Kindersitze Jedes zweite Kind im Auto falsch gesichert

Zwei Kinder in einem Auto (Symbolbild)
Foto: ADAC8640 Kinder unter zwölf Jahren wurden im Jahr 2017 als Insassen eines Pkw verletzt, 14 sogar bei Unfällen getötet. Dabei könnte ein Teil der Verletzungen möglicherweise verhindert werden - wenn die vorgeschriebenen Kindersitze richtig gesichert werden. Das ist in 48 Prozent der Autos jedoch nicht der Fall, ergab eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV).
Zwar sank die Quote für den Fehlgebrauch erstmals unter die Marke von 50 Prozent, 496 von 1042 untersuchten Kindersitzen wurden falsch verwendet. Wenn Kindersitze nicht korrekt genutzt wurden, dann jedoch oft besonders gravierend: So stieg der schwere Fehlgebrauch von 21 Prozent im Jahr 2008 auf 60 Prozent im Jahr 2018.
Falsche Befestigung als häufigster Fehler
Die häufigsten Fehler betrafen dabei die Führung des Gurtes bei der Befestigung einer Babyschale oder des Kindersitzes im Auto. Entweder wurde der Gurt nicht durch die richtigen Öffnungen geführt oder nicht straff genug angezogen. Knapp 50 Prozent der Befragten wussten jedoch schlicht und einfach nicht, wie die korrekte Handhabung funktioniert. 20 Prozent waren die Fehler durchaus bewusst - sie gaben an, aus Zeitnot oder wegen der kurzen Fahrtstrecke nicht sorgfältig genug gehandelt zu haben.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Kindersitz
Möglichst lange rückwärtsgerichtet in einer Babyschale. Denn im Fall einer Frontalkollision wird der Hals weniger stark belastet. Der ADAC empfiehlt, Kinder bis zu einem Alter von mindestens zwei Jahren entgegen der Fahrtrichtung zu transportieren. Dafür gibt es sogenannte Reboarder, also rückwärtsgerichtete Kindersitze. Allerdings muss bei der Verwendung so eines Sitzes oder einer Babyschale auf dem Beifahrersitz der dortige Airbag deaktiviert sein.
Erst, wenn die Kopfoberkante des Kindes nicht mehr in der Schale liegt.
Sinnvoll sind solche Erhöhungen erst für Kinder ab circa vier Jahren, da erst dann die Schulter des Kindes stabiler ausgeprägt ist. Wichtig ist, dass der Beckengurt durch große Haken geführt wird und bei einem Unfall nicht in den Bauchbereich rutschen kann. Sitzerhöhungen mit einer Rückenstütze erhöhen die Sicherheit bei einem Seitenaufprall. Außerdem sollte man darauf achten, dass das Kind beim Schlafen nicht aus dem Gurt fällt.
Kinder bis zu einer Körpergröße von 150 cm müssen mit einem geeigneten Kindersitz gesichert werden, damit auch bei größeren Kindern der Sicherheitsgurt wie bei einem Erwachsenen verläuft. Deshalb müssen auch Sitzerhöhungen ausgeprägte Gurthaken vorweisen, da der Beckengurt sonst schwere Bauchverletzungen verursachen kann. Ist ein Kind keine 12 Jahre alt, aber größer als 150 cm und der Gurt verläuft wie bei einem Erwachsenen, ist kein Kindersitz mehr vorgeschrieben.
Vor dem Kauf sollte man sich unbedingt an Testurteilen orientieren. Außerdem muss immer eine Einbauprobe mit Kind und dem jeweiligen Sitz im eigenen Auto gemacht werden, denn nicht jeder Kindersitz passt in jedes Fahrzeug. Bei rückwärtsgerichteten Sitzen oder Babyschalen muss auch der Gurt lang genug sein.
Bei aktivem Beifahrer-Airbag haben rückwärtsgerichtete Kindersitze auf dem Beifahrersitz nichts verloren, denn der auslösende Airbag könnte das Kind sogar töten. Für vorwärtsgerichtete Kindersitze auf dem Beifahrersitz gibt es keine rechtlichen Einschränkungen, die Warnhinweise am Sitz und die Betriebsanleitung sollten aber beachtet werden. Der ADAC empfiehlt, stets den Rücksitz zu verwenden.
Neue Kindersitze können meist nur mit einem Dreipunkt-Sicherheitsgurt befestigt werden, also muss der mittlere Sitzplatz mit so einem Gurt ausgerüstet sein. Gleichzeitig sind moderne Kindersitze etwas breiter, weshalb oft keine drei Kindersitze gleichzeitig auf eine klassische Rückbank passen. Gibt es einen passenden Sicherheitsgurt und ausreichend Platz, spricht jedoch nichts gegen den mittleren Sitzplatz.
Das spiegelte sich auch in den Ergebnissen wieder: So beeinflusst die Fahrtdauer die Quote für Fehler signifikant. Während bei Fahrten von einer Dauer bis maximal fünf Minuten 53 Prozent der Sitze falsch benutzt wurden, waren es bei einer Fahrtdauer von über 30 Minuten dagegen nur 43 Prozent.
Isofix sorgt für signifikant weniger Fehler
"Die Hersteller müssen die Handhabung der Kindersitze einfacher gestalten", fordert deshalb UDV-Leiter Siegfried Brockmann. Zwar liegen den Babyschalen und Sitzen ausführliche Anleitungen bei, diese seien aber oft schwer verständlich. "Hier braucht es Anleitungsfilme und eine ausführliche Einweisung im Fachhandel", so Brockmann. Außerdem sollten Tests in Zukunft nicht nur das Crashverhalten berücksichtigen, sondern auch eine einfache Handhabung prüfen.
Eine positive Nachricht gibt es jedoch: Bei Isofix-Sitzen sank der Fehlgebrauch stark, nur 33 Prozent der Sitze mit dieser Sicherungstechnik wurden falsch verwendet. Bei dieser Art der Fixierung wird durch zwei Halteösen eine starre Verbindung zwischen Kindersitz und Karosserie geschaffen und dadurch die Vorwärtsbewegung bei einem Frontalaufprall reduziert.
Gleichzeitig ist der korrekte Einbau der Isofix-Technik vergleichsweise einfach, so schnitten solche Sitze in der Klasse für Kinder bis zu einem Körpergewicht von bis zu 13 Kilogramm und in der für Kinder mit einem Gewicht von neun bis 18 Kilogramm deutlich besser ab als Modelle, die mit dem Dreipunktgurt gesichert werden. Dort war das Verhältnis beinahe umgekehrt, nur 38 Prozent wurden korrekt verwendet, 62 Prozent der Sitze dagegen falsch.