Dieselskandal Hardware-Nachrüstungen reduzieren Stickoxide laut ADAC um die Hälfte

Nachträglich eingebaute Katalysatoren reduzieren die Stickoxidemissionen von Dieselautos deutlich. Das bestätigen erste Ergebnisse eines kürzlich gestarteten Langzeittests des ADAC. Dieselfahrer können hoffen.
Ein nachgerüsteter SCR-Katalysator am Unterboden eines umgerüsteten Opel Astra

Ein nachgerüsteter SCR-Katalysator am Unterboden eines umgerüsteten Opel Astra

Foto: Marijan Murat/ picture alliance / Marijan Murat/dpa

Seit Anfang September läuft beim ADAC ein Langzeittest mit Dieselnachrüstsystemen. Nach den ersten 10.000 Testkilometern zeigt sich nun, dass die Nachrüstung mit sogenannten AdBlue-Systemen den Ausstoß von Stickoxiden deutlich verringert. Bei derartigen Systemen reinigt eingespritzter Harnstoff die Abgase des Pkw. Der ADAC fordert die Bundesregierung deshalb auf, nachgerüstete Autos von Fahrverboten zu verschonen.

Das Ergebnis decke sich mit einer ersten Testreihe des ADAC Anfang des Jahres, wie der SPIEGEL aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium erfuhr. Das Bundesland kooperiert bei der Untersuchung mit dem Autoclub. Demnach senkt die Nachrüstung mit AdBlue-System den Ausstoß von Stickoxiden um 50 Prozent unter ungünstigen Bedingungen und bis zu 70 Prozent im Idealfall. Durch die flächendeckende SCR-Nachrüstung von Euro-5-Dieselfahrzeugen könnten - auf den gesamten Straßenverkehr bezogen - die Stickoxid-Emissionen um 25 Prozent sinken.

Entscheidung über Hardware-Nachrüstungen noch im September

Noch für September hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Entscheidung über Nachrüstungen angekündigt. Koalitionspartner SPD fordert, dass die Autoindustrie die Kosten übernimmt. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sperrte sich bisher dagegen, hatte kürzlich angesichts weiterer drohender Fahrverbote aber ein neues Konzept zu Nachbesserungen an älteren Dieselfahrzeugenangekündigt.

Vielen Dieselbesitzern dauert das allerdings zu lange. So hat ein Bündnis aus Zivilgesellschaft und Industrie inzwischen eine private Nachrüst-Initiativegegründet, um die Nachrüstungen selbst in die Hand zu nehmen.

Genaue Ergebnisse im Oktober

Für den insgesamt 50.000 Kilometer langen Dauertest hat der ADAC drei Testfahrzeuge mit Nachrüstsystemen ausgestattet. Neben dem von der Firma Baumot Twintec umgerüsteten Opel Astra 1.7 CDTI werden auch zwei leichte Nutzfahrzeuge getestet: Ein VW T5 mit einem System des Nachrüsters Oberland-Mangold und ein Fiat Ducato mit einem SCR-Katalysator vom Hersteller HJS. Die Testwagen fahren täglich eine definierte Strecke von rund 700 Kilometern, die aus 56 Prozent Inner- und Außerortsanteil und 44 Prozent Autobahnstrecke besteht. Die detaillierten Messergebnisse sollen laut ADAC in einem ersten Zwischenbericht im Oktober veröffentlicht werden.

Kosten für Nachrüstung zwischen 1400 Euro und 3300 Euro

Die Kosten einer Nachrüstung für den Verbraucher werden von den unterschiedlichen Anbietern mit 1400 Euro bis 3300 Euro inklusive Einbau angegeben. "Nach unserer Einschätzung dürften die Kosten allerdings im oberen Drittel der genannten Preisspanne liegen", sagt Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC.

Um die Markteinführung erster Nachrüstsysteme in Großserienfertigung zeitnah zu ermöglichen, fordern die Nachrüster vom Gesetzgeber rasch den entsprechenden gesetzlichen Rahmen. Zudem müssten insbesondere die Hersteller Kooperationsbereitschaft zeigen, damit die Umbauten anschließend zügig umgesetzt werden könnten.

cfr/gt
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