Eine Million Kilometer im Tesla Model S "100 Kilometer Fahrt kosten mich zwei Euro"

Hansjörg-Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg vor seinem Tesla Model S P85
Foto: manager magazinEr ist Elektroauto-Extremfahrer: Hansjörg-Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg hat mit seinem Tesla Model S nun eine Million Kilometer auf dem Tacho - und sichert sich damit eigenen Angaben zufolge einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Wir haben ihn befragt, was ihn antreibt - und wie er den Akku seines Elektroautos in der täglichen Praxis schont.
manager-magazin.de: Herr von Gemmingen, mit Ihrem Tesla Model S haben Sie nun eine Million Kilometer auf dem Tacho. Sie halten damit weltweit mit deutlichem Abstand den Rekord für die meisten gefahrenen Kilometer in einem Serien-E-Auto. Wie lange haben Sie für die Million gebraucht?
Hansjörg-Eberhard von Gemmingen-Hornberg: Ich habe mein Model S im August 2014 als Vorführwagen gekauft, mit einem Tachostand von 30.000 Kilometern. Ich war immer schon Vielfahrer, aber mit dem E-Auto habe ich meine Fahrleistung schnell vervierfacht. Mit meinen früheren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bin ich rund 40.000 Kilometer im Jahr gefahren.
Wann sind Sie das letzte Mal in einem Auto mit Verbrennungsmotor am Steuer gefahren?
Meinen Youngtimer-Mercedes 500E W124 habe ich im vergangenen Jahr an einen Liebhaber verkauft. Denn der Wagen hat sich in meiner Garage sprichwörtlich die Reifen platt gestanden. Der hatte aber auch 604.000 Kilometer auf der Uhr, gekauft hatte ich ihn mit 200.000 Kilometer.
Mit ihrem Tesla Model S kommen Sie auf eine Jahresfahrleistung von knapp 200.000 Kilometern. Sie verbringen also sehr viel Zeit auf der Straße?
Ja, das tue ich natürlich. Mit dem Job kann ich das aber gut vereinbaren. Ich handle mit Devisen und habe Vermögen, mit dem ich mich refinanzieren kann. Für ein Elektroauto fallen aber auch deutlich weniger Unterhaltskosten an. Man muss nicht Millionär sein, um sich das leisten zu können.
Welche Unterhaltskosten fallen bei Ihnen im Schnitt an?
Ich fahre für rund sieben Cent pro Kilowattstunde, das sind weit unter zwei Euro Treibstoffkosten auf 100 Kilometer. Dafür muss ich ausgesucht laden. An Teslas Superchargern lade ich kostenlos, weil mein Model S zu jenen Fahrzeugen zählt, denen Tesla lebenslanges Gratisladen an Superchargern ermöglicht. Zu Hause beziehe ich von meiner Photovoltaikanlage günstigen Strom. Und es gibt auch viele kostenlose öffentliche Ladestellen.
Wie hat denn ein E-Auto Ihr Fahrverhalten als Vielfahrer verändert?
Meinen Mercedes habe ich für Kurzstrecken stehen gelassen, die habe ich dann lieber zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt. Deshalb hat der Verbrennungsmotor auch sehr lange gehalten, weil ich eben auf Kurzstrecken verzichtet habe. Bei einem Batteriefahrzeug ist es sinnvoller, es lieber jeden Tag und auch für nicht ganz so große Strecken zu fahren.
Das heißt, Sie fahren täglich elektrisch?
Ja, ich will meine Kilometerleistung kriegen. Ich möchte der Welt zeigen, dass es funktioniert, auch im Elektroauto richtig viele Kilometer täglich zu machen. Dem Elektroauto-Bashing will ich damit entgegenwirken. Und ich zeige, dass das Tesla-Schnellladen in der Praxis funktioniert, dass man europaweit reisen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass man auch wirklich Strom ziehen kann, und ob das mit den Zahlungsmodalitäten klappt. Das ist eine große Herausforderung, die die öffentliche Ladeinfrastruktur noch stemmen muss.
Bei einer Million Kilometern fallen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor viele teure Reparaturen an. Wie hat sich denn Ihr Model S über diese Distanz geschlagen?

Hansjörg-Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg
Foto: manager magazinIch habe über die Distanz für knapp 13.000 Euro Reparaturen gehabt. Mein Model S hat eine Achtjahresgarantie auf Motor und Batterie ohne Kilometerbegrenzung. Der Motor wurde zweimal auf Garantie getauscht, einmal nach nur 40.000 Kilometern und einmal bei 320.000 Kilometern. Der Akku wurde einmal beim Tachostand von 290.000 Kilometern getauscht, ebenfalls als Garantiefall. Einmal war die zentrale Chip-Einheit defekt, das zentrale Display blieb dann schwarz. Deren Austausch hat 3100 Euro gekostet.
Und bei mechanischen Verschleißteilen wie Achsen und Bremsen?
Ich habe jetzt erst den zweiten Bremsensatz drinnen, der hat nun über 400.000 Kilometer gehalten. An der Vorderachse musste ich die ganzen Lager tauschen lassen. Doch das wäre bei einem Verbrenner viel früher notwendig gewesen. Bei einem 300er Diesel Turbo Mercedes mit der ersten Turbodiesel-Generation hatte ich nach nur 350.000 km gut das Vierfache an Reparaturen, da war etwa alle 110.000 Kilometer der Motor kaputt. Auch der 500er hatte das Vierfache an Reparaturen, der Motor blieb allerdings der Erste bis 605.000 km.
Was hilft aus Ihrer Sicht, um die Lebensdauer von Akku und Motor zu verlängern?
Etwas ältere Elektroauto-Batterien, und da zähle ich meine dazu, halte ich meist zwischen 20 und 80 Prozent Ladezustand. Wenn man unter 20 Prozent Ladestand fällt, können bei kalter Batterie schon die ersten Zellen unter Unterspannung kommen, und das verringert die Lebensdauer. Vor längeren Fahrten lade ich den Akku auch mal auf 90 Prozent, aber fast nie nahe 100 Prozent. Auf der Autobahn stelle ich den Tempomaten auf 110 oder 120 km/h, das ist sehr akkuschonend. Über 130 km/h beschleunige ich nur punktuell. Und man sollte auch den Wechsel zwischen Beschleunigen und Rekuperieren nicht übertreiben. Denn der erzeugt sehr viel Abwärme, und das fördert die Degeneration der Zellen. Gleichmäßiges Fahren ist für jedes Auto wesentlich besser.
Ingenieure warnen ja gelegentlich, dass häufiges Schnellladen die Lebensdauer von E-Auto-Akkus verkürzt. Wie häufig steuern Sie Schnelladestationen an?
Bedingt durch meine häufigen Fernreisen lade ich zu rund 40 Prozent an Supercharger-Schnellladern. Ich bemühe mich aber, wann immer es geht alternative Lademöglichkeiten zu nutzen. Generell lade ich bei mir in der Garage, wenn ich zu Hause bin. Nur wenn ich zügig aufladen muss oder es zu aufwendig ist, eine andere Möglichkeit zu finden, lade ich an Superchargern.
Das heißt, Sie sind kein Fan des häufigen Schnellladens?
Nein, gar nicht. Viele laden ihre Fahrzeuge ja auf, wenn sie am Abend essen gehen. So etwas gibt es bei mir nicht. Ökologisch ist es unsinnig, frühabends besonders viel Strom zu ziehen, besser mitten in der Nacht, wenn der Stromverbrauch der Menschen am geringsten ist. Schnellladen ist doch nicht sinnvoll, wenn man dafür die ganze Nacht Zeit hat.