VW Käfer, Baujahr 1966 Querfeldein im Wüstensand
Das Durchschnittsalter der rund 46 Millionen Pkw in Deutschland liegt bei knapp acht Jahren, einige Autos sind noch deutlich älter. SPIEGEL ONLINE testet mit Hilfe der Leser, wo die Stärken und Schwächen des Altmetalls liegen. Diesmal berichtet Kai Fröhlich aus Berlin über seinen VW Käfer aus dem Baujahr 1966.
Kai Fröhlich:
Den 66er Käfer habe ich 1989 von einer holländischen Familie erworben, er war dort Zweitwagen für die Frau des Hauses und mit gut 70.000 km technisch noch gut in Schuss. Aber die salzige holländische Seeluft zehrt an jeder Karosserie. Zudem hatte die Familie den Wagen mit dem Pinsel orange, grün und schwarz eingefärbt weil ich nicht glaubte, mich jemals daran gewöhnen zu können, bekam der Wagen erst einmal eine neue Lackierung verpasst.
Im Rahmen meines Arabischstudiums in Amsterdam habe ich 1993 den Plan gefasst, mit dem Auto über Land nach Ägypten zu fahren. Was ja ganz gut geht, bis Jordanien zumindest. Dann müsste man durch Eilat in Israel nach Sinai. Und das ging damals nicht. Zum Glück gab es eine Fähre aus Jordanien über den Golf von Akaba, wie ich allerdings erst nach intensiven Nachforschungen herausfand nicht einmal der ADAC hatte davon gewusst. Ich besorgte Visa und ein Carnet de Passage, hinterlegte eine Bürgschaft für das Auto, suchte und fand einen Reisepartner, und dann ging's los. Vor uns lagen 6500 Kilometer, die wir in 14 Tagen bewältigten.
Von Amsterdam über das Frankfurter Elternhaus, zu Weihnachten nach Wien und dann nach Rumänien dort wurde es erstmals richtig kalt, und an der rumänisch-bulgarischen Grenze haben Beamte versucht, uns abzuziehen. Fotoapparat, Geld oder andere Wertsachen wollten sie haben, schließlich waren sie zufrieden mit einem "Zwangsumtausch" von 20 Gulden gegen bulgarisches Geld das sich später als ungültig herausstellte.
Durch Schnee und Wüsten
In Istanbul traf uns dann starker Schneefall, der gleichzeitig den ersten und einzigen Defekt am Wagen auslöste: der Scheibenwischer ging nicht mehr. Also habe ich bei der nächsten Übernachtung den Scheibenwischermotor ausgebaut, mit aufs Zimmer genommen, auseinandergebaut, alles neu gefettet und siehe da: Er lief wieder! Im anatolischen Hochland hatten wir dann noch mal Schnee, aber an der Mittelmeerküste warteten dann endlich angenehme 16 Grad.
Bei unserer Übernachtung im syrischen Homs gab es abends zwei Stunden Stromsperre, dafür haben wir dort viele Oldtimer gesehen. Ganz anders in Jordanien, wo überall ein reges Handeln und Treiben herrschte. Zum Glück gab es die Fähre tatsächlich, und nachdem wir in Ägypten die stundenlangen Formalitäten hinter uns gebracht hatten, erreichten wir unser Ziel, das holländische Institut in Kairo.
In den folgenden fünf Monaten habe ich in Ägypten alles er-fahren, was so mit dem Auto erreichbar ist, und noch ein wenig mehr: Als ich erfuhr, dass man die einzigartigen Seen südlich der Siwa-Oase - dort haben die Russen mal nach Öl gebohrt, aber nur Wasser gefunden, welches nun in Fontänen aus dem Wüstensand schießt - nur mit Allradantrieb erreichen könne, fühlte ich mich herausgefordert, das Gegenteil zu beweisen.
Denn von meinem vorigen Siwa-Besuch im Jahr 1990 wusste ich, dass die Tour seinerzeit ein alter Peugeot 404 Pick-up absolvierte und behauptete daher: Das kann der Käfer auch. Der Tourguide zugleich Englischlehrer des Dorfes - machte mit mir den Abend davor deshalb eine Probefahrt in die Dünen. Denn die Straße zu den Seen war versandet, und man musste querfeldein fahren. Den Test bestand der Kleine ohne größere Probleme, und am nächsten Tag machten sich ein Toyota Landcruiser, ein 66er Käfer und ein Motorrad auf den Weg, dünauf, dünab durch die Libysche Wüste. Am Ende des Tages stand fest: Der Käfer ist wüstentauglich!