
VW Golf VII: Viel sparsamer und leichter
VW Golf VII Es ist ein Auto!
Der Golf ist das Erfolgsmodell von Volkswagen, und jede neue Generation soll die Erfolgsgeschichte fortschreiben. Nun ist es wieder so weit: Am 4. September wird VW den Golf VII offiziell vorstellen.
Für die Wolfsburger ist das nicht irgendein Ereignis. Denn der Golf ist der Bestseller des Unternehmens, mehr als 29 Millionen Exemplare wurden seit dem Debüt der Baureihe abgesetzt. So verwundert es wenig, dass Volkswagen schon vor dem regulären Start erste Details lanciert - schließlich soll ein maximales Kundeninteresse geweckt werden.
Der Wagen ist der erste VW auf Basis des sogenannten Modularen Querbaukastens MQB, mit dem der Konzern die Produktion erheblich vereinfachen und deutlich verbilligen will. Die wichtigste technische Botschaft zum Golf VII lautet: Das Auto ist um rund hundert Kilogramm leichter geworden als das Vorgängermodell. Das Leergewicht entspreche "dem der vierten Generation von 1997", heißt es in einer Pressemitteilung. Und die wog, je nach Motorisierung und Ausstattung, zwischen 1050 und 1477 Kilogramm.
VW betont, dass die "Umkehrung der Gewichtsspirale" nicht durch teure Werkstoffe wie Aluminium, Magnesium oder gar Karbon gelungen sei, sondern durch eine konsequente "Suche nach dem letzten Gramm". Das zeige sich auch darin, dass der Preis fürs billigste neue Golf-Modell etwas niedriger sein werde als bislang. Exakte Summen will VW erst bei der Weltpremiere Anfang September nennen.
Gleiche Festigkeit bei weniger Materialeinsatz
Gewicht gespart wurde an vielen Stellen. Drei Kilo weniger wiegt die neue Elektrik, zwölf Kilo leichter wurden die Sonderausstattungen, um 22 Kilo speckten die neuen Motoren ab, 26 Kilo sparten die Ingenieure beim Fahrwerk ein und 37 Kilo beim Aufbau. Den letzten Punkt schlüsseln die Wolfsburger detailliert auf: Die Klimaanlage beispielsweise wiegt nun 2,7 Kilo weniger als bislang, unter anderem weil die Druckleitungen dünner und die Befestigungen filigraner ausgeführt sind; die Sitze bringen 7 Kilo weniger auf die Waage, weil die Rückenlehnen jetzt aus hochfestem Stahl konstruiert sind, das bei weniger Materialeinsatz die gleiche Festigkeit bietet wie bislang.
Satte 23 Kilo wurden bei der Karosseriestruktur eingespart: Ebenfalls durch den Einsatz hochfester Stahlsorten; dann durch den Einsatz sogenannter Tailored Blanks, also maßgeschneiderter Blechteile, die unterschiedlich dick sind, so dass Material nur dort vorhanden ist, wo es auch wirklich gebraucht wird. Und dann kommen beim Bau des Golf VII auch neue Verfahren zum Einsatz. Eines davon trägt den lustigen Namen Wobbel-Naht. Damit bezeichnen Fachleute Laserschweißnähte, die aussehen wie eine endlose Sinuskurve (wobble ist das englische Verb für schwanken, pendeln) und die auf kleinsten Überlappungen feste Bauteilverbindungen ermöglichen.
Die Gewichtsreduktion ergebe im Zusammenhang mit neuen Motoren, zu denen auch ein Vierzylinder-Benziner mit Zylinderabschaltung gehört, eine Spritersparnis von bis zu 23 Prozent, sagt VW. Das klingt gut, bleibt aber bis zum ersten Praxistest erst einmal eine Behauptung.
Ausstattung wie in der Oberklasse
Zumal für den Golf VII eine bislang nicht gekannte Vielfalt an Assistenzsystemen zur Verfügung stehen wird, die, sofern der Kunde zugreift und sie ins Auto installieren lässt, den Verbrauch wieder in die Höhe treiben.
Das gilt nicht für die neue Multikollisionsbremse, denn die ist serienmäßig und schon in den offiziellen Verbrauchswert mit eingerechnet. Das System soll den zweiten, unkontrollierten und häufig folgenreichen Aufprall nach einer ersten Kollision mildern oder sogar verhindern. Und zwar, in dem nach einer Kollision automatisch die Bremsanlage aktiviert wird, um, wie VW erklärt, "die noch vorhandene kinetische Energie signifikant zu reduzieren".
Ein Auszug aus der langen Liste der Extras: Elektronische Differenzialsperre, City-Notbremsfunktion für automatisches Bremsen bei weniger als 30 km/h, automatische Abstandsregelung, Spurhalteassistent mit sogenannter Mittenführung, Müdigkeitserkennung sowie Einparkhilfe. Der neue Golf lässt sich, die Bereitschaft zum Aufpreis vorausgesetzt, üppig aufrüsten. Von schicken Details wie Lederausstattung oder speziellen Verkleidungen noch gar nicht zu reden.
Am Format des Autos übrigens hat sich nichts Grundlegendes geändert. Wie zu erwarten und dem aktuellen Designtrend folgend wird der Golf VII einen Tick länger und breiter, während das Dach etwas flacher sitzt - angeblich ohne die Kopffreiheit im Innern zu beeinträchtigen, wie VW betont. Die Bedienbarkeit wurde übrigens auch verbessert, und zwar indem der Abstand zwischen Brems- und Gaspedal um 1,6 Zentimeter vergrößert wurde und der Schaltknauf nun zwei Zentimeter höher positioniert ist als beim bisherigen Modell. Das Kofferraumvolumen wächst um 30 auf nun 380 Liter.
Neuer Touchscreen mit Annäherungssensor
Sonst noch was? Ja, denn mit dem Modularen Querbaukasten debütiert zugleich der Modulare Infotainment-Baukasten. Hinter dem Begriff steckt eine neue Generation von Radio- und Radio-Navigationsgeräten, die in sechs Ausbaustufen bestellt werden können. Egal für welche Variante sich der Kunde entscheidet, immer wird das Gerät inklusive eines Touchscreens geliefert, der über einen Annäherungssensor verfügt. Nähert sich ein Finger dem Bildschirm, wechselt die Darstellung automatisch vom Anzeige- ins Bedienformat, so dass es leichter wird, den Bildschirm an der richtigen Stelle zu berühren und damit die gewünschte Funktion auszuwählen.
Fahren kann man mit dem neuen Golf natürlich auch. Wie gut, wird sich allerdings erst in einigen Wochen ermitteln lassen. Anfang November startet die Markteinführung in Deutschland.