Tankstellen-Service Luft kostet jetzt immer häufiger Geld

Reifenprüfung: An einigen Tankstellen muss man für Luft bezahlen
Foto: dapdHamburg - An Überraschungen an der Tankstelle sind Autofahrer mittlerweile gewöhnt. Steigende Kosten für Sprit und die Benutzung der Toilette gehören mittlerweile zum Alltag. Immerhin waren bislang Wasser und Luft für die Reifen kostenlos. Doch das dürfte sich bald ändern.
Immer mehr Tankstellen machen Luft zu Geld. An 200 der 14.700 deutschen Stationen müssen Autofahrer bereits für die Reifendruckprüfung bezahlen. Nach Angaben der Jülicher Firma Air-Serv GmbH sollen es schnell mehr werden: "Das ist erst der Anfang, wir haben noch viel mehr Aufträge vorliegen", sagte Geschäftsführer Nick Janssen.
Air-Serv ist nach eigenen Angaben Marktführer bei Luftdruck-Prüfanlagen mit Bezahlfunktion. Die Firma hat laut Janssen schon an mehr als 200 Stationen Druckprüfer installiert, an denen die Kunden eine Euro-Münze einwerfen müssen. Dafür können sie fünf Minuten lang Druckluft abzapfen.
"Unsere Technik bietet Vorteile für Autofahrer und Tankstellenbetreiber", erklärte der Chef der Firma. Die Kunden könnten sich auf moderne, saubere und leicht zu bedienende Geräte verlassen. Und die Tankstellen sparten Kosten.
Konzerne halten sich zurück
In letzterem dürfte wohl der entscheidende Grund für die Installation der neuen Geräte liegen. Allein für Wartung, Strom, Eichkosten und ähnliches fallen pro Luftstation 400 bis 800 Euro im Jahr an. Insbesondere die alten tragbaren Geräte werden oft gestohlen oder beim Rangieren beschädigt. Air-Serv betreibt die Anlagen auf eigenes Risiko und kassiert dafür die Gebühr.
Die großen Ölkonzerne wie Aral, ExxonMobile (Esso) oder Shell führen die neue Technik nach eigenen Angaben bisher nicht aktiv ein. Allerdings können sie nicht für alle Tankstellen unter ihrem Logo sprechen, denn viele Stationen sind in Privatbesitz. Bei Shell läuft nach Angaben eines Sprechers ein Test mit Bezahlluft an mehreren Tankstellen nahe der niederländischen Grenze. "Insgesamt gibt es das an etwa zehn Shell-Stationen", sagte Sprecher Matthias von Glischinski-Kurc.
Der ADAC lehnt die neuen Luftdruckgeräte ab. "Die Autofahrer sollten sich eine Tankstelle suchen, an der sie nicht bezahlen müssen", sagte Sprecher Andreas Hölzel.
Als nächstes Wasser?
Einer der Vorreiter bei der neuen Technik ist die bayerische Tankstellenkette Benzin-Kontor aus Herrsching. "Wir haben die Geräte im September 2010 eingeführt und hatten nur wenige Beschwerden von Kunden", berichtet Manager Volker Graul. Andere Kunden hätten die neuen Geräte sogar gelobt, weil sie einfacher in der Bedienung seien: Der Kunde stellt über eine Taste den richtigen Reifendruck ein und klemmt den Luftschlauch auf das Ventil. Das Gerät pumpt dann automatisch so viel Luft wie nötig nach. Geräte mir ähnlicher Bedienung gibt es allerdings auch als kostenlosen Service.
Nach Grauls Beobachtung kommen vor allem die etwas weniger geschickten Kunden besser mit den neuen Geräten zurecht. Weiterer Vorteil: Die Tankstellenkette hat keine Kosten mehr und bekommt darüber hinaus noch 25 Prozent der Einnahmen.
Air-Serv hat nach eigenen Angaben bisher noch nicht ganz Deutschland erschlossen. "Wir haben vor allem Stationen am Niederrhein als Kunden, sowie in Ostdeutschland", sagte Janssen. Der Holländer rechnet damit, dass sich die Technik im ganzen Land durchsetzen wird: "In Holland ist das Bezahlen für die Reifenluft völlig üblich, auch in anderen Ländern", sagte er.
Die nächste Überraschung für Autofahrer hat die Firma schon parat: Bei der neuesten Generation der Geräte kann auch ein Wasserhahn integriert werden. Dann wird wohl auch für das Kühlwasser eine Gebühr fällig.