
Nutzungsgebühr für Straßen So funktioniert die Maut im Ausland
Hamburg - In vielen EU-Mitgliedstaaten ist die Benutzung von Autobahnen und Schnellstraßen kostenpflichtig. Die Fahrer werden entweder durch eine streckenbezogene Gebühr zur Kasse gebeten oder müssen eine Vignette kaufen:
- Ein streckenbezogenes System gibt es zum Beispiel in Italien. Wer mit dem Auto auf der autostrada von Rom nach Mailand fährt, zahlt laut dem Routenrechner des ADAC für die rund 575 Kilometer lange Strecke etwa 40 Euro Maut. Im Schnitt kosten 100 Kilometer zwischen fünf und sieben Euro. Die Höhe der Maut hängt aber auch vom Fahrzeugtyp ab, Pkw, Motorräder oder Lkw bezahlen jeweils unterschiedliche Gebühren, auch ein Anhänger kostet extra.
- Bei der Bezahlung gibt es zwei Möglichkeiten: Im sogenannten geschlossenen System löst der Fahrer zu Beginn einer Strecke ein Ticket und legt es am Schluss in einer Mautstation wieder vor. Beim sogenannten offenen System wird vor der Fahrt auf der Autobahn an der Station ein Pauschalbetrag fällig. Neben Bargeld und Kreditkarte kann mit einer Prepaid-Karte, der sogenannten VIA-Card bezahlt werden.
- In vielen Ländern wird die Maut außerdem nicht nur bar oder über eine Karte, sondern auch durch ein elektronisches Zahlungssystem einkassiert. Beispiel Frankreich: Dort heißt das System "Liber-T". Eine etwa handtellergroße elektronische Box wird dabei neben dem Rückspiegel montiert, sie registriert automatisch jede Durchfahrt einer Mautstation. Sowohl französische Autofahrer als auch Ausländer können das System nutzen und ersparen sich damit den Halt an den Stationen. Die Abrechnung erfolgt monatlich. Zusätzlich zur gefahrenen Strecke wird allerdings eine Servicegebühr von sieben Prozent auf den Brutto-Maut-Umsatz erhoben. Bei einer Langzeitnutzung wird eine jährliche Bereitstellungsgebühr von 35 Euro fällig, bei einer Kurzzeitnutzung ab dem 22. Tag eine Tagesgebühr von 25 Cent sowie eine Servicegebühr von neun Prozent. Außerdem muss das Gerät zuerst bestellt oder an Ausgabestellen abgeholt werden.
- Eine Maut-Erhebung durch Vignetten-Pflicht gibt es zum Beispiel in Österreich. Dort kostet ein zehn Tage gültiges Pickerl 8,30 Euro, für zwei Monate werden 24,20 Euro fällig, für ein Jahr 80,60 Euro. Die Vignetten werden an Tankstellen verkauft oder können bestellt werden. Wird man ohne Vignette erwischt, kann es teuer werden: In Slowenien droht beispielsweise ein Bußgeld zwischen 300 und 800 Euro. Die Kontrolle erfolgt entweder durch Stichproben oder mittels automatischer Überwachungsanlagen.
- Als einziges Land erfasst Ungarn Pkw-Maut über die sogenannte e-Vignette. Bei dieser elektronischen Vignette entfällt der Aufkleber an der Windschutzscheibe - stattdessen wird beim Kauf das Kennzeichen des Fahrzeugs auf einer zentralen Online-Datenbank des Mautbetreibers gespeichert. Zur Kontrolle gleichen die Behörden das Nummernschild in der Datenbank ab. Für Lkw gibt es die e-Vignette in einigen skandinavischen Ländern.
Die schwierige Suche nach einem Vorbild
Weil die Mautgebühren in den meisten Ländern über Betreibergesellschaften erhoben werden und viele Autobahnstrecken in privater Hand sind, sind die Einnahmen zweckgebunden - das heißt, sie fließen direkt in die Erhaltung der Infrastruktur.
Der Vergleich mit dem von der CSU für Deutschland angestrebten Mautmodell, wo die Erhebung einer Straßengebühr durch den Wegfall der Kfz-Steuer kompensiert werden soll, ist laut Jürgen Albrecht vom ADAC im Ausland schwierig. "In Italien oder Österreich werden die Autobahnen schon immer über eine Nutzungsgebühr finanziert. Einen Beleg dafür, dass in einem Land eine Maut eingeführt wurde und dafür eine andere Kfz-Abgabe wegfällt, gibt es nicht."
Außer Deutschland sind in der EU folgende Mitgliedstaaten frei von einer Pkw-Maut: Luxemburg, Litauen, Holland, Schweden, Malta, Lettland, Zypern, Belgien, Estland, Finnland und England. In einigen dieser Länder wird für manche Städte jedoch eine City-Maut erhoben oder Gebühren für die Benutzung bestimmter Brücken verlangt.