Abgasskandal VW prüft weitere Dieselmotoren auf Manipulationen

Die VW-Abgasaffäre könnte sich weiter ausdehnen. Der Konzern untersucht derzeit einen weiteren Motor auf Schummelsoftware.
Fabrikneue Modelle sind nicht vom Abgasskandal betroffen

Fabrikneue Modelle sind nicht vom Abgasskandal betroffen

Foto: Jan Woitas/ dpa

Die Krise um manipulierte Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern könnte sich weiter zuspitzen. Der Konzern schließt nicht mehr kategorisch aus, dass auch ein weiterer Motor mit der betrügerischen Software ausgestattet ist. Dabei handelt es sich um einen Nachfolger des EA 189, bei dem der Konzern bereits Manipulationen bei den Abgaswerten eingestanden hatte.

"Das schauen wir uns gerade genau an", sagte ein VW-Sprecher. Der Motor mit der Typbezeichnung 288 wurde ab 2012 massenweise bei Volkswagen verbaut - zum Beispiel im VW-Verkaufsschlager Golf. Volkswagen prüfe derzeit die erste Variante mit der Abgasnorm Euro 5. In einem "gleitenden Übergang" sei dann schrittweise auf Euro 6 umgestellt worden.

Laut VW ist der EA 288 in den USA vom Abgasskandal betroffen. In Europa glaube man aber nicht, dass eine Nachbesserung erforderlich werde. Dass man den Motor nun vorsorglich trotzdem untersuche, sehe man als Pflicht an.

VW muss in Deutschland 2,2 Millionen Fahrzeuge zurückrufen

Zur Größenordnung der Untersuchung konnte VW noch nichts sagen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe bisher nur ausgeschlossen, dass die Euro-6-Versionen des EA 288 von den Problemen und damit von den Rückrufen betroffen sind.

Details zum Zeitraum der Umstellung waren zunächst unklar. Seit diesem September stehen in den VW-Autohäusern nur noch Modelle mit der laut KBA nicht betroffenen Euro-6-Version. Europas größter Autobauer hatte bisher stets betont, dass die "aktuelle Dieselmotorengeneration EA 288 nicht betroffen" sei, sich dabei jedoch nicht eindeutig zu der Euro-5-Vorgängerversion des EA 288 geäußert.

VW hatte vor gut einem Monat eingeräumt, die Abgaswerte von Millionen Dieselwagen manipuliert zu haben. Ans Licht gebracht hatte den Fall die US-Umweltbehörde EPA.

Der Konzern muss wegen des Abgasskandals allein in Deutschland bisher 2,4 Millionen Diesel in die Werkstatt rufen. Die Aktion soll im Januar beginnen. EU-weit sind rund 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen, weltweit elf Millionen Fahrzeuge. Die in den USA betroffenen Fahrzeuge mit dem EA-288-Motor sind darin bereits enthalten.

Müller schließt Kurzarbeit aus

Die VW-Mitarbeiter müssen nach Aussage des neuen Konzernchefs Matthias Müller derzeit keine Folgen fürchten. "Im Moment haben wir keinen Anlass, über Kurzarbeit auch nur nachzudenken", hatte Müller am Mittwoch im Wolfsburger Stammwerk gesagt. Der Abgasskandal hat laut Betriebsrat zudem noch nicht auf die Verkäufe durchgeschlagen.

Müllers Vorgänger Martin Winterkorn war wenige Tage nach Bekanntwerden des Skandals zurückgetreten.

mhu/dpa
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