Liste an Enthüllungen Das Sündenregister des ADAC
Mit dem Manipulationsskandal beim "Gelben Engel" begann die Krise beim ADAC - seitdem kommen fast täglich neue Ungereimtheiten ans Tageslicht. Ein Überblick über die bisher aufgedeckten Machenschaften.

ADAC-Schriftzug: Lange Liste an Skandalen
Foto: DPAHamburg - Beim größten Verein Deutschlands geht es drunter und drüber. Der ADAC, dem fast 19 Millionen Mitglieder angehören, steht seit Tagen unter massiver Kritik - und muss sich darüber nicht wundern, wie die folgende Auflistung verdeutlicht.
- Am 14. Januar berichtet die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") über eine Manipulation beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel": Der Kommunikationschef des Autoclubs, Michael Ramstetter, soll die abgegebenen Stimmen bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" frisiert haben. Der ADAC bestreitet die Vorwürfe, auf der Preisverleihung des "Gelben Engel" am 16. Januar bezeichnet Geschäftsführer Karl Obermair den "SZ"-Bericht als "kompletten Unsinn" und als "Skandal für den Journalismus". Die Abstimmungszahlen werden trotzdem nicht veröffentlicht.
- Zwei Tage nach dem Dementi gibt Ramstetter zu, bei der Angabe der Stimmzahlen betrogen zu haben. Aus 3409 abgegebenen Stimmen zum "Lieblingsauto" machte er demnach 34.299. Von seinen Ämtern als oberster Pressesprecher und Chefredakteur der ADAC-Mitgliederzeitung "Motorwelt" tritt Ramstetter zurück. Der "SZ" sagt er, er habe "Scheiße gebaut".
- ADAC-Geschäftsführer Obermair räumt ein, dass auch in den Jahren zuvor die Stimmzahlen beim "Gelben Engel" von Ramstetter gefälscht wurden. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE sagt er, man habe von Ramstetter schon nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe die exakten Zahlen angefordert, er sei jedoch "nicht zu greifbar" gewesen. Obermair kündigt an, alle Vorwürfe zu überprüfen. ADAC-Präsident Peter Meyer bezeichnet sich unterdessen als "Garant für die Aufklärung".
- Nach dem Bekanntwerden der Manipulationen beim "Gelben Engel" gerät der ADAC mit jedem Tag mehr in die Kritik. Das Amtsgericht München kündigt an, auf Antrag einer Privatperson den Vereinsstatus zu überprüfen. Es soll geklärt werden, ob sich die zahlreichen wirtschaftlichen Aktivitäten des Automobilclubs mit dem Vereinsrecht vertragen.
- Am 24. Januar kommt heraus, dass Präsidiumsmitglieder des ADAC sich in Rettungshubschraubern des Vereins zu verschiedenen Veranstaltungen fliegen ließen. Dies sei in den vergangenen zehn Jahren "weniger als 30-mal" vorgekommen, bestätigt der ADAC dem "Stern". Die Maschinen werden aus Bundesmitteln, Krankenkassenbeiträgen, von den ADAC-Mitgliedern und durch Spenden finanziert. Laut Angaben des ADAC sei die Zweckentfremdung der Helikopter in begründeten Ausnahmefällen erlaubt. Die Präsidiumsmitglieder sind demnach "als offizielle Organe dazu berechtigt, für dienstliche Anlässe bei Verfügbarkeit ausschließlich auf Reservemaschinen der Luftrettung zurückzugreifen".
- Als nächstes gibt es Aufregung über eine Immobilie des mittlerweile etwas unheimlichen Vereins: Der Regionalclub ADAC-Hessen-Thüringen baute laut "Bild" für seinen Geschäftsführer 2009 eine Villa auf einem 800 Quadratmeter großem Grundstück. Das Haus sei nach seinen Vorstellungen errichtet worden, bestätigte dieser.
- Peter Meyer, selbsterklärter "Garant der Aufklärung", muss weitere Skandale einräumen. Er bestätigt einen Bericht der "Bild am Sonntag", wonach eine Managerin des Autoclubs ihrem Sohn und dessen Kumpel 2012 einen Platz in einem Ambulanz-Jet des ADAC nach Ägypten organisierte. Die beiden hatten ihren regulären Flug zuvor verpasst. Die Frau gab ihren Job daraufhin als Geschäftsführerin einer ADAC-Tochterfirma im Februar 2013 auf. Gleichzeitig bestätigt Präsident Meyer einen Bericht des "Stern", wonach nicht nur er sich in Rettungshubschraubern durch die Lüfte kutschieren ließ, sondern auch Vorsitzende der 18 ADAC-Regionalclubs.
- Ein Hubschrauber des ADAC wurde in Braunschweig außerdem dazu genutzt, einen unter Wasser stehenden Fußballplatz mit dem Wind seiner Rotorblätter trocken zu föhnen. Vor der Zweitliga-Partie zwischen Eintracht Braunschweig und Dynamo Dresden im Jahr 2006 habe der damalige ADAC-Vorsitzende in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Reinhard Manlik, den Hubschrauber angefordert, teilte der ADAC am Mittwoch mit. Er bestätigte damit mehrere Medienberichte. Manlik sitzt für die CDU im Braunschweiger Stadtrat. Das für die Sicherstellung der Luftrettung zuständige Innenministerium habe den Flug damals gerügt, woraufhin der Einsatz von der Stadt Braunschweig bezahlt worden sei, sagte eine Ministeriumssprecherin.
cst/dpa