Kraftstoffkosten vor Ostern Die Spritpreis-Rallye fällt aus

Zapfpistolen an einer Tankstelle: Traditionelle Empörung zu Ostern
Foto: Kay Nietfeld/ picture-alliance/ dpaHamburg - Es ist wie jedes Jahr - nur dieses Mal nicht so schlimm: Vor Ostern ziehen die Spritpreise an. Ein Liter der meistgetankten Sorte Super kostet im bundesweiten Durchschnitt rund 1,62 Euro, für Diesel müssen die Autofahrer 1,43 Euro je Liter bezahlen. Das sind ein paar Cent mehr als vor einer Woche, aber kaum eine besonders auffällige Preisbewegung. Die traditionelle vorösterliche Empörung über Mineralölkonzerne blieb zwar trotzdem nicht ganz aus, im Vergleich zu früheren Jahren war sie aber eher ein laues Lüftchen.
Der Hauptgrund: Die Autofahrer haben im vergangenen Jahr beim Blick auf die Preistafeln der Tankstellen schon einen größeren Schreck bekommen. Das aktuelle Preisniveau für Benzin und Diesel liegt um gut zehn Cent je Liter unter den Rekordpreisen von 2012.
Das liegt vor allem am Rohölpreis, der seit Mitte Februar auf dem Rückzug ist. Für ein Barrel der Nordseesorte Brent sind gegenwärtig rund 107 Dollar zu bezahlen, vor ein paar Wochen waren es noch mehr als 118 Dollar. Im vergangenen Jahr kostete Rohöl zeitweise sogar mehr als 128 Dollar je Barrel. "Der Markt ist mehr als ausreichend gut mit Öl versorgt", sagt Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Von der Währungsseite her kamen dagegen eher verteuernde Impulse; der Euro verlor gegenüber dem Dollar in den vergangenen Wochen an Wert.
Streit unter Experten um weitere Entwicklung
Wie nachhaltig die Entspannung auf dem Rohölmarkt in der Zukunft sein wird, ist unter Experten heftig umstritten. Erst in dieser Woche prophezeite die den Grünen nahestehende Energy Watch Group für die nächsten Jahre einen Benzinpreis von zwei Euro je Liter, weil die Ölförderung zurückgehen werde.
Andere Prognosen sind sehr viel optimistischer und sehen langfristig stark sinkende Ölpreise voraus, wenn Ölschiefer und neue Vorkommen erschlossen werden. Aktuell teilte gerade das US-Energieministerium mit, die USA könnten ihre eigene Ölförderung von 7,1 auf 8 Millionen Barrel pro Tag steigern. Das verringert den US-Importbedarf; dem Weltmarkt steht somit mehr Öl zur Verfügung.
"Im langfristigen Trend hängt der Tankstellenpreis von den Einkaufspreisen für Benzin ab", heißt es beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Berlin. "Und das sind Weltmarktpreise, die sich nicht nach deutschen Schulferien und Feiertagen richten."
Tatsächlich waren im vergangenen Jahr die Benzinpreise im Sommer etwas niedriger als im Frühjahr und im Herbst. Die Autofahrer könnten selbst ihren Beitrag leisten, damit die Benzinpreise nicht überschießen, rät der ADAC. "Sie sollten sich preisbewusst verhalten, jeden Tag die Preise vergleichen und bei günstigen Gelegenheiten tanken, auch wenn der Tank noch nicht leer ist", sagte eine Vereinssprecherin in München.
Die Hoffnung ruht auf der Meldestelle
Bis zum nächsten Osterfest könnte sich der Benzinmarkt stark verändern, glaubt Carsten Pohl, der Chef der Tankstellenkette HEM. Denn noch in diesem Jahr soll die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt in Bonn ihre Arbeit aufnehmen. Dann sind Preisvergleiche in Echtzeit möglich, und das verschärfe den Wettbewerb massiv, sagte Pohl den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Diese Meinung wird zwar nicht von allen Experten geteilt. Vom MWV bis zum ADAC sind sich aber alle einig, dass mehr Transparenz für den Verbraucher eine gute Sache ist.
Wer bei seinem Osterausflug Spritgeld sparen will, kann auch auf eine wenig genutzte Möglichkeit zurückgreifen und den ungeliebten Biokraftstoff E10 mit zehn Prozent Ethanol tanken. Das ist vier Cent günstiger als Superbenzin und kostet demnach nur 1,58 Euro je Liter. Bei einer 50-Liter-Tankfüllung macht das immerhin zwei Euro aus. Doch die Autofahrer in Deutschland haben sich offenbar dauerhaft gegen den Ökosprit entschieden. Auch mehr als zwei Jahre nach der Einführung erreicht der Marktanteil keine 20 Prozent.