

Dieser gelbe Suzuki Swift sieht auf den ersten Blick aus wie einer dieser PS-Winzlinge, die sich mit Vollgas-Accessoires interessanter machen wollen, als sie eigentlich sind: Flippige Aufkleber ringsum, eine Lufthutze auf dem Dach, am Heck ein monströser Spoiler. Aber der Eindruck täuscht.
Wenn der Motor des Zwergs anspringt, klingelt es in den Ohren. Denn hier brabbelt kein typischer Kleinwagenmotor, sondern das getunte Triebwerk des Extrem-Motorrads Suzuki Hayabusa - mit bis zu 11.000 Touren. Im Zweirad leistet der 1,3-Liter-Vierzylinder-Saugmotor 200 PS, für den Einsatz im Auto wurde das Aggregat mit einem Turbolader versehen und entwickelt nun 330 PS. Das klingt irrwitzig. Und so fährt sich der Wagen auch.
Das Biest ist direkt hinter den Schalensitzen positioniert - dort wo sonst Rücksitzbank und Kofferraum sind. Es gibt keine Dämmung, auch keine Unterstützung für Lenkrad oder Bremsen. Es gibt nur das 900 Kilo schwere Fahrzeug und den brachialen Motor.
Das Kleinkalibergerät mit Heckantrieb beschleunigt nicht nur explosiv - von 0 auf 100 km/h in weniger als vier Sekunden -, sondern lenkt auch so. Das Auto flippert derart vehement in die Kurven, als hätte ein Riese mit dem Finger gegen das Heck geschnippt. Wer nicht höllisch aufpasst, dreht schon in der ersten Runde Pirouetten.
Um das Auto auf Kurs zu halten, muss man dazu auch noch den Motor und das sequenzielle Sechsganggetriebe bändigen. Geschaltet wird per Drucktasten am Lenkrad, links rauf, rechts runter. Die Kupplung funktioniert sozusagen digital - es gibt praktisch kein Spiel.
Glücklich verheiratet
Hinter dem Projekt steckt der Rallye-Profi Niki Schelle, der den Wagen gemeinsam mit einem englischen Rennstall gebaut hat. Fünf Wochen dauerte der Umbau. "Was anfangs ganz einfach klang, wurde zum Ende hin doch ziemlich schwierig", sagt Schelle. "Schließlich haben wir nicht nur den Antrieb von vorn nach hinten verlegt und einen anderen Motor eingebaut, sondern diesen Motor auch noch zu einem Turbo umgerüstet und Auto- und Motorradtechnik verheiratet."
Nun ist das aus einer Schnapsidee geborene Projekt fertig, sorgt für allerlei Furore, und Suzuki-Marketing-Mann Christian Andersen ist hochzufrieden. "Wir wollten einfach wissen, ob das überhaupt geht, und Niki war verrückt genug, sich darauf einzulassen." Rund 50.000 Euro kostete das wilde Mobil - viel weniger als andere extreme Sportwagen. Doch der Swift mit Hayabusa-Motor wird ein Einzelstück bleiben, in den Verkauf kommt der Wagen nicht.
Warum Motorräder für Autobauer interessant sind
Doch die Verquickung von Auto und Motorrad liegt derzeit im Trend, wie weitere Beispiele zeigen:
In Wolfsburg zweifelt niemand daran, dass der Aufsichtsratschef die Skizze nicht ohne Hintersinn präsentierte. Womöglich wird an dem Projekt längst gearbeitet: Wer Piëch kennt, weiß, dass selbst solche Spaßmobile für ihn eine ernste Sache sind. Bald könnte also die nächste Hochzeit anstehen - Auto- und Motorradtechnik werden in Zukunft öfter verheiratet werden.
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Suzuki Swift Hayabusa: Optisch scheinbar nur ein aufgemotzter Kleinwagen, tatsächlich aber ein Autozwerg mit Extremmotor.
Profi am Steuer: Rallye-Profi Niki Schnelle im Schalensitz des zum Hecktriebler umgerüsteten Kleinwagens Suzuki Swift.
Lufthutze auf dem Dach: Um dem Motor ausreichend Frischluft zuzuführen, gibt es eine spezielle "Atemöffnung" auf dem Dach des Autos.
Nur das Wesentliche: Ein Blick ins Cockpit des vollkommen ausgeräumten Suzuki Swift. Das Auto wiegt fahrbereit rund 900 Kilogramm.
Gelber Blitz: Das Fahrgefühl im Suzuki Swift mit Hayabusa-Motor ist einzigartig. Wobei es gar nicht um die Höchstgeschwindigkeit geht, die aufgrund der Getriebeübersetzung auf 190 km/h begrenzt ist.
Motorrad-Cockpit: Die Instrumente des Motorrads wurden ins Auto verpflanzt, der rote Bereich des Drehzahlmessers beginnt erst bei 11.000 Touren.
Übermütiges Gefährt: Das Auto ist schnell, und wenn 330 PS über die Hinterachse herfallen, kreiselt es auch schnell aus der Spur.
Rein und los: Sobald der Motor angelassen ist, wird es im Innenraum sehr heiß und sehr laut.
Marketing-Gag: Die Kombination von Auto- und Motorradtechnik unternahm Suzuki vor allem aus Marketing-Gründen. Das Auto erregt Aufsehen und kostete gemessen am Aufmerksamkeitswert nur sehr wenig Geld.
Flugbereitschaft: Ein mächtiger Heckflügel soll helfen, das Auto wenigstens einigermaßen beherrschbar zu halten.
Fondpassagier: Im hinteren Teil des Autos sitzt der mit einem Turbolader aufgerüstete 1,3-Liter-Vierzylinder-Motor aus der Suzuki Hayabusa. Das Aggregat leistet 330 PS.
Rauchzeichen: Natürlich ist das Fahrwerk mit der Kraft, die der Motor an die Hinterräder schickt, meistens überfordert. Das macht das Fahren mit diesem Einzelstück zu einem Ritt auf der Rasierklinge.
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