Dieselmotoren in A- und B-Klasse Weitere Mercedes-Modelle unter Manipulationsverdacht

Die Dieselaffäre nimmt für den Daimler-Konzern kein Ende. Erneut sind nach SPIEGEL-Informationen verdächtige Abschalteinrichtungen in Mercedes-Modellen aufgetaucht. Nun drohen weitere Rückrufe.
Mercedes-Motor

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Foto: Krisztian Bocsi/ Bloomberg via Getty Images

Auch ein halbes Jahr nach dem Amtsantritt des neuen Vorstandschefs Ola Källenius ist ein zügiger Abschluss der Dieselaffäre für den Daimler-Konzern nicht abzusehen. Kürzlich hat der Autohersteller dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zwei weitere sogenannte Abschalteinrichtungen in der Abgassteuerung seiner Dieselfahrzeuge gemeldet.

Betroffen sind nach SPIEGEL-Informationen diesmal kleinere Dieselmotoren, die Daimler von Renault erworben und in Modellen wie der A- und B-Klasse verbaut haben soll. Das KBA untersucht derzeit die auffällige Software, ein amtlicher Rückruf Tausender Autos droht. Und das, obwohl nach Schätzungen aus Regierungskreisen schon rund 4,5 Millionen Daimler-Modelle in Europa von Ruckrufen und Software-Updates betroffen sind, davon rund 1,3 Millionen auf Anordnung der Behörden. Das entspricht praktisch der gesamten Dieselflotte mit den Schadstoffklassen Euro 5 und 6.

Daimler bestreitet, gegen Gesetze verstoßen zu haben. Gegen die bisherigen KBA-Bescheide hat der Konzern Rechtsmittel eingelegt. Der Klärungsprozess mit dem KBA sei noch nicht abgeschlossen, teilte Daimler dem SPIEGEL mit. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Behörde weitere Ruckrufanordnungen erlässt, sagte ein Sprecher.

Genervt von der Salami-Taktik

Im Zusammenhang mit der Dieselaffäre steht Daimler schon seit Jahren im Austausch mit dem KBA. Im Sommer 2017 kündigte der Autohersteller sogenannte freiwillige Service-Maßnahmen für mehr als drei Millionen Fahrzeuge in Europa an. Später ordnete das KBA jedoch auch verpflichtende Rückrufe an, zuletzt für 260.000 Fahrzeuge des Modells Sprinter. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), dessen Ministerium das KBA untersteht, warf Daimler "Salamitaktik" und "Trickserei" vor, weil immer wieder neue Verdachtsfälle auftauchten.

Das Verhältnis zwischen Autohersteller und Verkehrsministerium ist seit vielen Monaten angespannt. Im September verhängte außerdem die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Bußgeld in Höhe von 870 Millionen Euro gegen Daimler wegen Verletzung der Aufsichtspflicht.

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