Porsche-Museum Automobile Schatzinsel

Deutschlands Autohersteller setzen aus Imagegründen immer stärker auf ihre Geschichte - und bauen ihre in die Jahre gekommenen Museen zu Erlebnisstätten aus. Porsche präsentiert den Siegerentwurf seines neuen Tempels, der ab 2007 zum Besuch einlädt.

Zuffenhausen - Deutsche Autohersteller setzen ihre Geschichte immer stärker zu imagebildenden Zwecken ein. Während Volkswagen mit seiner Autostadt lockt, arbeiten BMW und DaimlerChrysler derzeit mit Hochdruck an millionenschweren Prestigeobjekten.

Die "Mercedes-Benz Welt" 2006 soll rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft fertiggestellt sein. Die bayerische Konkurrenz rechnet mit der Neueröffnung ihrer "BMW-Welt" ein Jahr später. Und Porsche - was macht Porsche?

Der Sportwagenhersteller eröffnet aller Voraussicht nach 2007 eine neue Ausstellungsstätte. Gerade hat der Vorstand des Autobauers grünes Licht für den Bau des neuen Museums gegeben. Sieger des Architekturwettbewerbs ist das Büro Delugan Meissl aus Wien. Die Österreicher setzten sich mit ihrem Entwurf gegen zehn renommierte Büros aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch.

Grünes Licht für Porsche-Museum

Insgesamt hatten sich 170 europäische Architektenbüros für dieses Projekt beworben. Mit den Bauarbeiten am Porscheplatz wird noch in diesem Jahr begonnen. Die Kosten belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro. In dem Gebäude sollen auf 5000 Quadratmetern 80 Fahrzeuge ausgestellt werden. Das jetzige Museum bietet nur 25 Automobilen Platz.

"Architektonisches Highlight":Modell des Büros Delugan Meissl (Wien), das den 1. Preis beim Porsche-Wettbewerb gewonnen hat

"Architektonisches Highlight":Modell des Büros Delugan Meissl (Wien), das den 1. Preis beim Porsche-Wettbewerb gewonnen hat

"Skulpturale Geste:"Fotomontage des neuen Museums am Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen

"Skulpturale Geste:"Fotomontage des neuen Museums am Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen

"Kosmos Porsche": Schnittmodell des neuen Museums, das 2007 seine Pforten öffnen soll

"Kosmos Porsche": Schnittmodell des neuen Museums, das 2007 seine Pforten öffnen soll


Der neue Porsche-Tempel:
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Im Urteil der Jury heißt es: "Der Vorschlag von Delugan Meissl besticht durch den Versuch, den Kreis am Porscheplatz neu zu bestimmen. Dieses erfolgt städtebaulich mit einer groß angelegten skulpturalen Geste und innerräumlich mit einer expressiven Inszenierung des Museumsbetriebes. Die durch lange Treppenfluchten terrassierte Ausstellungsfläche ist introvertiert und erlaubt durch ihre ringförmige Anordnung vorteilhafte flexible Nutzungsmöglichkeiten."

Das neue Porsche-Museum soll von 2007 an als ein losgelöster und dynamisch geformter monolithischer Körper wahrgenommen werden, der über dem Boden und dem Erdgeschossniveau zu schweben scheint. Dieser Körper birgt den rund 5000 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich und soll der "Erfahrbarkeit des Kosmos Porsche" Raum geben.

Die Basis des Gebäudes umfasst den Eingangsbereich und das Foyer und ist Ausgangspunkt für die Führungen. Außerdem sollen Einblicke in die Werkstatt für historische Fahrzeuge und das Archiv möglich sein. Im Eingangsbereich der Ausstellungsfläche findet sich die Firmengeschichte vor 1948.

"Innovativ, modern, herausfordernd"

Die Besucher können sich von dort aus aber auch gleich dem Hauptteil der Ausstellung zuwenden - repräsentiert durch die chronologisch ablaufende Produktgeschichte nach 1948 sowie den jeweiligen Themeninseln (unter anderem Targa Florio, Prototypen, Ära 917, Le Mans und Evolution 911). Während im derzeit bestehenden Museum etwa 20 historische Fahrzeuge ausgestellt werden können, sollen im neuen Museum rund 80 Fahrzeuge ihr Publikum finden.

Das neue Porsche-Museum wird darüber hinaus über einen Museumsshop, ein Restaurant, eine Kaffeebar sowie ein weiteres Restaurant mit großer Dachterrasse verfügen. Die Tiefgarage wird mit über 300 Parkplätze ausgestattet sein. Das Gebäude kann damit auch für größere Veranstaltungen wie zum Beispiel Fahrzeugpräsentationen, Kundenveranstaltungen oder Pressekonferenzen genutzt werden.

"Provokation war eines der Ziele"

Porsche-Primus Wendelin Wiedeking hielt mit seiner Begeisterung nicht hinter dem Berg. "Dieses Konzept ist innovativ, modern und herausfordernd. Sicher wird es auch provozieren, aber auch das war ja eines der Ziele. Mit diesem Neubau werden wir an unserem Stammwerk in Zuffenhausen ein architektonisches Highlight setzen, das weit über die Grenzen von Stuttgart hinaus strahlen wird." Der Porsche-Chef geht davon aus, dass die Zahl der Museumsbesucher von aktuell 80.000 pro Jahr durch das neue Gebäude auf deutlich über 200.000 ansteigen wird.

Der Siegerentwurf von Delugan Meissl wird von Porsche mit 25.000 Euro belohnt. Die Jury unter Leitung des Architekten Fritz Auer (Stuttgart/München) setzte sich aus sechs Sachpreis- und sieben Fachpreisrichtern zusammen. Zu den Sachpreisrichtern zählten neben Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und Porsche-Chef Wiedeking auch der Direktor der Staatsgalerie Stuttgart, Christian von Holst.

Noch bis zum 6. März 2005 werden alle zehn Wettbewerbsbeiträge im Haus der Wirtschaft in Stuttgart der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

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