Neue Spritsparmodelle Deutsche Autohersteller machen die grüne Welle

Na also, es geht doch: Nachdem sich die deutschen Hersteller lange geziert haben, bringen sie jetzt zunehmend Spritsparmodelle. Am weitesten geht BMW, doch auch die Konkurrenz zieht nach.

Was war das ein Gejammer und Gezeter, als zum Genfer Autosalon die CO2-Diskussion losgetreten wurde: Ohne eine technische Revolution und saftige Preisaufschläge, so der Tenor aus der hiesigen Industrie, seien die geforderten Sparziele nicht zu erreichen. Einzelne Ökomobile im Fahrversuch oder hoch subventioniert in Kundenhand wären ja machbar, aber mehr sei - zumindest kurzfristig - einfach nicht drin, hieß es bei den Herstellern. Das ist erst vier Monate her, doch heute sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Die Diskussion hat an Schärfe verloren und die Autohersteller reiten auf einer grünen Welle. Demnächst kommt eine Fülle von Spritsparer-Modellen in den Handel.

Dabei ist keiner so konsequent wie BMW. Bisher standen die Bayern und ihre Kunden nicht im Ruf, besonders verantwortungsvoll mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Doch die neue Strategie "Efficient Dynamics" verhilft BMW jetzt zu einer grüneren Flotte. Hinter dem kryptischen Begriff verbirgt sich ein Paket spritsparender Funktionen. Es reicht von der automatischen Motorabschaltung beim Stopp an der roten Ampel über den Schalthinweis im Cockpit bis zur Energierückgewinnung beim Bremsen. So zügelt BMW den Durst seiner Autos, ohne dass der Fahrspaß auf der Strecke bleibt, wie die Münchner versichern. Und tatsächlich kommt die neue Sparsamkeit meist mit einem kleinen Leistungsplus daher.

Nachdem BWM im Frühjahr schon den 1er und 5er mit "Efficient Dynamics" austattete, wird die Technologie jetzt in weitere Modelle eingebaut: Abgesehen vom Z4 und dem kurz vor der Ablösung stehenden 7er werden nach den Sommerferien in jeder Baureihe zumindest einige der Diätvorschläge umgesetzt – allen voran im 3er, dem in Europa am häufigsten verkauften Modell der Marke. Diese Modell gibt es zudem künftig mit neuen Basismotoren: Einem 143 PS starken Diesel im 318d, der mit 4,7 Litern zufrieden ist. Noch imposanter ist der Fortschritt beim 5er, der als 520d mit einem neuen 177 PS-Diesel nun mit 5,1 Litern auf 100 Kilometern auskommt und den Konkurrenten aus Stuttgart und Ingolstadt so um mehr als 30 Prozent voraus ist.

Erstmals tritt der BMW 6er mit Dieselmotor an

Natürlich werden ein 6er oder ein X5 auch mit solchen Spartechniken nicht zum Öko-Auto, doch drücken die Bayern nun immerhin schon 19 Autos unter den anvisierten CO2-Grenzwert von 140 Gramm pro Kilometer. Auch dort, wo es nicht reicht, gibt es künftig neue Motoren mit eingebautem Appetitzügler. Beim dezenten Facelift für den 6er wirft BMW deshalb sogar einen alten Vorbehalt über Bord und rüstet den frisch geschminkten Zweitürer ab Oktober auch mit einem Dieselmotor aus. Der Sechszylinder leistet 286 PS, ist im Coupé mit 6,9 oder im Cabrio mit 7,2 Litern im Durchschnitt zufrieden und macht bei Sprintwerten knapp über sechs Sekunden selbst neben dem auf 272 PS erstarkten Benziner im 630i keine schlechte Figur.

Bei BMWs Sparprogramm mithalten kann eigentlich nur der Volkswagen-Konzern. Die Marke VW punktet mit dem Polo Blue Motion, dem seit ein paar Wochen der Passat Blue Motion zur Seite steht. Nach dem Erfolg der beiden Blaumänner ist es höchst wahrscheinlich, dass im September auf der IAA auch ein Golf Blue Motion vorgestellt wird. Bei Audi gibt es zumindest mehr "e-Modelle" mit optimierter Aerodynamik, länger übersetzten Getrieben, verbrauchsgünstigen Reifen und einer Schaltanzeige im Cockpit. Außerdem ziehen die Konzerntöchter nach: Skoda arbeitet an einem Fabia Green-Line, der neue Seat-Chef Erich Schmitt will sich ebenfalls aus dem Öko-Baukasten bedienen. "Wir wären dumm, wenn wir diese Möglichkeiten nicht nutzen würden."

Mercedes kündigt 18 Sparmodelle zur IAA an

Von Mercedes kommt neben dem Smart Diesel, mit einem Normverbrauch von 3,3 Litern das sparsamste Serienauto derzeit, schon bald eine Start-Stopp-Automatik für den Kleinwagen. Und zur IAA wollen die Schwaben angeblich mit 18 Öko-Modellen auftrumpfen. So plane Vorstand Zetsche den "grünsten IAA-Auftritt aller Zeiten", bei dem sich die Stuttgarter als sauberster und sparsamster Premiumhersteller positionieren wollen. Mit der Kombination aus Bluetec-Diesel und Mild-Hybrid soll der Durchschnittsverbrauch der C-Klasse unter fünf, der Durst der E-Klasse unter sechs und jener der S-Klasse unter sieben Liter gedrückt werden.

Selbst Porsche entdeckt CO2 als wichtiges Thema - betreibt zunächst aber erst einmal Zahlenakrobatik: "Seit 1970 haben wir den Schadstoffausstoß unserer Motoren um 95 Prozent reduziert", heißt es in Zuffenhausen. Und bis 2012 soll der Durchschnittsverbrauch der Flotte um ein weiteres Fünftel sinken. Dabei setzen die Schwaben auch auf den kommenden Hybridantrieb für den Geländewagen Cayenne, der eingefleischte Porsche-Fahrer in völlig neue Dimensionen führen wird: Erstmals soll beim Verbrauch eine Acht vor dem Komma stehen.

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