
Sportwagen Kode 57: Ken Okuyamas vierter Streich
Japanischer Designer Ken Okuyama Ken ich
Irgendwann hatte Ken Okuyama sein Schattendasein satt. Jeder, der sich halbwegs für Autos begeistert, kannte seine Werke - unter anderem den Porsche Boxster und den 911er der Baureihe 996, den Ferrari Enzo und den Maserati Quattroporte - doch die wenigsten hatten jemals den Namen des Designers gehört. Okuyama aber wollte mehr Bekanntheit und vielleicht auch mehr Freiheit. Also kündigte er vor einigen Jahren seinen Job als Kreativdirektor bei Pininfarina, eine der begehrtesten Positionen in seinem Metier, und baute fortan selbst Autos.
Seitdem tauchen regelmäßig irrwitzige Sportwagen aus dem Designstudio des 57-jährigen Japaners auf. Auf den Motorhauben stets zwei Buchstaben: KO - Ken Okuyama. Auch auf seinem neuesten Werk, dem Kode 57.
Der Kode 57 ist sein vierter und vielleicht auch extremster Entwurf: Die Nase ist spitz wie bei einem Formel-1-Renner, die Kotflügel freistehend, aus der langen Haube ragt der Motor raus und die Scherentüren öffnen sich nach hinten. Sind beide Klappen geöffnet, macht der Wagen eine einladende Geste, wie ein Mensch kurz vor der Umarmung. Oder erinnert er doch eher an einen Bodybuilder mit ausgebreiteten Oberarm-Muckis?

Designer Ken Okuyama
Foto: Tom GrünwegJedenfalls würde der Kode 57 in einem Manga-Comic nicht weiter auffallen. Beim elitären "Quail Motorsport-Gathering" in Kalifornien, wo der Flitzer vor Kurzem präsentiert wurde, sorgte er allerdings für großes Aufsehen. Boxweltmeister Floyd Mayweather, so hieß es bei der Veranstaltung, habe sofort zugeschlagen - und sich den Wagen gekauft, für 2,5 Millionen Dollar. "Kein Kommentar", sagte Okuyama dazu. "Weder zum Preis noch zur Person."
Unter der Karosserie steckt ein Ferrari
Der ganze Kode 57 ist im Grunde ein Versteckspiel, denn Okuyama wollte sich auch zu den technischen Details nicht weiter äußern. Allem Anschein nach befindet sich unter der auf einem Aluminiumrahmen montierten Karbonhülle aber ein Ferrari 599 GTB. Unter - oder besser gesagt: zwischen der Motorhaube steckt ein V12-Motor, bei dem Antrieb in Transaxle-Bauweise ist das Getriebe im Heck verbaut. Seine Kraft entfaltet der Kode über die Hinterräder.
Fest steht, dass Okuyama den 620-PS-Basismotor vom deutschen Tuner Novitec Rosso auf 700 PS hat aufpeppen lassen. Bei einem Leergewicht von 1,6 Tonnen sollte das für einen Sprintwert von etwa 3,5 Sekunden und ein Spitzentempo weit jenseits von 330 km/h reichen.
Auf das 2,5-Millionen-Dollar-Mayweather-Gerücht reagierte Okuyama übrigens sichtlich geschmeichelt. "Eigentlich war das Auto als Einzelstück geplant", plaudert er aus, "aber nur ein paar Stunden nach der Premiere haben wir schon vier weitere Autos verkauft." Kein Vergleich zwar zu den Stückzahlen, in denen seine früheren Entwürfe für Porsche oder Ferrari gefertigt wurden. Aber da stand auch nicht sein Name drauf.