Mini E Auto voller Akkus
Während viele Autohersteller - elektrisiert vom Erfolg des Tesla Roadster - zuletzt eigene Elektrofahrzeuge präsentierten, hielt sich BMW lange zurück. Den Münchnern galt die Optimierung des Verbrennungsmotors mit allerlei Finessen als Königsweg. Zwar sind die Bayern der Konkurrenz mit ihrer Spritspartechnik bei den aktuellen Serienmodellen tatsächlich voraus, doch gerieten sie bei anderen Zukunftstechnologien in Rückstand.
Zur Motorshow in Los Angeles präsentiert nun auch BMW einen Stromer. Das neue Modell heißt Mini E. Geplant ist zunächst eine Kleinserie von 500 Autos, die bis Jahresende im Mini-Werk in Oxford gebaut, in München komplettiert und anschließend an Kunden in den US-Staaten Kalifornien, New York und New Jersey verteilt werden soll. Über den Einsatz in Europa denke BMW zwar nach, doch entschieden sei noch nichts, sagt Mini-Sprecher Cypselus von Frankenberg.
Statt eines Benzin- oder Dieselmotors steckt unter der kurzen Haube ein Elektromotor, der mit umgerechnet 204 PS mehr Leistung als jeder konventionelle Mini bietet und beinahe an die Tuningversion John Cooper Works (211 PS) heranreicht. Zwar hat das Auto wegen der schweren Batterien auch mehr zu schleppen, doch verspricht das Datenblatt respektable Fahrleistungen: Mit 220 Nm Drehmoment, die unmittelbar zur Verfügung stehen, beschleunigt der Stromer in 8,5 Sekunden auf Tempo 100. Dass die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf rund 150 km/h limitiert ist, wird vorerst keinen Kunden stören. Übersetzt auf US-Verhältnisse sind das 95 Meilen pro Stunde, und damit weit mehr als erlaubt.
Seine Energie bezieht der Motor aus Lithium-Ionen-Akkus, die BMW ähnlich wie Tesla aus Ladezellen für Laptop-Computer konstruiert hat. 5088 einzelne Akkus wurden in 48 Modulen zusammengefügt und im Fahrzeug untergebracht. Dieser Batteriebatzen ist im Verbund mit Kühlung und Steuerelektronik nicht nur schwer, sondern auch voluminös. Deshalb mussten die Entwickler die Rückbank opfern und den Mini zum Zweisitzer degradieren. Obendrein schmilzt das Kofferraumvolumen auf magere 60 Liter, und die Zuladung des beinahe 1,5 Tonnen schweren Kleinwagens sinkt auf 195 Kilogramm.
Großer Akku mit großer Reichweite
Bis zu einer Serienfertigung gibt es da wohl noch Entwicklungsbedarf. Dafür bringt der große Akku auch eine große Reichweite, die durch die Rückgewinnung von Bremsenergie vor allem im Stadtverkehr weiter gesteigert wird: Mindestens 250 Kilometer sollen möglich sein, teilt Mini mit. Weil der US-Amerikaner im Schnitt deutlich weniger als 100 Kilometer pro Tag fährt, sollte eine Akkuladung problemlos ausreichen.
Geht die Ladung zur Neige, muss der Mini E wie jedes Elektroauto an die Steckdose. Weil die Batterie groß und die Stromspannung in den USA gering ist, würde ein Ladezyklus mehr als 20 Stunden dauern. Um das zu verkürzen, hat BMW die sogenannte Wallbox entwickelt, die mit jedem Auto geliefert wird. Das Gerät wird in der heimischen Garage montiert, erlaubt eine größere Stromstärke und verkürzt die Ladezeit auf zweieinhalb Stunden.
Gelbe Zierleisten kennzeichnen das Elektro-Modell
Während die Techniker mit dem Mini E reichlich Arbeit hatten, war der Stromer für die Designer eine leichte Übung. Äußerlich gibt es nur ein paar neue Lackfarben und einen Aufkleber, den man gleichermaßen als Stromstecker und als Buchstaben "E" interpretieren kann. Innen wurden einige gelbe Zierleisten, ein Zusatzdisplay im Zentralinstrument und eine Ladezustandsanzeige anstelle des Drehzahlmessers eingefügt.
Noch ist der Mini E ein Prototyp, bei dessen Flottentest BMW allerdings viel lernen will. "Durch die Nutzung von rund 500 Fahrzeugen im realen Alltagsverkehr ergibt sich die Möglichkeit, praxisnahe Erfahrungen in repräsentativer Bandbreite zu sammeln", sagt Mini-Sprecher von Frankenberg.
Daraus resultiere "wertvolles Know-how für den Entwicklungsprozess von Serienfahrzeugen". Denn daran lässen auch BMW keinen Zweifel mehr: Zumindest mittelfristig strebe man "die Serienproduktion von rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen an".