

Peugeot leidet akut an einem Aufmerksamkeitsdefizit. 26 Modelle bietet der französische Hersteller an - ins Blickfeld der Kunden rückten sie zuletzt jedoch kaum. Im vergangenen Jahr bedeutete dies - in Zahlen ausgedrückt - einen Nettoverlust von 2,32 Milliarden Euro.
Peugeot muss umsteuern, sonst ist das Überleben des Autobauers gefährdet. Als Sofortmaßname wurde das Top-Modell 508 überarbeitet, das runderneuerte Auto kommt ab September auf den Markt. Langfristig soll ein umgekrempeltes und vor allem drastisch gestrafftes Portfolio für Erfolg sorgen: Die Zahl der Modellvarianten wird halbiert, künftig sollen es nur noch 13 sein.
Verkündet wurde die neue Strategie am Rande der Präsentation des aufgefrischten 508 im vergangenen Monat. Die Neuerungen am Auto sind überschaubar: Der Kühlergrill steht nun etwas steiler und trägt das Löwen-Logo, das bislang auf der Motorhaube platziert war. In den Scheinwerfern steckt LED-Technik, die Rückleuchten wurden etwas anders geformt. Darüber hinaus wurde das Interieur durch einen Sieben-Zoll-Touchscreen aufgewertet; optional gibt es künftig eine Rückfahrkamera und ein Totwinkel-Assistenzsystem. Neu unter der Haube ist ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 165 PS und einem CO2-Ausstoß von lediglich 129 Gramm je Kilometer.
Hoffen auf den chinesischen Markt
Der renovierte 508 kann sich durchaus sehen lassen, doch interessanter war, was Peugeot-Chef Maxime Picat zur künftigen Markenstrategie zu sagen hatte. Etwa, dass es symbolisch zu verstehen sei, dass die Veranstaltung nicht in Frankreich, sondern in London stattfinde. Dies zeige die "Internationalisierung der Marke", erklärte Picat.
Mit Internationalisierung ist bei Peugeot vor allem der Ausbau des Geschäfts in Asien gemeint. Im zurückliegenden Jahr konnte der Autobauer den Absatz dort bereits um 28 Prozent auf 157.000 Einheiten steigern. Mit dem Einstieg des chinesischen Autobauers Dongfeng in den Mutterkonzern PSA Peugeot Citroën gibt es nun einen Partner vor Ort, um die Stückzahlen weiter ausbauen zu können. Der neue 508, der in Asien Anfang kommenden Jahres starten soll, gilt als zentrales Wachstumsmodell. Schon heute entfallen 36 Prozent des gesamten 508-Absatzes auf China.
Das Angebot von Peugeot solle schlank, aber sehr effizient sein und weltweit vermarktet werden. Unter anderem kündigte Peugeot an, den Van 807 sowie die Cabrios aus der CC-Reihe auszusortieren; welche weiteren Modelle aus dem Programm fliegen, darüber möchten die Verantwortlichen noch nicht sprechen.
"Zurück im Rennen" heißt die neue Strategie
Peugeot folgt mit der Verschlankung des Portfolios der Marschroute von PSA-Chef Carlos Tavares, der den französischen Konzern derzeit umbaut. "Back in the Race" nennt Tavares seine Strategie - zurück im Rennen. Der Slogan ist positiv gemeint, enthält jedoch unfreiwillig einen simplen Fakt: Momentan ist Peugeot nicht im Rennen. Peugeot gibt wieder Gas - das war die eigentliche Nachricht der Show in London.
Hersteller wie VW oder Mercedes kompensieren seit Jahren die abflauende Nachfrage in Europa durch Verkäufe in Asien. Diesen Schritt nach Fernost holt Peugeot jetzt nach. Ob der gelingt, und ob eine geschrumpfte Modellpallette auch in Europa attraktiv bleibt, ist ungewiss. Für Euphorie ist es also zu früh, den Anfang aber hat Peugeot gemacht.
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Peugeot-Premiere in London: Die französische Marke will "internationaler" werden und die Modellpalette drastisch ausdünnen. Verkündet wurde die Strategie jetzt in London - und dabei gab es auch gleich erstmals den überarbeiteten Peugeot 508 zu sehen.
Auf nach China: Peugeot-Markenchef Maxime Picat sagte in London, dass das Angebot von aktuell 26 Modellen deutlich zusammengestrichen wird. "Wir werden uns auf 13 Modelle konzentrieren", erklärte er.
Mehr Präsenz: Die Frontpartie des überarbeiteten Peugeot-Flaggschiffs 508. Das Löwen-Logo der Marke rutschte von der Motorhaube in den Kühlergrill.
Ein bisschen Oberklasse: Neu im renovierten Peugeot 508 ist unter anderem ein sieben Zoll großer Touchscreen in der Armaturentafel.
Stattliches Auto: Die Limousine der 508-Baureihe ist ein elegantes und fast schon staatsmännisches Auto.
Gute Show: An Tasten und Schaltern wird bei einem Facelift normalerweise kaum etwas verändert, die Bildschirmgrafik jedoch lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand ordentlich aufpeppen - wie das Beispiel Peugeot 508 zeigt.
Neuer Motor: Neben den bekannten Aggregaten ist der große Wagen nun auch mit einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner verfügbar; die Maschine leistet 165 PS.
Markenbotschafter: Tennisprofi Novak Djokovic kam zur Peugeot-Veranstaltung nach London, um ein bisschen zu repräsentieren.
Leuchtstreifen: Am Heck des überabeiteten Modells sind neue Rücklichter zu erkennen. Außerdem gibt es für das Auto nun eine Rückfahrkamera als Option.
Peugeot 508 Kombi: Die Änderungen an der Baureihe 508 kommen künftig nicht nur der Limousine, sondern auch der Kombivariante zugute.
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