
Nik Nowaks "Soundobjekte": Krieg dem Krach
Nik Nowaks "Soundobjekte" Ich geb Gas, ich will Bass
Nik Nowaks Fahrzeuge sind formvollendete Ruhestörungen. Zum Beispiel das jüngste Werk des Berliner Künstlers: ein weißes Ungetüm, das so martialisch aussieht, wie es sein Name verspricht - "Panzer". Auf ein japanisches Kettenfahrzeug - ursprünglich diente es dem Transport von Bauschutt - hat Nowak ein Soundsystem in der Größe eines Kleinwagens montiert. 13 Lautsprecher lugen wie Mündungen von Kanonenrohren in alle Richtungen. Sie verballern Musik aus einer 4000 Watt mächtigen Anlage.
"Soundobjekte" nennt Nik Nowak solche Konstruktionen. Er sieht sich in erster Linie als Klangkünstler, seine Inspiration holt er sich sprichwörtlich von der Straße. Zum Beispiel von getunten Autos mit fetten HiFi-Systemen: "Der Fahrer transportiert seine gewohnte Atmosphäre in einer Kapsel durch den öffentlichen Raum. Das getunte Auto ist ein Panzer - mehr Watt, mehr Panzerung."
"Für den 'Panzer' habe ich bereits viele Anfragen von namhaften Künstlern erhalten", erzählt Nowak. Bislang habe er aber allen Interessenten eine Absage erteilt. "Jedes meiner Objekte hat einen eigenen Soundtrack. Ich will nicht, dass der verwässert", sagt er. Denn nicht nur die "Soundobjekte" bastelt Nowak selbst - auch das, was aus den Boxen tönt, wird von ihm produziert. "Prince würde auf seiner Symbol-Gitarre ja auch niemand anderen spielen lassen."
Was wirklich schön ist
Auch "Baron Bass" darf nur von seinem Erschaffer bedient werden. Hinten ein Minimotorrad, spreizt sich das Gefährt ab dem Lenker zu einem Monstermoped mit wulstigen Reifen und mündet in einem Lautsprecher, aus dem Bässe in Niedrigfrequenzen wummern.
Zusammen mit einem DJ und einem Videokünstler tourt er mit den "Soundobjekten" durch Clubs. Das Trio nennt sich Schockglatze . Nowak will nach eigenen Worten "eine Sphäre schaffen, die akustisch klar definiert ist". Ihm geht es "um die Gestaltung von Raum durch Sound".
Eine klar definierte Akustik - darum geht es momentan auch bei Elektroautos. Den lautlosen Mobilen ist von der EU jüngst ein Mindestmaß an Krach verordnet worden, weil sie sonst von Passanten und Radfahrern überhört werden. Fällt dem Klangkünstler Nik Nowak eine Lösung für dieses Problem ein? "Die Wahrnehmung von Sound hat viel mit Gewohnheit zu tun", sagt er. "Man muss also den gewohnten Motorensound beibehalten, kann allerdings den Pegel senken und besonders störende Frequenzen weglassen."
Viel lieber würde er aber "die Debatte umdrehen". Das bedeutet, statt in künstliche Motorensounds in bessere "automatische Ausweich- und Bremstechnik" zu investieren. "Denn", so sagt Nowak - und das überrascht jetzt etwas - "Ruhe ist etwas wirklich schönes - gerade weil sie so ungewohnt ist."