
Renault Zoe: Stromer mit Wechselbatterie
Renault Zoe Elektrischer Ernstfall
Beim Autosalon in Paris im vergangenen Herbst stand bei Renault eine hübsche Studie auf der Bühne des Messestands. Ein Elektro-Kleinwagen mit Namen Zoe. "Das Auto entspricht bereits zu 90 Prozent dem Serienfahrzeug", sagt Designer Axel Breun, der für die Konzeptfahrzeuge des Unternehmens verantwortlich ist. Und zum Beweis seiner Behauptung bittet er zu einer Testfahrt mit dem eleganten Knirps, mit dem Renault große Pläne hat. Immerhin ist der Viertürer im Clio-Format das erste Auto, das die Renault-Entwickler speziell um den Elektroantrieb herum gebaut haben und damit die Speerspitze einer ambitionierten Strategie: Gleich vier E-Modelle - neben dem Zoe sind das der Vierrad-Scooter Twizy für rund 7000 Euro plus 45 Euro Akkumiete sowie umgerüstete Versionen von Fluence und Kangoo - will die Marke im nächsten Jahr in den Handel bringen und sich so gemeinsam mit der Schwester Nissan zum Weltmarktführer in Sachen Elektromobilität aufschwingen: Von immerhin 500.000 Autos pro Jahr ist die Rede, mittelfristig zumindest.
Noch quietscht und knarzt das Einzelstück als reibe man zwei pralle Luftballons aneinander, und die volle Leistung erreicht der Elektromotor des Prototyps auch noch nicht. Statt wie ein Go-Kart um die Kurven zu jagen, surrt er eher wie eine frisch geladener Golf-Caddy über den Parcours. Dennoch braucht es nicht viel Phantasie, um sich den Zoe im Alltag vorzustellen. Schon jetzt hängt der E-Motor (bis zur Serienversion soll er auf 81 PS erstarkt sein) beim Anfahren einen normalen Clio ab und lässt keinen Zweifel daran, dass er bis zum Sommer 2012 wohl ein Spitzentempo von 135 km/h erreichen wird. Zudem ist der Wagen sehr übersichtlich und dürfte später mit Servolenkung auch recht handlich sein. Das große Glasdach sorgt für ein angenehmes Raumgefühl, das vier Meter lange Auto wirkt dadurch geräumiger, als es in Wirklichkeit ist.
Bei der Gestaltung des Interieurs habe er sich von Wellnessoasen inspirieren lassen, sagt Designer Breun. Die Klimaanlage filtert automatisch schlechte Gerüche aus, über die indirekt durch LED-Schleifen beleuchteten Konsolen flirrt eine beruhigende Lightshow, die Lüftung haucht ein von L'Oreal komponiertes Anti-Stress-Parfüm in den Innenraum, und die Stereoanlage deckt das Surren des Motors mit einem künstlichen Soundteppich zu, den das staatliche Musikinstitut in Paris eigens für Renault komponiert hat.
Der Zoe steckt voller solcher verspielter Details und jeder Designer im Team durfte sich offenbar ein kleines Denkmal setzen: mit pilzförmigen Lautsprechern auf dem Armaturenbrett, mit einer Mittelkonsole im Tropfstein-Look oder mit Sitzflächen, die an Muschelschalen erinnern. Zugleich aber erfüllt der Kleinwagen alle Alltagsanforderungen. Es gibt auf allen Plätzen ausreichend Bewegungsfreiheit und ein Kofferraum mit 292 Litern Ladevolumen ist für ein Auto dieser Klasse auch nicht schlecht.
Der Akku lässt sich per "Quick-Drop"-System austauschen
Zumal die Ingenieure ja auch die Akkus unterbringen mussten. Die haben eine Kapazität von 22 kWh, arbeiten mit Lithium-Ionen-Technik und sind im Wagenboden platziert. Wo genau, will Breun noch nicht verraten. Denn als eines der ersten Autos ist der Zoe für das so genannte "Quick Drop"-System ausgelegt. Mit ihm kann man die Batterie wie bei einem Spielzeugauto von unten binnen drei Minuten gegen einen voll geladenen Akku wechseln - das geschieht natürlich automatisch an einer Servicestation. Damit entfällt für den Zoe die Ladepause, die sonst nach etwa 160 Kilometern Fahrtstrecke anstünde. Muss das Auto dann an eine Steckdose, dauert eine Schnellladung am Starkstromanschluss etwa 30 Minuten, an einer normalen Haushaltssteckdose kann es jedoch bis zu acht Stunden dauern, ehe die Batterie wieder komplett gefüllt ist.
Der Zoe ist bislang das überzeugendste Elektroauto aus Frankreich - einmal, weil er anders als Citroën C-Zero und Peugeot Ion tatsächlich selbst entwickelt und kein Klon aus Japan ist (im Fall der beiden Genannten ist der Mitsubishi i-MiEV das Original). Zum anderen, weil er ein brauchbares Format hat und zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden soll. "Das Auto kostet etwa so viel wie ein Clio mit Diesel-Motor", sagt Breun.
In Frankreich werden E-Autos mit 5000 Euro bezuschusst
Die Rechnung stimmt jedoch nur für Kunden in Frankreich: Dort wird das Auto zirka 21.000 Euro kosten, von denen der Staat 5000 Euro in Form eine Zuschusses übernimmt. Allerdings sind die Akkus nicht mit inbegriffen, sondern müssen separat gemietet werden. Auch wenn Renault, wie aktuell diskutiert, dafür etwa 40 Euro im Monat verlangt, ist der Zoe im Vergleich zu anderen E-Autos immer noch ein Schnäppchen. Der Mitsubishi i-MiEV etwa oder der Nissan Leaf kosten mehr als 30.000 Euro.
Zwar wird Designer Breun nicht müde, die Seriennähe der Studie zu betonen, aber ganz so fein wie der Prototyp wird das Endprodukt kaum werden. Das reale Auto wird wohl wieder Türgriffe erhalten anstatt Sensorfelder, und auch die großen Räder im Windrad-Design, das helle Leder im Innenraum, die filigranen Sitze oder das riesige Glasdach werden kaum zum Standard gehören. Breun: "Irgendwo müssen wir schließlich auch auf die Kosten schauen."