Abgase Bosch-Chef fordert von der Autobranche mehr Einsatz beim Klimaschutz

Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesBosch-Chef Volkmar Denner hat einen stärkeren Einsatz der Autobranche für die Umwelt angemahnt. "Auch die Automobilindustrie kann für den Klimaschutz mehr tun, als sie muss", schrieb Denner in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt".
Nach langen Verhandlungen hatten sich die EU-Staaten in der Nacht zum Mittwoch darauf verständigt, dass Neuwagen im Jahr 2030 im Schnitt 35 Prozent weniger des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) ausstoßen sollen als 2020. Der mächtige Verband der Automobilindustrie (VDA), dem mehr als 600 Unternehmen der Branche angehören, darunter auch Bosch, hatte den Kompromiss scharf kritisiert. "Überzogene CO2-Ziele" würden den Industriestandort Europa schwächen und Arbeitsplätze gefährden, warnte VDA-Chef Bernhard Mattes unmittelbar nach Bekanntgabe des Kompromisses.
Dass sich Zulieferer wie Bosch für mehr Umweltschutz im Automobilbau aussprechen ist nicht ganz neu. Bereits bei der Festlegung der CO2-Zielwerte für das Jahr 2020/21 hatte Europas Zuliefererverband Clepa sich dafür eingesetzt, mehr Druck auf die Autohersteller auszuüben, um technische Innovationen zu fördern. Die Zulieferer profitieren davon, wenn die Autokonzerne neue Technik in ihre Modelle einbauen müssen. Mittlerweile liefern Unternehmen wie Bosch oder Continental etwa 75 Prozent der Teile für einen Neuwagen.
Bosch ist in Dieselskandal verwickelt
Das Plädoyer des Bosch-Chefs ist ein wichtiger Beitrag in der Diskussion für mehr Klimaschutz. Zeigt es doch, dass auch die Zulieferer eine höhere CO2-Reduktion für technisch machbar halten. Der VDA bezweifelt das: "Mit dem Votum wurde die Chance vertan, die CO2-Regulierung für die Zeit nach 2021 wirtschaftlich und technisch realistisch zu gestalten", heißt es da. Im speziellen Fall von Bosch erscheinen die Äußerungen jedoch besonders brisant. Bosch ist als Automobilzulieferer in den Dieselskandal verwickelt. Das Unternehmen belieferte VW mit Software für die Motorsteuerung der manipulierten Autos, die mehr gefährliche Stickoxide (NOx) ausstoßen als sie dürften. NOx kann zu Gesundheitsschäden beim Menschen führen, zudem belastet es die Vegetation in vielfacher Weise. Gegen mehrere Bosch-Mitarbeiter laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Beihilfe. NOx, CO2 und Feinstaub gehören zu den besonders kritischen Bestandteilen von Autoabgasen.
Denner spricht sich in seinem Gastbeitrag dafür aus, nicht nur den Kraftstoffverbrauch eines Autos zu betrachten, sondern die gesamte Energiebilanz - also von der Quelle, der Herstellung des Fahrzeugs, bis zum fertigen Modell. "Je umfassender wir den CO2-Ausstoß erfassen, desto wirksamer kann der Kampf gegen den Klimawandel sein", schreibt Denner. "Denn für das Weltklima zählt nicht bloß der direkte Ausstoß des Autos, vielmehr auch die Emission der Kraftstoff- und Stromerzeugung."
Dabei gehe es nicht um eine Entscheidung zwischen Verbrennungsmotor und Elektroauto, die in der CO2-Gesamtbilanz nicht weit auseinander lägen, so Denner weiter. "Es ist an der Zeit, nicht das eine gegen das andere auszuspielen, sondern auf beiden Seiten die richtigen Hebel anzusetzen."
Denner kritisiert die Bundesregierung
Der Bosch-Chef kritisierte zudem die Bundesregierung für ihren Ausstieg aus den Klimazielen 2020: "Diese merkwürdige Gelassenheit angesichts einer globalen Gefahr erscheint geradezu unverständlich."