Kfz-Police mit Überwachungsgerät Sparen zu einem hohen Preis
Hamburg - Für die meisten Autofahrer dürfte es eine Horrorvorstellung sein: Eine Maschine im Fahrzeug zeichnet jede Beschleunigung, jedes Abbremsen, jede Geschwindigkeitsübertretung auf und übermittelt die Daten an Fremde. Samt Uhrzeit und Ortsangabe. Ein Akt totaler Kontrolle, ähnlich wie sie Lkw-Fahrer erdulden müssen. Ein Unternehmen aus den USA ist sich jedoch sicher, dass viele Pkw-Besitzer gerne bereit sind, sich ausspionieren zu lassen.
Denn laut einem Bericht des "Handelsblatts" will der US-Versicherungskonzern AIG bald Autoversicherungstarife anbieten, deren Beitragshöhe sich am Fahrverhalten bemisst. Versicherte in solchen Tarifen sollen Geräte in ihren Autos mit sich führen, die Daten über den Fahrstil, Ort oder Uhrzeit erheben. Ausgestattet sind diese Geräte mit Chips, ähnlich wie in Mobiltelefonen. Die Fahrerdaten würden von den Geräten dann im Sekundentakt über das Handynetz an den Versicherer übermittelt.
AIG hat sich dazu mit dem Mobilfunknetzbetreiber Vodafone zusammengeschlossen. "In drei Monaten wollen wir diese technische Lösung Versicherern weltweit außerhalb von Nordamerika anbieten", sagte ein Vodafone-Sprecher dem "Handelsblatt".
Belohnung für vorsichtige Fahrer
Britische Versicherer hätten festgestellt, dass der finanzielle Aufwand für die Begleichung von Schäden durch solche Systeme um bis zu 30 Prozent sinken könne. Hintergrund sei, dass Fahrer vorsichtiger fahren, wenn sie wissen, dass sie unter Beobachtung stehen. In den USA würden die Versicherer Progressive und State Farm bereits entsprechende Tarife anbieten. Vorsichtige Fahrer erhielten bis zu 50 Prozent Rabatt.
Auch in Deutschland seien ähnliche Preisnachlässe für Kfz-Policen denkbar, wie Frank Sommerfeld von der Unternehmensberatung Towers Watson dem "Handelsblatt" sagte. Jedoch sei das Beitragsniveau hier niedriger als andernorts, weswegen die Abschläge geringer ausfallen dürften. Das Beratungsunternehmen ist Projektpartner bei dem Vorhaben.
Kritik von Datenschützern
Deutsche Versicherer sind indes skeptisch, ob durch solche Systeme das Fahrerrisiko besser bewertet werden kann. "Ob dies durch Telematik verbessert werden kann, ist fraglich", zitierte die Zeitung den Marktführer bei Pkw-Versicherungen, Huk Coburg. Auch Axa will demnach zunächst abwarten. Bislang bestimmen Versicherer die Beitragshöhe für Autoversicherungen unter anderem anhand des Alters, des Wohnorts und des Fahrzeugtyps des Versicherten.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte vor etwaigen Datenschutzproblemen. Auf Grundlage bestehender Gesetze müssen Autofahrer genau über die Daten informiert werden, die erhoben werden. "Zu problematisieren wäre, dass Fahrzeughalter und Fahrer nicht immer identisch sind", sagte Schaar dem "Handelsblatt". Dies bedeute, dass der jeweilige Fahrer eines Autos vor der Fahrt aufgeklärt werden müsse. Verbraucherschützer betonten zudem, dass abruptes Bremsen nicht von sich aus auf eine riskante Fahrweise hindeute.