Volvo YCC Der kleine Unterschied
Jetzt strahlen sie alle neune, beantworten lächelnd fragen und wiederholen immer wieder Sätze wie den: "Der YCC ist ein Auto für die moderne, selbständige und unabhängige Frau - und damit auch ein Auto für alle Männer." Das sagt zum Beispiel Camilla Palmertz, die Leiterin des Projekts YCC, was eine Abkürzung ist für "your concept-car". Der einzige Mann, der neben den Frauen und ihrem kompakt-geduckten Fahrzeug stehen und Erklärungen abgeben darf, ist Hans-Olov Olsson. Er ist schließlich der Chef von Volvo. Er lächelt stolz und zufrieden, denn ohne ihn hätte es das Auto natürlich nicht gegeben.
Im Herbst 2001 fängt die Geschichte dieses Modells an, mit einem Workshop der Frauen-Marketing-Expertin Martha Barletta aus den USA. Einige Damen bei Volvo fanden deren Ausführungen so anregend, dass sie sich immer häufiger die Frage stellten, wie wohl ein Auto aussehen würde, für dessen Entwicklung ausschließlich Frauen verantwortlich wären.

Volvo YCC: Der kleine Unterschied
Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Damen-Truppe innerhalb des Unternehmens grünes Licht für das Projekt erhielt. Das war im Dezember 2002. Danach fing die Arbeit an dem Auto an, das jetzt die Besucher des Volvo-Messestands in Genf gucken und nicken und staunen lässt. "Warum baut ihr den Wagen nicht einfach?" lautet die am meisten gestellte Frage an die Volvo-Leute in diesen Tagen. Ja, warum eigentlich nicht?
"Wir warten erst einmal die Reaktionen ab", sagt Olsson. Und danach werde man entscheiden, ob das YCC zumindest als Anregung für künftige Fahrzeugmodelle der Marke dienen kann. Genaus so, wie es in Genf steht, wird das Auto also niemals auf den Markt kommen. Da sind schon die beiden riesigen Flügeltüren vor, obwohl gerade sie ein wesentlicher Aspekt der femininen Ausrichtung des Fahrzeugs sind.
Projektleiterin Palmertz sagt, dass der Wagen alles das hat, was ein herkömmlich entwickeltes Auto auch hat. Darüber hinaus aber wurde besonders auf ein leichtes und bequemes Ein- und Aussteigen Wert gelegt (daher die Flügeltüren), auf besonders viel Platz für Utensilien, Handtasche, Kaffeebecher und Einkaufstüten, auf erstklassige Rundumsicht, einfache Bedienung, ein angenehmes Innenraumambiente und intelligente Parksensoren.
Für viele dieser Ansprüche fanden die Volvo-Entwicklerinnen smarte Lösungen. Schaltknüppel und Handbremshebel verschwanden aus der Mittelkonsole (geschaltet wird mit Lenkradtasten, die Handbremse ist elektrisch), wo sich jetzt eine durchgehende Staumauer befindet, die in diverse Fächer unterteilt ist um Kleinkram, Handtasche, einen Abfalleimer, eine Kühlbox und anderes mehr aufzunehmen. Und im Fond gibt es Kinositze, deren Sitzflächen nur bei Bedarf nach unten geklappt werden. "So entsteht viel Platz für Einkaufstüten", erklärt Innenraumdesignerin Cynthia Charwick, "denn Einkaufstüten sind viel öfter an Bord als Fahrgäste im Fond."
Die Sichtverhältnisse sind ebenfalls perfekt. Das liegt an den nach außen ansteigenden vorderen Kotflügeln und an der Heckscheibe, die erst dort endet, wo auch die 4,40 Meter lange Karosserie aufhört. Mit anderen Worten: Alle vier Ecken des Wagens sind einsehbar. Das erleichtert das Rangieren, und außerdem gibt es eine clevere Einparkhilfe an Bord, die nicht nur mit den bekannten Piepssensoren arbeitet, um Rempler zu vermeiden, sondern die auf Wunsch eine Parklücke blitzschnell vermisst und dann anzeigt, ob es sich überhaupt lohnt, mit dem Rangieren zu beginnen.
Was gibt es sonst noch: Einen hell gehaltenen Innenraum mit Eichenholz-Applikationen und Aluminiumoberflächen überall dort, wo sich Bedienelemente befinden. Ein elegant-einfaches Cockpit, schnell auswechselbare Sitzoberflächen mit unterschiedlichem Design, einen variablen Gepäckraum, einen ums ganze Auto umlaufenden, robusten Gummischutz sowie eine Motorhaube, die nur vom Fachpersonal in der Werkstatt geöffnet werden kann. Alles, was das Auto im Alltag braucht - also Benzin und Wasser für die Scheibenwaschanlage - wird über zwei Kugelverschlüsse neben der Fahrerinnentür eingefüllt.
Haha, Einparkhilfe! Haha, keine Motorhaube! Haha, Gummischutz rundum! Mancher Mann wird sich freuen, dass er sogar aus dem YCC neue Nahrung für seine Vorurteile in Bezug auf Frauen und Autos erhält. Wer so kurz denkt, ist sicher ein erstklassiger Mechaniker, hat noch nie einen Kratzer an seinem Wagen abbekommen und hält sich außerdem für den Einpark-Weltmeister. Alle anderen Menschen mit dem kleinen Unterschied wären dankbar für ein Auto, das so durchdacht ist und vor allem: das so hinreißend aussieht.