Öffentlicher Nahverkehr Hofreiter schlägt bundesweite Ein-Euro-Tickets für Busse und Bahnen vor

Bus- und Bahnfahren soll im ganzen Land pro Tag nur noch einen Euro kosten. Dafür setzt sich Grünen-Chef Anton Hofreiter ein, um den Autoverkehr zu reduzieren. Dieser gehöre zu den "größten Klimakillern".
Straßenbahn in Chemnitz (Archivfoto)

Straßenbahn in Chemnitz (Archivfoto)

Foto: DPA

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter schlägt bundesweite Ein-Euro-Tagestickets für Busse und Bahnen vor. Jeder Verkehrsverbund in Deutschland solle ein solches Ticket einführen, sagte Hofreiter der "Bild am Sonntag". Dann koste der öffentliche Nahverkehr jeden Nutzer nur noch 365 Euro im Jahr. "Schüler und Auszubildende sollen gratis mitfahren", fügte Hofreiter hinzu.

Hofreiter sagte, der Verkehr gehöre "zu den größten Klimakillern in unserem Land". Er will deshalb mit einem Drei-Punkte-Plan dafür sorgen, dass die Bürger mehr Bahn oder Bus und weniger Auto fahren.

Neben dem Ein-Euro-Ticket wollen die Grünen einen "Mobilpass Deutschland", mit dem Bürger alle öffentlichen Verkehrsmittel, Auto- und Rad-Sharing-Angebote nutzen können. "Schluss mit dem Ticket-Wirrwarr", sagte Hofreiter. "Ich fordere die Bundesregierung auf, darüber mit den Verkehrsbetrieben und Sharing-Anbietern zu verhandeln."

Als dritten Punkt fordert der Fraktionsvorsitzende, die Mehrwertsteuer auf Bahntickets im Fernverkehr von 19 Prozent auf sieben Prozent zu senken. Damit würde Bahnfahren auf Langstrecken deutlich billiger, sagte Hofreiter.

In der Bundesregierung wird schon seit längerem über die Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs nachgedacht. Zuletzt hatte sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze für entsprechende Versuche eingesetzt. "Ich will, dass Deutschland der Vorreiter beim Klimaschutz wird", sagte Schulze im April in Berlin anlässlich einer Umweltkonferenz. Busse und Bahnen in den Großstädten könnten nach Ansicht der Umweltministerin für Fahrgäste zumindest zeitweise kostenlos sein, um neue Mobilitätskonzepte anzuschieben. Alles, was dem ÖPNV nutze und eine Alternative zum Auto bilde, müsse gefördert werden, sagte die SPD-Politikerin. Das seien:

  • ein zumindest phasenweise kostenloser ÖPNV
  • einfachere Wege beim Kauf der Tickets
  • günstigere Fahrkartenpreise

(Eine Auswertung, wie viel der Nahverkehr derzeit in 39 deutschen Großstädten mit mehr als 200.000 Einwohnern kostet, finden Sie hier: Nicht alle Städte mit großem Netz sind teuer, nicht alle kleinen Städte günstig.)

Im Nachbarland Frankreich sind die Verkehrspolitiker schon weiter: In Dünkirchen ist die Nutzung des Nahverkehrs seit September umsonst. Bei Versuchen am Wochenenden sei die Bus-Nutzung um bis zu 60 Prozent gestiegen, hatte der Bürgermeister der 200.000-Einwohner-Stadt zur Einführung des kostenlosen Nahverkehrs erklärt.

Mehr als ein Dutzend französische Kommunen experimentieren bereits mit ähnlichen Modellen. In der Hauptstadt Paris ist die Metro in Zeiten von Smog in der Regel kostenlos.

oka/AFP
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