
Mercedes Sprinter: Just make it big
Mercedes Sprinter als Luxus-Limousine Die Laster der Promis
Stretchlimousinen gehören zu Amerika wie Coca-Cola und Burger. Doch seitdem das Lincoln Towncar - bisher die beliebteste Basis für Autos in XXL - nicht mehr produziert wird, und der Hummer H2 selbst in den USA verpönt ist, steckt die Lange-Lulatsch-Branche in der Krise. Doch jetzt keimt Hoffnung auf: Und zwar in Form eines Lieferwagens made in Germany.
Immer öfter nutzen Promis und erfolgreiche Banker nämlich den guten alten Mercedes Sprinter, um sich standesgemäß durch Metropolen wie New York oder Los Angeles chauffieren zu lassen. Allerdings haben die Kastenwagen im Innenraum mit einem Laster rein gar nichts mehr gemein.
Bett an Bord
Mercedes of Manhatten beispielsweise lässt bei einer Veredelungsfirma am Rande New Yorks eine "Grand Edition" des Sprinters bauen, die mindestens 190.000 Dollar kostet (die billigste Lieferwagenvariante kostet 36.000 Dollar). Dafür gibt's einen Kleinbus mit Parkettboden, elektrisch verstellbaren Ledersesseln mit Heizung, Kühlung, Massagefunktion und ausfahrbarer Fußstütze sowie eine Art Sofa im Fond, das sich sogar zum Bett umbauen lässt.
Ebenfalls an Bord: eine leistungsstarke Klimaanlage, die volle Musik- und Infotainment-Dröhnung in Form von Flachbildschirmen, Computern und Highspeed-Datenleitungen. Wer mag, kann sich eine Kopie seines Büros ins Auto bauen lassen.
"Wir machen aus Shuttlefahrten qualifizierte Arbeitszeit", sagt Anthony La Spada, Verkäufer von Mercedes of Manhattan. Die meisten seiner Kunden arbeiten in der Wall Street. "Die Banker und Broker wohnen in den Hamptons und machen auf dem Weg in die Stadt schon ihre ersten Geschäfte."
Ab 250.000 Dollar aufwärts
Doch es geht noch abgedrehter. Im kalifornischen Oxnard baut die Firma Becker Automotive quasi den Maybach unter den Shuttlebussen - ebenfalls auf Basis des Mercedes Sprinters.
Wer hier ein Auto kaufen möchte, muss mindestens 250.000 Dollar bereithalten. Jüngste Variante im Angebot der Edel-Umbauer ist der "Jet Van", der so heißt, weil die Einrichtung der eines Privatjets nachempfunden ist.
"Unsere Kunden machen keinen Unterschied, ob sie in der Luft oder auf der Straße reisen", sagt Firmenchef Howard Becker. "Ihr Auto soll möglichst eine Kopie ihres Lear Jets sein." Sitze, Lederbezüge, Zierkonsolen und sogar Beschläge - zahlreiche Bauteile kauft Becker bei Flugzeug-Zulieferern ein.
Ein Kleinbus voller Hightech-Elektronik
Zur technischen Ausstattung gehören Plasma-Bildschirme an der Trennwand zum Fahrer und an der Rückwand, sowie Bedienpulte, die mit Zulieferern aus der Rüstungsindustrie entwickelten wurden und von denen eines so viel kostet wie ein Kleinwagen. Wozu der Aufwand? Zum Beispiel, um auf ein und demselben Monitor Videokonferenzen abzuhalten, nebenher die Sitzheizung zu regulieren, bei Bedarf Film- oder Musiktitel auszuwählen oder die Wechselsprechanlage zum Fahrer zu bedienen.
Wer den großen Auftritt vor dem Grand Hotel hinlegen möchte, ist mit einer klassischen Stretchlimousine sicher besser bedient. Doch wenn es um den Weg und nicht das Ziel geht, sind Autos wie die veredelten Sprinter die bessere Wahl. Becker: "Viele unserer Kunden steigen immer öfter in den veredelten Sprinter und lassen die Luxuslimousine in der Garage."
Dabei spielt der Luxussprinter nicht nur in Sachen Komfortniveau und Preis in der Maybach-Liga, sondern auch bei den Stückzahlen. Autos wie der Jet Van aus Oxnard oder die Grand Edition aus Manhattan sind exklusive Exoten: Ein Auto pro Monat, viel mehr wird nicht verkauft.
In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch ist der Sprinter im Promi-Trimm durchaus präsent. Als Pop-Queen Beyonce Anfang des Jahres ein Baby zur Welt brachte, fuhr sie mit Töchterchen Ivy Blue in einem Luxus-Laster aus der Klinik nach Hause - das Bild fand sich anschließend in allen Zeitungen.