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Autogramm Porsche Panamera Sport Turismo: Jetzt mit Happy End

Foto: Porsche

Panamera Sport Turismo Im Porsche-Prototyp über den Sunset Boulevard

Porsches Viertürer Panamera spaltet die Fangemeinde. Auf dem Pariser Autosalon zeigten die Zuffenhausener die Kombivariante Panamera Sport Turismo. Jetzt stand ein Millionen Euro teurer Prototyp zur Testfahrt in Hollywood bereit - und wurde von den Passanten gefeiert.

Der Kilometerzähler in der Mitte des Cockpits steht auf zwölf. Nur selten bekommt man für eine Testfahrt ein so fabrikfrisches Auto in die Finger. Wobei fabrikfrisch in diesem Fall nicht ganz zutrifft, denn wir sitzen im Porsche Panamera Sport Turismo, einer Designstudie, die von einer auf Prototypenbau spezialisierten Firma in Italien in rund sechsmonatiger Handarbeit entstanden ist. Auf dem Autosalon in Paris wurde der Wagen im September enthüllt; nun stand das millionenteure Unikat in Hollywood erstmals zu kurzen Testfahrten für Journalisten bereit.

Es ist merkwürdig: Der Verstand sagt einem, dass dieser Porsche Panamera Sport Turismo eine Designstudie ist; das Gefühl hingegen stuft das Auto schon als Serienmodell ein. Die Proportionen passen, und es gibt keine utopischen Sperenzchen, mit denen man auf einer Messe für Aufsehen sorgen aber in keiner Serienfertigung der Welt bestehen kann. Vor allem sieht der Prototyp viel besser aus als der aktuelle, dickliche Panamera. Lediglich die eigenwilligen LED-Scheinwerfer und die Kameras anstelle der Rückspiegel lassen erkennen, dass das Auto nicht gleich morgen in Produktion gehen wird.

Schon irre, mit dem sündhaft teuren Einzelstück durch den ganz normalen Hollywood-Verkehr zu kurven. Einerseits fährt ständig die Angst mit, trotz Polizeieskorte irgendeinen sehr teuren Fehler zu begehen. Andererseits ist es ein bisschen wie bei einer Triumphfahrt. Andere Autos bleiben stehen, Passanten schießen Fotos, und noch ehe die Fahrt zu Ende ist, gibt es auf Twitter, Flickr und Facebook schon erste Posts. So ähnlich muss es sich anfühlen, als wirklicher Star durch Hollywood zu kreuzen, wobei in diesem Fall allein das Auto der Star ist.

Alles spricht dafür, dass der Panamera Sport Turismo gebaut wird

Der Erkenntnisgewinn auf den wenigen Kilometern, die Porsche jedem Testfahrer einräumt, ist gering. Das Auto fährt, und für ein Modell, das von Hand gebaut und an keiner Ecke bereits fertigentwickelt ist, vermittelt es einen grundsoliden, ausgereiften Eindruck. Doch beim Stichwort Serienfertigung schütteln die Porsche-Leute ausdauernd die Köpfe. Designer Mitja Borkert etwa betont immer wieder, dass der Panamera Sport Turismo ein Blech gewordenes Gedankenspiel sei und man jetzt erst einmal die Reaktion von Medien und Märkten testen wolle.

Ginge es wirklich danach, müsste das Auto allerdings eher heute als morgen gebaut werden. Zumindest bei der behutsamen Fotofahrt über den Sunset Boulevard wurden die Porsche-Begleiter mehrfach von potentiellen Kunden bedrängt, die den Wagen am liebsten vom Fleck weggekauft hätten.

Vermutlich wird es noch drei oder vier Jahre dauern, ehe das Auto serienreif sein und dann wohl als zweite Karosserievariante des Panamera angeboten wird. Dafür, dass es so kommt, spricht nicht nur die stilistische Reife des Autos, sondern auch die Tatsache, dass es in den vergangenen 20 Jahren keine öffentlich präsentierte Porsche-Studie gab, die danach nicht in Serie ging. Warum sollte es ausgerechnet diesmal anders sein?

Leuchtzeichen in der Rückenlehne

Zumal in dem Auto allerlei steckt, was man gerne in einem offiziellen Porsche-Modell wiederfinden würde. Zum Beispiel die mit rotem Leder überzogenen Schalensitze inklusive der gläsernen Einsätze, in denen wie ein Hologramm das Porschewappen leuchtet. Oder den riesigen Touchscreen auf der Mittelkonsole, der jedem iPad die Schau stiehlt. Oder das Cockpit, in dem alles neu und trotzdem vertraut ist, denn auch wenn es statt klassischer Instrumente jetzt nur noch Bildschirme gibt, behält der Drehzahlmesser seine Position in der Mitte. Und natürlich sitzt das Zündschloss links außen. Nur dass man den Panamera von morgen nicht mehr mit einem Schlüssel, sondern per Fingerabdruck startet.

In den Eingeweiden des Viersitzers arbeitet ein Plug-In-Hybridantrieb, der bereits im kommenden Jahr im Panamera sein Debüt geben soll. Wie schon beim aktuellen Hybridmodell gehört dazu ein drei Liter großer V6-Benziner mit Kompressoraufladung, der 333 PS leistet. Zusätzlich gibt es nun eine neue Elektromaschine mit 95 PS und einen neuen Lithium-Ionen-Akku, der bei der Studie unter einer Milchglasscheibe im Kofferraum platziert ist; das Glas klart übrigens per Knopfdruck auf.

Der Stromspeicher hat statt bislang 1,7 kWh Speicherkapazität 9,4 kWh und ist damit groß genug, dass auch das Aufladen an der Steckdose sinnvoll ist. Binnen zweieinhalb Stunden betankt, liefert er genügend Strom für 30 Kilometer rein elektrische Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h.

So kann man nicht nur lautlos durch Hollywood stromern, so kann Porsche auch den Verbrauch schön rechnen. Weil Plug-In-Hybrid-Typen bei der aktuellen Normverbrauchs-Berechnung mit vollem Akku starten, verbrennt dieser Panamera rechnerisch nur noch 3,5 Liter Sprit auf den ersten 100 Kilometern und ist damit auf dem Papier sparsamer als ein VW Polo.

Dass der Plug-In-Panamera ein echter Porsche ist, merkt man nach einem beherzten Tritt aufs Gaspedal. Dann beginnt der V6 nicht nur dreckig zu brüllen, weil sich die Entwickler der Studie nicht mit dem Thema Schallschutz aufgehalten haben. Sondern dann schießt das Auto dank einer Systemleistung von 416 PS mit quietschenden Reifen so los, wie man es von den Sportwagen aus Zuffenhausen gewohnt ist.

Die Begleiter von Porsche werden zwar jenseits von 80 km/h sichtbar nervös. Doch es ist ja nur ein kurzes Aufbäumen. Dann sind wir wieder am Ausgangspunkt und der nächste darf mit dem Million-Dollar-Baby durch Hollywood flanieren und für Verzückung bei den Umstehenden sorgen.

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