CO2-Ausstoß von Neuwagen EU-Parlament verabschiedet strengere Abgaswerte

Es war das große Tauziehen des vergangenen Sommers: Im Streit über strengere CO2-Grenzwerte für Neuwagen kämpften EU, Lobbyverbände, Autobauer und Bundesregierung mit- und gegeneinander. Heraus kam ein Kompromiss, der nun auch formal verabschiedet wurde.
Autoabgase: Europa soll Technologieführer bleiben

Autoabgase: Europa soll Technologieführer bleiben

Foto: Ulrich Perrey/ picture-alliance/ dpa

Der gefährliche Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen in Europa soll ab 2020 um mehr als ein Viertel sinken. Eine entsprechende Neuregelung hat das EU-Parlament verabschiedet. Bereits Ende November hatten sich die Vertreter der EU-Staaten mit dem EU-Parlament nach zähen Verhandlungen auf diesen Kompromiss geeinigt. Vor allem Deutschland hatte sich vehement gegen die strengeren Auflagen gesträubt.

Die nun formal verabschiedete Einigung sieht vor, dass im Jahr 2020 95 Prozent aller neuen PKW maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen dürfen - gegenüber 130 Gramm im Jahr 2015. Nach 2020 müssen dann alle Neuwagen diesen Grenzwert einhalten. Die neuen Vorschriften gelten allerdings für die gesamte Fahrzeug-Flotte in Europa. Die Autobauer können somit höhere CO2-Ausstöße von hubraumstarken Fahrzeugen durch den Bau besonders sparsamer Fahrzeuge ausgleichen. Zusätzlich können die Hersteller Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 50 Gramm mehrfach auf ihre Flotte anrechnen lassen - durch sogenannte Supercredits. Eine Möglichkeit, den Grenzwert legal zu überschreiten, ohne Strafzahlungen fürchten zu müssen.

Eigentlich hatte es schon im Juni eine Einigung auf die Abgasobergrenzen gegeben. Doch Deutschland ließ den Kompromiss platzen und forderte einen Aufschub von vier Jahren und somit mehr Flexibilität für die Autoindustrie. EU-Diplomaten zufolge setzte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) damals persönlich dafür ein, dass eine Abstimmung über den Deal in letzter Minute verschoben wurde. Das sorgte im Europaparlament und bei Umweltschützern für Empörung.

Bonuspunkte sollen den Bau von Elektroautos fördern

Merkels Vorstoß sei letztlich nur von "minimalem Erfolg gekrönt" worden, erklärte der Vorsitzende des EU-Umweltausschusses, Matthias Groote (SPD). Dies sei nicht nur gut fürs Klima.Es sei auch eine "Chance" für die deutsche Autoindustrie, ihre technologische Stärke weiter voranzutreiben und mehr Autos mit klimaschonenden Motoren auf den Weltmarkt zu bringen.

Die EU-Kommissarin für Klimaschutz Connie Hedegaard sprach von "erreichbaren" Vorgaben. Es gehe nun darum, Technologien zu verwenden, die "heute schon verfügbar" seien.

Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte die Neuregelung. Enttäuschend sei allerdings, dass die "Allianz aus Bundesregierung und Verband der Automobilindustrie (VDA)" einen Aufschub für die volle Einhaltung des 95-Gramm-Ziels um ein Jahr sowie großzügigere Supercredits durchgesetzt habe. Die deutschen Hersteller müssten diese Supercredits nun nutzen, um verstärkt energieeffiziente Elektrofahrzeuge zu entwickeln.

mhu/AFP
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