Geheime Studie zum Tempolimit Nur jeder zehnte Autofahrer fährt deutlich schneller als 130

Ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen würde den Verkehr kaum verlangsamen. Schon jetzt halten sich die meisten Fahrer laut einer Regierungsstudie an diese Geschwindigkeit.
Foto: Jens Büttner / dpa

Viele Autofahrer fürchten ein generelles Tempolimit von 130 km/h - dabei sind die meisten in der Regel ohnehin nicht viel schneller unterwegs. Das geht aus einer lange geheim gehaltenen Studie des Verkehrsministeriums  hervor, deren Veröffentlichung der SPIEGEL erreicht hat.

Der Untersuchung zufolge fuhr nur jeder dritte Fahrer von Pkw, Motorrädern oder Lieferwagen auf Autobahnabschnitten ohne Geschwindigkeitsbegrenzung schneller als die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Nur etwa jeder Zehnte fuhr mehr als 150 km/h.

Klimaschutzeffekt von Tempolimit bleibt vage

Die Werte wurden 2010 bis 2014 auf etwa 100 repräsentativen Autobahnabschnitten gemessen. Die gefahrene Geschwindigkeit ist ein Parameter, um zu ermitteln, wie viel Kohlendioxid durch ein Tempolimit eingespart werden könnte. Aussagen dazu trifft die Studie allerdings nicht. Das Umweltbundesamt will nun auf Basis der bekannt gewordenen Daten dazu Erkenntnisse gewinnen.

Bisher gibt es nur veraltete und wenig gesicherte Aussagen darüber, wie sehr ein Tempolimit dem Klimaschutz dienen würde. Laut dem ADAC könnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h den Kohlendioxidausstoß auf Autobahnen um neun Prozent senken. Bezogen auf den gesamten Straßenverkehr, ergebe sich eine Einsparung von drei Prozent. Die zugrunde liegenden Daten stammen aus dem Jahr 1996.

Trotz der Diskussion um ein Tempolimit hatte das Verkehrsministerium die Studie jahrelang zurückgehalten. Der SPIEGEL musste elfmal beim Ministerium und bei der Bundesanstalt für das Straßenwesen um den Bericht bitten, der bis dahin auch nicht dem Umweltbundesamt übermittelt worden war. Ein Sprecher des Ministeriums teilte mit, man ziehe aus den Daten die Gewissheit, dass "das System der Richtgeschwindigkeit sowie der situativen Geschwindigkeitsbeschränkung" funktioniere.

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