

Kaputte Straßen, Baustellen, Enge, Lärm und teure Gebühren an jeder Ecke - Manhattan zählt nicht eben zu den autofreundlichsten Revieren auf diesem Planeten. Ist das der Grund, weshalb sich die Menschen hier in ihren Fahrzeugen geradezu einbunkern? Die Blechkolonne besteht überwiegend aus SUV, darunter häufig Fünfeinhalbmeter-Full-Size-Gefährte der Sorten Cadillac Escalade, Chevrolet Suburban oder GMC Yukon.
So gesehen ist die New Yorker Automesse NYIAS am richtigen Ort. Als gäbe es nur noch ein passendes Fahrzeugsegment in den USA, füllen vornehmlich SUV und Pick-ups die Stände der Hersteller.
"Wir bauen, was der Markt verlangt", sagt ein Produktmanager von Lincoln. Doch manche der Modelle hat man schon vergessen, sobald man an ihnen vorbeigegangen ist. Optisch wirken sie komplett austauschbar. Langeweile von außen, Langeweile von innen.
Stets die gleichen Cockpits, stets die gleichen Touchscreens. Nichts wirklich Neues, keine neuen Ideen, kein neues Design, keine neuen Antriebe. Und falls doch einmal das Wort "Hybrid" am Kotflügel steht, hat das eher Alibicharakter. Das Land ist groß, die Energie spottbillig. Spritverbrauch 16 Liter auf 100 Kilometern? Kein Problem. Sparen oder das Klima schonen können ja andere.
Eine überraschende Ausnahme
Immerhin ein Autobauer zeigt, dass er sich Gedanken über Mobilität in Megacitys macht - und zwar einer, von dem das weniger zu erwarten wäre: Genesis. Bislang ist die Edelmarke von Hyundai nur durch luxuriöse Limousinen in den höheren Segmenten aufgefallen. Nun soll die kleine Konzeptstudie Mint den Weg in die Zukunft aufzeigen, ein putziger Zweisitzer, elektrisch angetrieben und endlich einmal kein SUV.
Doch der Wagen ist die krasse Ausnahme. Mit welchen Neuheiten die Autohersteller sonst so nach New York gekommen sind, zeigen wir Ihnen in unserer Bildergalerie.
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VW Atlas Base Camp: "Pimp my SUV" - unter diesem Motto stellt Volkswagen sein größtes SUV Atlas vor. Noch ist die auf Outdoor und Abenteuer getrimmte Version eine Studie, sie soll aber nächstes Jahr in Serie gehen. "Wir wollen emotionaler werden" so ein VW-Sprecher auf der Messe. Der Gefühlsausbruch hat allerdings auch Schattenseiten: Der Atlas verbraucht offiziell bis zu 12,4 Liter Benzin auf 100 Kilometern.
Ford Explorer: Die neue Generation geht im Sommer in Amerika in den Handel. Ford plant, den großen SUV auch in Europa anzubieten, dann mit Dieselmotor oder als Plug-in-Hybrid. Ob der so sparsam ist wie auf dem Papier (3,4 Liter auf 100 Kilometern)? Wie viel Energie ein solches Gefährt wirklich benötigt, verdeutlicht die Vorgängergeneration mit einem Verbrauch von bis zu 15,7 Liter Super.
Toyota Highlander: Vor 19 Jahren ist der Highlander erstmals in New York vorgestellt worden. Mittlerweile ist man bei der vierten Generation, die größer denn je ausfällt. Neben einem V6-Benziner gibt es einen klassischen Hybrid. Auch Frontantrieb ist möglich. Toyota will den Highlander noch dieses Jahr nach Europa bringen.
Mercedes GLS: Bigger is better, die neue Generation des Flaggschiff-SUV von Mercedes wuchs auf stolze 5,21 Meter und soll den Komfort einer S-Klasse bieten. "Die neue Größe ist vor allem den amerikanischen Kunden geschuldet", sagt Andreas Zygan, Leiter Entwicklung SUV. Selbst in der dritten Reihe sitzen Erwachsene bequem. Der GLS hat einen V8-Motor unter der Haube.
Lincoln Corsair: Die Marke gehört zu Ford und will in der Premiumliga mitspielen. Der Corsair feiert in New York seine Weltpremiere und ersetzt den MKC. Weil er sich die Antriebe mit dem Ford Escape teilt, dürfte bald auch ein Plug-in-Hybrid unter der Haube arbeiten. Export nach Deutschland? Fehlanzeige.
Chevrolet Silverado: Nach der Ford F-Serie ist der Silverado der zweitbestverkaufte Pick-up Amerikas. Im Spätsommer schickt Chevrolet die neue Generation zu den Händlern. Es bleibt bei großen V8-Motoren, aber immerhin tankt einer davon Diesel. Die sparsamste Version soll sich mit "nur" 8,5 Litern auf 100 Kilometern begnügen.
Hoch wie eine Schrankwand, kiloweise Chrom: Pick-ups gehören zu den Lieblingsfahrzeugen der Amerikaner. Und bei den billigen Spritpreisen wird dies wohl auch noch lange so bleiben.
Rivian: In Los Angeles im vorigen Herbst hatte der vollelektrische Full-Size-SUV des amerikanischen Autobauers Rivian seine Weltpremiere. Produziert wird er in Illinois, die ersten Fahrzeuge sollen Ende 2020 ausgeliefert werden. Als zweites Modell ist ein elektrischer Pick-up vorgesehen.
Rivian-Cockpit: Angeblich soll es genau so in Serie gehen wie hier abgebildet. Offenporiges Holz sorgt für Ökoatmosphäre, physische Schalter fehlen bis auf die beiden kleinen Rändelräder im Lenkrad völlig. Das fehlende Getriebe schafft Luft im Fußraum.
Kia Telluride: Oberhalb des Sorento platziert Kia in Amerika den Telluride. Er ist mit einer Länge von fünf Metern der größte SUV in der Modellpalette und bietet Platz für bis zu acht Personen.
Die Studie zum Telluride stellte Kia bereits 2016 in Detroit vor.
Hyundai Palisade: Das Pendant zum Kia Telluride nennt sich Palisade, rangiert über dem Santa Fe und kommt von der Mutter Hyundai. Ab Sommer soll der ebenfalls fünf Meter lange Palisade in den USA angeboten werden. Europa steht nicht auf dem Plan, obwohl es eine Dieselvariante gibt.
Lego-Silverado: Wer in seiner Freizeit nichts anderes zu tun hat, baut einen Full-Size-Pick-up aus Lego-Steinen. 334.544 Stück waren hierzu laut Hersteller nötig. Die ganze Aktion hat 2000 Stunden gedauert.
Ford Escape: Für die Amis ist das bereits ein City-SUV. Bei uns fährt das Modell im Kompaktsegment und wird als Kuga in den Showrooms stehen. Neben konventionellen Motoren soll es immerhin einen Plug-in-Hybrid-Antrieb geben.
Subaru Outback: Die japanische Marke, bei uns eher ein Nischenanbieter, spielt in Amerika die große Geige, verkauft dort mehr Autos als VW. Auf der Messe in New York baute man einen halben Nationalpark auf, um den neuen Outback so ökologisch wie möglich zu präsentieren. Subaru ist der größte Kooperationspartner der National Park Foundation.
Hyundai Venue: Schau an, es geht auch kleiner. Unterhalb des Kona präsentiert Hyundai ein City-SUV, will damit junge Amerikaner gewinnen. Nach Deutschland kommt das Modell nicht. Außer in den USA wird es noch in Korea und Indien verkauft.
Genesis Mint: Der heimliche Star der Messe, klein, knuffig, cool und endlich mal ein neuer Ansatz von Mobilität in Großstädten. Die Studie ist als Zweisitzer konzipiert, fährt selbstverständlich elektrisch und repräsentiert einmal nicht das trendige City-SUV-Segment. Hinten gibt es zwei Flügeltüren, die nur zum Beladen des Kofferraums hinter den Vordersitzen dienen. Chance auf Serie? "Warum nicht", sagt Peter Schreyer, Designchef des Hyundai-Konzerns, "Luxus hängt nicht von der Größe eines Fahrzeugs ab."
Mint-Cockpit: Luftig, puristisch und edel. Der offene Fußraum schafft innere Größe. Nervös machen könnte allerdings der sich mitdrehende Bildschirm. Sieht aber cool aus, und das ist bei einer Studie erst einmal die Hauptsache.
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