Konfigurator-Test Plan schon mal den Wagen vor
Glasfassaden, Marmorböden und Cappuccino in den Hallen der Händler - manche Auto-Interessenten können darauf gut verzichten. Sie gehen stattdessen am Computer auf Info-Tour.
Auf den Internet-Seiten bieten die Hersteller sogenannte Konfiguratoren an, durch die man sich seinen gewünschten Neuwagen zusammenstellen kann - mit allen Accessoires und Extras, die das Herz begehrt. Allerdings sind nicht alle Seiten von gleicher Qualität. Manche verwirren den Benutzer, andere präsentieren die Ausstattungsoptionen wie ein Rätsel.
Nur ein Hersteller überzeugt wirklich, ergibt der SPIEGEL-ONLINE-Check. Wir haben die Neuwagen-Konfiguratoren der zehn meistverkauften Marken in Deutschland getestet:
Volkswagen: Häkchen bei Leder und Klimaanlage
Ein VW Golf GTI soll es sein - zumindest für diesen Test. Nach drei Klicks bereits landet man von der Homepage auf der Infoseite zu diesem Modell und erhält - das ist praktisch und hilfreich - gleich den Basispreis mitgeteilt. 25.650 Euro nämlich, so dass diejenigen gleich weiterklicken können, die zum Beispiel höchstens 20.000 Euro für ein Auto ausgeben wollen. Wer trotz der Summe einen GTI zusammenstellen möchte, hat leichtes Spiel: Die Motorenauswahl geht rasch, es gibt nämlich nur einen.
Bei den Farben wählen wir "Tornadorot", für die Sitzbezüge "Latte Macchiato"; in der Liste der Sonderausstattungen wird bei "Leder" und "Klimaanlage" ein Häkchen gemacht - schon ist das Wunschauto fertig und die Preisliste auch: 27.815 Euro kostet der Wagen. Leider ist der Konfigurator weit weniger rasant als das Auto. Und ausdrucken kann man das Ergebnis auch nicht. Aber insgesamt ein ordentlicher Service.
Note: 2 bis 3
Mercedes: Lasuritblau verträgt sich nicht mit Leder
Ein Kavalierstart ist das nicht, denn auf der Homepage sucht man vergebens nach einem Konfigurator. Erst wer auf "Pkw" klickt, kommt zum Wünsch-Dir-was-Modul. Ab dann aber wird es ziemlich unübersichtlich, immerhin Optionen wie Lack- oder Lederfarben in Rechtecken, halb so groß wie ein kleiner Fingernagel dargestellt.
Wir wählen einfach mal so eine R-Klasse mit 3,5-Liter-Beziner in "Lasuritblau", doch danach zickt die Software, denn sie will uns dazu zunächst keine Lederausstattung gönnen. Ständig erscheint ein orangefarbener Hinweis, dass diese Kombination nicht möglich sei. Irgendwann geht es doch, kann man für 2647 Euro Aufpreis ja auch erwarten. Dann geht alles ganz schnell: Ein paar hübsche Räder noch, schon ist der Wagen für 58.125,55 Euro virtuell fertig. Hübsch, dass unter der Rechnung gleich noch der voraussichtliche Durchschnittsverbrauch von 11,1 Liter je 100 Kilometer und der CO2-Ausstoß von 265 g/km präsentiert werden. Zum Glück gibt's den "Zurück"-Button.
Note: 3
Opel: Verloren im Dickicht der Optionen
Bei den Rüsselsheimern ist der Konfigurator unter "Schnellstart" gleich auf der Homepage zugänglich. Nach der Auswahl des Modells gelangt der Interessent auf eine etwas rätselhafte Seite, die zwei Konfigurationsmöglichkeiten zur Wahl stellt.
Was soll das? Ein einziges, dafür aber wirklich durchdachtes, komfortables und leicht verständliches Menü wäre sehr viel sinnvoller. So aber irrt man durchs Dickicht der Ausstattungsoptionen und verheddert sich immer wieder in Wunschkombinationen, die nicht möglich sind. Immerhin: Der Ausdruck des fertig zusammengestellten Modells enthält alle relevanten Daten sowie die Finanzierungsmöglichkeiten.
Note: 3 bis 4
BMW: Wunschfelge nicht gestattet
Ein BMW-3er-Coupé in "Atlantic Blau Metallic" haben wir uns in den Kopf gesetzt. Mit drei Klicks sind wir bei diesem Auto, aber dann beginnt der Ärger.
Denn wir hätten gern das wunderbare Leichtmetallrad "Sternspeiche", doch da spielt der Konfigurator respektive BMW nicht mit. Das Sternspeichen-Rad erfordert das "Entfernen von Atlantic Blau Metallic"; drei weitere tolle Räder gibt es ebenfalls nicht mit dieser Farbe. Und von den übrigen sechs Felgen gefällt uns keine so gut, dass wir sie gerne an unserem neuen BMW sehen wollten. Schade. Für die Statistiker: Insgesamt ist der Konfigurator plausibel aufgebaut und die Informationen über die Sonderausstattungen sind hilfreich.
Note: 3
Audi: Sportsitze gibt's automatisch zur Farbe
Auf der Audi-Homepage geht es gleich mit dem Konfigurator los. Wir entscheiden uns für einen A6 Avant in "Nordlichtblau" mit 140-PS-Dieselmotor. 38.005 Euro kostet der Wagen, erfährt man gleich nach dem zweiten Klick - so kommt wenigstens keine falsche Vorfreude auf.
Drinnen soll es mit Alcantara und Leder in "Kardamom-Beige" behaglich-sportlich werden, und gleich werden die "Sportsitze vorn" automatisch und für 605 Euro extra dazukonfiguriert. Geht wohl nicht anders. Inzwischen zeigt der Computer knapp 40.000 Euro Kaufpreis an und es erscheint der Hinweis: "Ihr Ausstattungswunsch weicht leider von unseren aktuellen Ausstattungskombinationen ab."
Wie bitte? Es sind doch nur Farben! Trotz dieser Ungereimtheiten beim Zusammenstellen des Wagens: Das Klicken zum Wunschauto funktioniert im Prinzip bei Audi schnell und übersichtlich.
Note: 1 bis 2
Ford: Nach fünf Schritten ohne Wahl
Bei Ford gelangt man wieder einmal erst auf den zweiten Klick zum "Pkw-Konfigurator". Dort verspricht der Hersteller den Weg zum Wunschauto "in sieben Schritten". Also los: Wir nehmen das Focus-Coupé-Cabrio mit 100-PS-Benziner in "Nero-Schwarz".
Bei Schritt fünf gibt es schon keine Wahlmöglichkeit mehr: Den Polsterstoff gibt es ausschließlich in Dunkelgrau. Aus Rache wählen wir aus den Extras so absurde Dinge wie "beheizbare Scheibenwaschdüsen" und einen "Handbremsgriff in speziellem Aluminiumdekor". Der finale Klick führt zur Übersicht, was man sich da zusammengezimmert hat. 23.980 Euro würde das Cabrio in genau dieser Art kosten. Ein Ausdruck lässt sich machen, damit die Sache mit dem Handbremshebel (40 Euro Aufpreis) zu Hause noch mal diskutiert werden kann.
Note: 2
Renault: Lockeres Durchklicken
Renault braucht Kundschaft, entsprechend leicht ist der Link zum Konfigurator zu finden. Wir suggerieren dem System Interesse an einer Großraumlimousine Espace und erleben ein Wunder: Schon auf der nächsten Seite ist alles auf einen Blick dargestellt, und man braucht sich nur zu entscheiden: Diesel oder Benziner? Normaler Radstand oder langer Radstand? Schaltgetriebe oder Automatik?
So klickt man sich lustig und übersichtlich zum Wunschauto. Wir landen schließlich bei einem Modell für 38.540 Euro, allerdings mit scheußlichem Polsterstoff in Anthrazit. Ein Abstecher zum Kompaktauto Mégane jedoch ergibt Verwirrung. Für unser zweites Beispielmodell Mégane Sport 2.0 dCi FAP ist unter Serienausstattung ein Rußpartikelfilter genannt, während der Filter in den technischen Daten ausgeschlossen ist.
Note: 1
Toyota: Direktbestellung beim Hersteller
Bei Toyota, seit kurzem der größte Autohersteller der Welt, stürzen wir uns gleich auf den neuen Auris. Wir wählen den Dreitürer mit 1,4-Liter-Benziner, entscheiden uns für "Polarsilber" als Lackfarbe und gönnen uns Klimaanlage sowie iPod-Anschluss. Macht zusammen 17.040 Euro.
Eine 3-D-Ansicht ermöglicht es, das Auto aus unterschiedlichen Perspektiven zu begutachten. Allerdings: So einfach wie bei Renault erschließt sich die Handhabung der Seite nicht. Die Auswahl ist wenig intuitiv, und es braucht oft mehrere Versuche, um zur gewünschten Konfiguration zu gelangen. Eine Druckfunktion fehlt, dafür kann man den Autowunsch gleich an Toyota abschicken.
Note: 2 bis 3