Skurrile Drive-ins: Von Marihuana-Shop bis Autobordell
Skurrile Drive-ins
Gute Reinfahrt!
Keine Lust, aus dem Wagen zu steigen? Hier haben es Autofahrer bequem: In den USA kann man Marihuana vom Sitz aus kaufen - und in Zürich direkt ins Bordell fahren. Eine Übersicht der kuriosesten Drive-ins.
Es ist das Jahr 1930. Die Automobilbranche hat die Fließbänder angeworfen, die ersten Benz-Modelle oder Autos von General Motors erobern die Straßen. In den USA startet die Grand National Bank von St. Louis ein Pionierprojekt: den "Drive-through". Die Idee der Bank: Den Kunden Geldauszahlungen direkt vom Fahrersitz ermöglichen, ohne dass sie ihren Wagen verlassen müssen. Für viele war das eine verrückte Idee, berichten Zeitzeugen. Vor allem dass die Geldbestellung über ein Mikrofon an einen meist nicht sichtbaren Angestellten ging, soll viele Kunden auch noch Jahrzehnte später skeptisch gemacht haben.
Die Funkbestellung gibt's noch heute, die große Skepsis aber ist gewichen - und auch in Deutschland kennt man längst den Service von "Drive-ins". Dem Sitzenbleiben zur Popularität verhalf Fast-Food-Riese McDonalds, der erstmals 1975 in einer Filiale in Sierra Vista (US-Bundesstaat Arizona) den Verkauf ins Auto getestet hatte und danach weltweit anbot.
Die Idee, dass Autofahrer möglichst bequem und ohne zu viel Zeitverlust einkaufen können, hat sich aber auch in anderen Branchen verbreitet: Das Bestellen vom Fahrersitz geht heutzutage selbst bei Baumärkten, Apotheken oder Bäckereien.
Neu ist dagegen der Marihuana-Shop mit "Drive-up-Window", der kürzlich im US-Bundesstaat Colorado eröffnet hat.
Diesen und weitere kuriose Drive-ins sehen Sie hier:
Gib Weed in Colorado!
Sportzigarette (Symbolbild)
Foto: FREDY BUILES/ REUTERS
Es ist fast 57 Jahre her, dass die 1000-Seelengemeinde Parachute letztmals in den Schlagzeilen stand. 1960 gewann mit Willard Libby ein Sohn des Dorfes den Nobelpreis für Chemie. Mit der Stille könnte es aber bald vorbei sein: Der Ort im Bundesstaat Colorado bekommt einen Drive-in-Laden zum Kauf von Cannabis. "Soweit ich das beurteilen kann, hat es dieses Geschäftsmodell noch nicht gegeben", sagte der Sprecher für die Marihuana-Kontrollbehörde des Staats, Robert Goulding, einer US-Zeitung. Für den Shop musste die ortsansässige Autowaschanlage weichen.
Die Umgebung freut sich und hofft auf höhere Steuereinnahmen. "Der Drive-in ist eine sehr kreative und innovative Idee", sagt Stadtverwalter Stuart McArthur. Seinen Angaben zufolge ging im Jahr 2016 ein Drittel aller Steuereinnahmen auf das Konto des Marihuanaverkaufs. Eine Regel gibt es für Autofahrer allerdings: Sie müssen mindestens 21 Jahre alt sein.
Das Autobordell am Züricher Strichplatz
Sexboxen mit Kondomreklame
Foto: Steffen Schmidt/ dpa
Im August 2013 startete die Stadt Zürich ein Drive-in-Experiment: Sexgaragen für Autofahrer sollten auf dem Strichplatz hinterm Hauptbahnhof dafür sorgen, dass Prostituierte besser vor gewalttätigen Übergriffen geschützt sind. Die Regeln sind einfach: Sex nur im Auto des Freiers. Außerdem: nur ein Freier pro Wagen, Taxis sind verboten. Wer auf dem Fahrrad oder Motorrad kommt, wird enttäuscht.
Abends um 19 Uhr öffnen sich die Tore. "Die Freier fahren dann eine oder zwei Runden auf dem Korso, wählen eine Frau aus, dann wird verhandelt", sagte Ursula Kocher, Leiterin einer Frauenberatung, der "Neuen Zürcher Zeitung". Ob sich das Projekt bewährt hat, ist ungewiss. Die Angaben der Stadt lassen sich nicht überprüfen, da der Zutritt für Medien während der Betriebszeiten verboten ist. Von langen Autoschlangen vor dem Bordell ist aber nicht die Rede.
Friedhöfe können Amerikaner bereits seit Jahren mit dem Auto anfahren. Noch einen Schritt weiter ging ein US-Unternehmen im Jahr 2011, als es Hinterbliebenen die Bestattung eines Angehörigen erstmals als Drive-through anbot. Das Angebot sei vor allem für Kunden mit körperlichen Einschränkungen gedacht, die sich vom Steuer auch ins Kondolenzbuch eintragen können.
Das ist ein Wahllokal in Denver
Wahlurne in Denver
Foto: Bob Pearson/ picture alliance / dpa
Spielhalle, Bowlingbahn, Waschsalon: Bei den Kongresswahlen 2014 in den USA dienten die verschiedensten Orte als Wahllokal - auch das eigene Auto. In Denver, im US-Bundesstaat Colorado, konnten die Wähler ihre Stimme vom Fahrersitz abgeben: Die Premiere feierte der sogenannte Drive-in-Vote bereits zuvor. Bei einer Abstimmung über eine mögliche Steuererhöhung 2013 durften Denvers Bürger ihre Stimmzettel ebenfalls im Drive-through abgeben.
Für die US-Präsidentschaftswahl 2016 ließ sich Denver weitere Ideen einfallen, um möglichst viele an die Wahlurne zu bringen. Mit einem Mietbike konnten die Wähler 30 Minuten kostenlos zum nächstgelegenen Wahllokal fahren, natürlich auch zur Drive-in-Box:
Auch an anderen Stellen hat die amerikanische Politik Gefallen am Drive-in gefunden. Bereits 2009 bot ein Abgeordneter der Demokraten aus Pennsylvania, Kevin Murphy, seinen Wählern Gespräche aus einem Drive-through-Fenster an.
Drive-Thru-Wedding in Las Vegas
Die Geschäftsidee der Hochzeitskapelle "A Special Memory Wedding Chapel" in Las Vegas: Heiraten im Auto, innerhalb von fünf Minuten - zu Preisen ab 60 Euro. Oder wie der Betreiber wirbt: "Fast. Cheap. Painless". ("Rasch. Preiswert. Schmerzlos.") Zum Hochzeitspaket gehört selbstverständlich ein individuelles Autokennzeichen der Trauung und ein Erinnerungsfoto vor dem privaten Pkw. Eine Beförderung mit der Limousine kostet allerdings extra.
Hier haben Sie die Möglichkeit, für Ihren Favoriten abzustimmen - oder finden Sie die fünf Beispiele etwa absurd?
Noch mehr Drive-ins? Hier entlang:
Foto: MARIO ANZUONI/ REUTERS
Fotostrecke
Skurrile Drive-ins: Von Marihuana-Shop bis Autobordell
12 BilderSkurrile Drive-ins: Von Marihuana-Shop bis Autobordell
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Der Klassiker unter den Drive-ins: Der Fast-Food-Riese McDonalds bietet seit 1975 seinen Kunden die Bestellung vom Auto an. In einer Filiale in Sierra Vista (Arizona) feierte der Service Premiere, danach bot McDonalds ihn weltweit. Der erste Drive-through überhaupt kam allerdings von der Grand National Bank in St. Louis. Heute gibt es Drive-ins fast an jeder Ecke.
Foto: MARIO ANZUONI/ REUTERS
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Sogenannte Verrichtungsboxen im Zürcher Prostitutionspark: 2013 eröffnete der erste Schweizer Strichplatz, auf dem die Stadt Sexgaragen für Autofahrer aufstellte. Prostituierten sollte so mehr Schutz vor körperlicher Gewalt geboten werden.
Foto: Steffen Schmidt/ dpa
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Piktogramme als Regelbuch: Kein Auto, kein Sex, nur Sex im eigenen Pkw oder dem bereitstehenden Wohnwagen. Wer auf Fahrrad oder Motorrad kommen will, wird enttäuscht. Außerdem: nur ein Freier pro Wagen, Taxis sind daher verboten. Und Filmaufnahmen selbstverständlich auch.
Foto: Steffen Schmidt/ dpa
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Abends um 19 Uhr öffnen sich die Tore. "Die Freier fahren dann eine oder zwei Runden auf dem Korso, wählen eine Frau aus, dann wird verhandelt", sagte Ursula Kocher, Leiterin einer Züricher Frauenberatung, der "Neuen Züricher Zeitung".
Foto: Steffen Schmidt/ dpa
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Skurriles Modell: 2011 bot ein US-Unternehmen Hinterbliebenen die Bestattung eines Angehörigen erstmals als Drive-through an. Vor allem Menschen mit körperlicher Einschränkung sollten davon profitieren.
In Denver, im Bundestaat Colorado, müssen Wähler ihr Auto nicht verlassen, um ihre Stimme abzugeben: Vorfahrt für den Drive-in-Vote! Das System hat sich in der US-Stadt bereits über Jahre bewährt.
Foto: Bob Pearson/ picture alliance / dpa
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In der 1000-Seelengemeinde Parachute (Colorado) wird Marihuana jetzt auch in einem Drive-in-Coffeshop verkauft. Die Stadt erhofft sich davon höhere Steuereinnahmen. Für den Laden musste die ortsansässige Autowaschanlage weichen.
Foto: FREDY BUILES/ REUTERS
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Vor Jahrzehnten noch ein Pionierprojekt, heute geht das Bestellen vom Fahrersitz selbst bei Baumärkten, Apotheken oder Bäckereien, natürlich auch bei Starbucks. In Deutschland testete das Kaffeehaus seinen ersten Vertrieb durchs Fenster 2013.
Foto: ELAINE THOMPSON/ ASSOCIATED PRESS
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Sylt-Fans kennen diesen Klassiker: Mit dem Autozug auf die Insel übersetzen. Muss man mal gemacht haben. Lange Wartezeiten an der Verladestation sind allerdings meist vorprogrammiert. Zwar ist der Autozug kein klassisches Drive-in-Modell, aber der Gedanke "Im Auto sitzen bleiben" findet sich auch hier.
Foto: DPA
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Tiere gucken aus dem eigenen Auto: Hier schaut sich Bundespräsident Joachim Gauck (seine Amtszeit am 18. März 2017) Elefanten im Nationalpark von Tansania an. Für eine Safari mit dem eigenen Auto muss man allerdings nicht bis nach Afrika reisen. Das geht auch im Serengeti-Park Hodenhagen - auf eigene Verantwortung: Für Schäden am eigenen Wagen haften Besitzer selbst.
Foto: Wolfgang Kumm/ dpa
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Einparken, zurücklehnen, großes Kino in vertrauter Zweisamkeit: Vor 80 Jahren erfand ein Amerikaner das Autokino. Dessen goldene Zeit ist allerdings vorbei. In Deutschland gibt es diese Autolichtspielhäuser nur noch in wenigen Städten.
Foto: Jens Kalaene/ picture alliance / dpa
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Das Geschäft mit dem Sprit ist für viele Tankstellen rückläufig. Deshalb wurde der Service in den vergangenen Jahre ausgebaut und ein fast vergessener Beruf wiederbelebt: Für ein kleines Trinkgeld übernimmt der Tankwart den Job, und Sie bleiben bequem sitzen. Ist allerdings ein eher seltener Service in Deutschland.