Zukunftstechnik Porsche-Chef bezeichnet selbstfahrende Autos als "Hype"

Porsche-Chef Matthias Müller: "Durch nichts zu rechtfertigen"
Foto: Soeren Stache/ dpaMercedes forscht an selbstfahrenden Autos, BMW auch. Der IT-Konzern Google hat die Fahrzeugbranche mit einem autonom rollenden Wägelchen in Aufregung versetzt. Und der umstrittene Fahrdienst-Vermittler Uber investiert ebenfalls viel Geld in die Entwicklung. Es spricht also einiges dafür, dass tatsächlich "eine technische Revolution" in der Automobilindustrie in Gang gesetzt worden ist, wie es der Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sagte. Hier den Anschluss zu verpassen, scheint für viele Hersteller eine Horrorvision.
Kritische Stimmen - zumal von den Herstellern selbst - waren dazu kaum zu vernehmen. Doch jetzt hat der Chef des Sportwagenbauers Porsche deutlich gemacht, was er von dem Thema hält: nämlich nicht viel. "Das autonome Fahren stellt für mich einen Hype dar, der durch nichts zu rechtfertigen ist", sagte Matthias Müller in eine Interview mit der Fachzeitschrift "auto motor und sport".
Dass der Chef eines Sportwagenherstellers etwas dagegen hat, wenn der Mensch als Fahrer abgeschafft werden soll, ist an sich keine große Überraschung. Und bis die Verantwortung im Auto allein Sensoren und Algorithmen überlassen werden kann, dauert es selbst nach Ansicht von Befürwortern der Technik noch viele Jahre.
Aber Müllers Einschätzung birgt Zündstoff, die scharfen Worte bringen den Hausfrieden im VW-Konzern in Gefahr: Denn Audi, wie Porsche eine Tochtermarke von Volkswagen, hat sich dem Thema autonomes Fahren seit Jahren fest verschrieben.
Diskussionsstoff für den VW-Markenabend auf der IAA
Voller Stolz verkündeten die Ingolstädter Anfang des Jahres, dass ein A7 in den USA eine Strecke von 900 Kilometern ohne großes Eingreifen eines Menschen auf öffentlichen Straßen zurücklegte. Und vor wenigen Tagen hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) einen Teil der Autobahn 9 zwischen München und Nürnberg zum "digitalen Testfeld" erklärt - unter anderem wird auch Audi dort seine autonome Flotte losschicken.
Offenbar keine gute Idee, wenn es nach Porsche-Chef Müller geht: "Ich frage mich immer", sagte er "auto motor und sport", "wie ein Programmierer mit seiner Arbeit entscheiden können soll, ob ein autonom fahrendes Auto im Zweifelsfall nach rechts in den Lkw schießt oder nach links in einen Kleinwagen."
Was sein Kollege und Audi-Chef Rupert Stadler zu diesen Zweifeln zu sagen hat, wird Müller bald herausfinden können: Am Montagabend werden sich die beiden beim VW-Markenabend über den Weg laufen, der im Vorfeld der IAA in Frankfurt stattfindet. Dort ist dann auch Volkswagen-Boss Martin Winterkorn vor Ort, der in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa kurz vor der IAA das automatisierte Fahren als Teil eines "historischen Umbruchs in der Automobilwelt" bezeichnete.
Elektrischer Porsche 911 soll in Serie gehen
Eine weitere Äußerung Müllers ist ebenfalls von großer Bedeutung: Im Interview mit "auto motor und sport" kündigte er an, den Porsche 911 als reines E-Mobil zu produzieren. "Wir denken darüber nach, die Nachfolgemodelle der in Serie befindlichen Baureihen in Elektroauto-Varianten zu bringen", sagte Müller. Fest stehe bereits, dass ab 2018 eine Hybrid-Variante des Elfers auf den Markt komme. Auf der IAA will Müller ein Konzeptfahrzeug mit Batterieantrieb enthüllen, das wesentliche Elemente der künftigen Porsche-Elektroautos demonstrieren soll.
Wie andere Hersteller auch muss Porsche unter dem Druck der Emissionsvorschriften sparsamere Autos bauen. Deshalb wird auf der IAA beispielsweise auch der überarbeitete 911 erstmals in der Basisversion mit einem Turboantrieb vorgestellt. Die Umstellung von Saugmotoren auf Turbos ist unter Fans der Marke umstritten, bringt dem Hersteller auf dem Papier aber bessere Verbrauchswerte. Am besten lässt sich der Spritdurst aber nach wie vor mithilfe von Elektromotoren zügeln. Porsches Luxuslimousine Panamera gibt es beispielsweise schon als Hybrid.
Zur Entwicklung der Batterietechnik arbeitet Porsche laut Matthias Müller eng mit einer Konzernschwester zusammen. Im Interview sagt er, um wen es sich dabei handelt: Audi.