Abgasskandal Rund zwei Millionen Dieselautos haben noch kein Softwareupdate

Abgasuntersuchung bei einem Skoda Octavia mit TDI Dieselmotor (Symbolbild)
Foto: Julian Stratenschulte / DPADie deutschen Autohersteller sind bei der Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Abgas-Software bundesweit in Verzug. Derzeit seien rund zwei Millionen der betroffenen rund 6,3 Millionen Fahrzeuge noch nicht auf dem neuesten Stand, teilte das Bundesverkehrsministerium mit.
Von den zwei Millionen Autos hätten eigentlich mehr als eine Million bereits Ende 2018 umgerüstet sein sollen. In einer Antwort der Bundesregierung von Ende März auf eine Kleine Anfrage der Grünen hieß es, von 5,3 Millionen Dieselautos seien inzwischen erst 4,1 Millionen umgerüstet worden - rund 1,2 Millionen blieben also ohne Softwareupdate.
Die deutschen Autohersteller hatten 2017 für 5,3 Millionen Dieselautos zugesagt, den Stickoxidausstoß im Schnitt um rund ein Viertel zu senken. Seitdem habe sich die Zahl der umzurüstenden Dieselfahrzeuge jedoch auf 6,3 Millionen erhöht, hieß es vom Ministerium. Für diese Wagen hätten die Hersteller Anträge auf Updates beim Kraftfahrt-Bundesamt eingereicht. Die eine Million zusätzliche Fahrzeuge sei teils auf verpflichtende Rückrufe für deutsche Autobauer, teils auf freiwillige Updates deutscher und ausländischer Hersteller zurückzuführen.
Die Ursache für die Verzögerung der Nachrüstungen liege "allein darin, dass die Hersteller noch die notwendigen technischen Unterlagen" zur Freigabe der Softwareupdates an das KBA liefern müssten, schreibt das Verkehrsministerium als Antwort auf die Grünen-Anfrage.
Bei den beanstandeten Fahrzeugtypen hatte das Kraftfahrt-Bundesamt unzulässige Abschalteinrichtungen festgestellt, die zu einem erhöhtem Stickoxidausstoß im Betrieb führen. Konkret umgerüstet wurden laut Ministerium bisher rund 99 Prozent aller Volkswagen mit dem beanstandeten EA189-Motor.
Je nach Fahrzeugmodell ist die Umrüstquote unterschiedlich hoch:
- Macan und Cayenne von Porsche: 75 Prozent Updates
- Audi (A6, A7, A8, Q5 und SQ5): 55 Prozent.
- BMW (M550d, 750d): 78 Prozent
- Daimler (GLC-, C- und V-Klasse und Vito): 73 Prozent. Bei Daimler sind laut Ministerium noch nicht alle Rückrufe freigegeben.
Grüne: Scheuer hat sich von der Autoindustrie vorführen lassen
Bei den freiwilligen Softwareupdates habe sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) "von der Autoindustrie vorführen lassen", kritisierte der verkehrspolitische Sprecher der Grünenfraktion, Stephan Kühn. Bei etlichen Automodellen wurden auch verpflichtende Rückrufe angeordnet, "doch diese sind teilweise bis heute nicht gestartet".
Mit Diskussionen um Messstellen und Stickoxidgrenzwerte habe der Verkehrsminister vom Nichtstun seiner Behörden erfolgreich abgelenkt, sagte Kühn den Funke-Zeitungen. Solange Scheuer bei den Rückrufen nicht aufs Tempo drücke, "trägt er die Verantwortung für weitere Fahrverbote in unseren Städten".
Problematisch ist die Situation vor allem für Lieferfahrzeuge. Viele Handwerker sind darauf angewiesen, mit ihren Fahrzeugen Kunden in den Innenstädten zu erreichen. Doch dort drohen oder bestehen zum Teil Fahrverbote.
Das Verkehrsministerium hatte Förderprogramme aufgelegt, um Hardware-Nachrüstungen für Lieferwagen und kommunale Fahrzeuge zu bezuschussen. Doch die Förderprogramme liefen ins Leere, "weil Scheuers Behörde bislang noch kein einziges Nachrüstungssystem genehmigt hat", bemängelte der Grünenpolitiker. Mit Ankündigungen sei den von Fahrverboten betroffenen Handwerkern aber nicht geholfen.