Klimaschutz So können Autofahrer den CO2-Ausstoß verringern

Die Klimaschutzdebatte der EU erhitzt derzeit die Gemüter nicht nur in Brüssel. Während die Dienstwagen der EU-Kommissare diskutiert werden, geht ein wesentlicher Punkt meistens unter: Jeder Autofahrer kann etwas tun, um weniger CO2 auszustoßen.

Berlin – Autofahrer können mit einer sparsamen Fahrweise sowie mit der richtigen Modellwahl schon beim Autokauf ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. "Man kann als Einzelner sehr viel erreichen", sagte Almut Gaude vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dies gelte selbst dann, wenn es sich beim eigenen Auto um ein Modell mit höherem Spritverbrauch handelt, das mehr Kohlendioxid (CO2) ausstößt als es die jetzt diskutierten EU-Grenzwerte vorsehen.

In der kommenden Woche wird die EU den Autoherstellern voraussichtlich mehr Klimaschutz verordnen. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas will aus Klimaschutzgründen für Neuwagen bis zum Jahr 2012 eine durchschnittliche Höchstgrenze von 120 Gramm CO2 pro Kilometer durchsetzen. Heute sprach sich auch Ex-Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) für Dimas' Plan aus, da die Selbstverpflichtung wenig bewirkt habe. Die geforderte Beschränkung sei eine "Hilfe für technischen Fortschritt". Das sieht die Autoindustrie anders - nicht zuletzt deshalb, weil derzeit kaum ein Neuwagen den Wert erreicht. Einem Bericht des EU-Umweltkommissars zufolge liegt der Durchschnittswert bei knapp 160 Gramm.

Branchenexperten sagen, dass strenge Vorgaben die Aktienkurse schwer belasten könnten – nach Einschätzung der Deutschen Bank könnte eine rigide Linie zu Mehrkosten von 600 bis 2500 Euro pro Auto führen. Der europäische Autoherstellerverband ACEA rechnet mit einer Verteuerung um durchschnittlich 2450 Euro, wenn die angepeilten 120 Gramm pro Kilometer allein mit einer verbesserten Technik der Autos erreicht werden müssten. Kanzlerin Angela Merkel hatte sich gegen das Gesetz ausgesprochen, ebenso wie der deutsche EU-Kommissar Günter Verheugen, der vorschlug, stattdessen die Autofahrer zu einer sparsameren Fahrweise anzuhalten.

Auch Almut Gaude ist davon überzeugt, dass es in der Hand beziehungsweise im Fuß der Fahrer liegt, etwas für die Umwelt zu tun: "Das Bundesumweltministerium hat ausgerechnet, dass jährlich fünf Millionen Tonnen CO2 eingespart werden könnten, wenn jeder Autofahrer Sprit sparend fahren würde." Mehr als 100 Millionen Tonnen CO2 werden nach Angaben von Gerd Lottsiepen, dem Verkehrspolitischen Sprecher des VCD, jährlich von Pkw ausgestoßen. "20 Prozent davon ließen sich locker einsparen. Das ist eine ganz leichte Übung."

Stromfresser abschalten und niedertourig fahren

Almut Gaude empfiehlt vor allem, kontrolliert mit dem Gas umzugehen: "Niedrigtourig zu fahren, ist das A und O einer umweltfreundlichen Fahrweise." Durch geringe Drehzahlen ließen sich bis zu 30 Prozent sparen. Beim Anfahren sollte zügig beschleunigt und schnell hochgeschaltet werden. Anschließend gilt es, vorausschauend mit konstantem Tempo zu fahren. Auf Landstraßen rät Gaude zu einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern (km/h), auf Autobahnen von 120 km/h. Bei längerem Halt sei der Motor auszuschalten.

Sprit sparen und den CO2-Ausstoß verringern lässt sich auch dadurch, dass "Stromfresser" im Auto ausgeschaltet werden. Allein das Fahren mit permanent laufender Klimaanlage erhöht den Spritverbrauch laut Gaude um 1,8 Liter auf 100 Kilometer.

Die Verbrauchs- und Emissionswerte sollten aber auch schon beim Kauf eines Autos eine Rolle spielen. Je höher der Spritverbrauch und die ausgestoßenen Mengen an CO2 sind, desto nachteiliger wirke sich das auf die Umwelt und in Zukunft auch auf die Kosten für Autofahrer aus, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin. "Fahrzeuge, die nicht verbrauchsgünstig und sauber sind, werden richtig teuer werden", sagt Resch voraus.

Steuervorteile für Spritsparer

Die diskutierten CO2-Obergrenzen sind Resch zufolge nur ein erster Schritt. "Es wird eine radikale Neuregelung der Kfz-Steuern geben", erwartet der DUH-Geschäftsführer. Er gehe davon aus, dass Fahrzeuge in Zukunft nicht mehr nach Hubraum und Schadstoffausstoß wie bisher, sondern verbrauchsabhängig besteuert werden. "Wenn ich ein effizientes Fahrzeug kaufe, werde ich in jedem Fall Vorteile haben."

Allerdings müsse das Fahrzeug auch sauber sein. Ein ohnehin verbrauchsgünstigerer Diesel sollte daher auch über einen geregelten Rußpartikelfilter verfügen. Wer sich für ein neues Dieselmodell interessiert, sollte - falls möglich - mit dem Kauf warten, bis die neue "Bluetec"-Technologie zur Abgasreinigung auch in Deutschland angeboten wird, empfiehlt Resch. Die Filter verringern neben den Rußpartikeln auch Stickoxide im Abgas. Laut Jürgen Resch müssen Fahrer von Dieseln ohne Stickoxid-Nachbehandlung vom Jahr 2010 an in Deutschland in ausgewiesenen Umweltzonen mit Fahrverboten rechnen.

Für die Beurteilung von Verbrauchs- und Umwelteigenschaften neuer Modelle rät Resch auf die ausgewiesenen Daten zu achten. Händler müssen den Durchschnittsverbrauch und den CO2-Ausstoß angeben. Die diskutierte 120-Gramm-Grenze sei dabei ein guter Anhaltspunkt, an den sich Autokäufer möglichst stark annähern sollten.

Die größten Umwelt- und Kostennutzen ergeben sich Almut Gaude vom VCD zufolge jedoch dadurch, dass das Auto ganz stehen gelassen wird.

Zumindest für Kurzstrecken seien öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad eine Alternative: "Direkt nach dem Start verbraucht ein kalter Motor eine Kraftstoffmenge, die 30 bis 40 Liter pro 100 Kilometer entspricht. Erst nach vier gefahrenen Kilometern hat sich der Verbrauch normalisiert."

sto/dpa/ddp/Reuters

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