schlüssel beispielsweise in der Hosentasche habe, während er in einem Café sitze.
Läuft der Motor einmal, bleibt er auch ohne Schlüssel so lange in Betrieb, bis er abgestellt wird oder der Sprit ausgeht. Theoretisch könne ein Dieb bei laufendem Motor nachtanken und das Auto problemlos über weite Strecken, auch bis ins Ausland, bringen, warnt der ÖAMTC-Techniker. Dort bauten Kriminelle oft ein neues Steuergerät in das Fahrzeug, sodass es sich wieder öffnen und schließen lässt.
Ein einfacher Trick hilft gegen Betrüger
Der österreichische Mobilitätsklub fordert die Hersteller auf, die Fahrzeugelektronik besser abzusichern. "Aktuell sind Autos mit Keyless-Go-System deutlich leichter zu stehlen als andere Fahrzeuge", sagt Kerbl. Zudem sollten die Besitzer die Funkfunktion ihrer Schlüssel deaktivieren können.
Wer bereits ein solches Auto hat, kann sich anders helfen: "Eine wirksame Methode sind spezielle Schlüsseletuis, die die Funkwellen blockieren und damit einen Diebstahl verhindern können", sagt Kerbl vom ÖAMTC. Diese gibt es schon für weniger als 20 Euro. Den Komfort eines schlüssellosen Zugangs zum Auto schränken die Etuis naturgemäß ein.
cfr