TÜV schlägt Alarm Jedes sechste Auto hat erhebliche Mängel
Berlin - "Die Entwicklung nimmt allmählich bedrohliche Ausmaße an", warnen die Tester des Verbands der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV). Rund 17,5 Prozent aller getesteten Pkw seien so schlecht gewartet, dass sie als Sicherheitsrisiko gelten. Der Mängel-Wert ist ein neuer Höchststand, teilte der TÜV am Dienstag bei der Vorstellung seines Auto-Reports für 2003 in Berlin mit.
Noch 2002 lag die Mängelquote bei 16,5 Prozent. Der beste Wert wurde mit 11,6 Prozent 1996 erzielt. Seither nimmt die Zahl der Autos, die erst repariert werden müssen, um eine neue TÜV-Plakette zu bekommen, von Jahr zu Jahr zu. Die Mängelquote stieg sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Baujahren. Als Hauptgründe für das "erschreckende Ergebnis" nannten die Prüfer schlampig arbeitende Werkstätten, unfachmännisches Tuning, Einsparungen bei Wartung und Inspektion sowie - in geringem Maß - Konstruktionsfehler.
Der häufigste Mangel am Fahrwerk ist laut TÜV Ölverlust an Antrieb oder Motor. Bei den Bremsen halten bei jüngeren Fahrzeugen die Bremsscheiben den Kriterien nicht stand, ältere Fahrzeuge fallen durch mangelnde Bremswirkung auf. Rang eins der Mängelhäufigkeit bei allen Pkw nimmt die Beleuchtung ein. In Sachen Umweltschutz wurden vor allem Mängel am Auspuff festgestellt.
Die Entwicklung sei "wohl die Quittung dafür, dass das Autofahren immer teurer wird", sagte Auto-Report-Chefredakteuer Rainer Strang. Die Halter versuchten, Mehrausgaben für Sprit, Steuern und Versicherungen durch Einsparungen bei Reparaturen und Inspektionen hereinzuholen. Diese Rechnung gehe aber nicht auf. Im Gegenteil stelle der bedenkliche Trend eine Gefahr für die Sicherheit im Straßenverkehr dar.
Als Faustregel für die Mängelquote nannte der TÜV: Je älter die Fahrzeuge sind, desto schlechter ist es um sie bestellt. Die Gefahr, beim Erwerb eines Gebrauchtwagens eine "Niete zu ziehen", sei so groß wie noch nie. Das sei besonders dramatisch, weil gerade ältere Pkw wegen des relativ günstigen Preises von jungen Fahranfängern erworben werden, die besonders oft in Verkehrsunfälle verwickelt seien.
Grundlage für den TÜV-Report sind die Ergebnisse von rund 7,5 Millionen Hauptuntersuchungen in einem Jahr. Autos müssen erstmals drei Jahre nach der Erstzulassung zur Hauptuntersuchung (HU). Laut dem Auto-Report musste vergangenes Jahr 5,6 Prozent aller drei Jahre alten Wagen die TÜV-Plakette zunächst verweigert werden, weil sie erhebliche Sicherheitsmängel aufwiesen (2002: 5,2 Prozent).
Die Quote bei den vier- bis fünfjährigen Pkw lag schon bei 10,9 Prozent (10,1), die der sechs- bis siebenjährigen bei 16,7 Prozent (15,6 Prozent) und die der acht- bis neunjährigen bei 22 Prozent (20,9). Von den zehn und elf Jahre alten Autos schickte der TÜV jeden vierten Wagen in die Werkstatt (26,9 Prozent). 2002 hatte die Quote 25,6 Prozent betragen.