Auf Fotos, die den neuen Luxuswagen zeigen, ist der Name Phaeton - anders als sonst üblich - nirgendwo zu sehen. Vielleicht fehlte der Schriftzug einfach, vielleicht treffen aber auch Gerüchte zu, wonach VW die Namensgebung noch einmal überdenkt.
Bei der Einweihung der "Gläsernen Manufaktur" in Dresden am 11. Dezember wurde auch der Name der bis dahin D1 genannten neuen Nobellimousine von Volkswagen bekannt gegeben: Phaeton. VW verwies damals ausdrücklich auf die griechische Mythologie, was zu höhnischen Bemerkungen führte, denn Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios, brachte den Sonnenwagen seines Vaters zum Absturz und wurde von Zeus mit einem Blitz gestraft. Phaeton hieß auch der verunglückte Wagen des Vaters, und im letzten Jahrhundert fand der Name weite Verbreitung als Bezeichnung für einen bestimmten leichten, vierrädrigen Kutschwagen.
Auch diplomatisch versierten Menschen erschien der Name ein wenig wunderlich, der bei der Feierlichkeit anwesende Bundeskanzler Gerhard Schröder etwa verkündete spontan, er "bleibe bei D1".
Vor wenigen Tagen wurde erstmals kolportiert, dass die Volkswagen-Führung nun ebenfalls über das Für und Wider des Namens Phaeton diskutiert. Angeblich heißt es in Wolfsburg hinter vorgehaltener Hand, der Name müsse geändert werden. Offiziell werden jedoch Dementis verbreitet.
SPIEGEL ONLINE erkundigte sich bei Namens-Experten über Phaeton-Pro und Phaeton-Contra. Manfred Gotta, der unter anderem die Autonamen Cayenne und Smart, Twingo und Agila, Vento und Corrado ersann, hält die Bezeichnung des VW-Luxusschlittens für problematisch. "Es ist ein nach rückwärts gerichteter Name, er klingt zu altmodisch." Und weiter: "Wenn Mercedes den Maybach Phaeton nennen würde, wäre das kein Problem", sagt er. "Aber im Falle von VW könnte der Name zur Steilvorlage werden, falls etwas schief läuft, etwa dann, wenn die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück bleiben. Phaeton lädt zu Wortspielen ein."
Um Berichten unter dem Motto "der Leuchtende stürzt ab" vorzubeugen, empfiehlt Gotta die Zurücknahme des Namens. "Jetzt ist das noch gut zu korrigieren. Und vielleicht lässt sich aus dem Ziehen der Notbremse
sogar noch ein Vorteil ziehen."
Etwas anders urteilt Sybille Kircher, Geschäftsführerin der Agentur Nomen. Das Unternehmen kreierte Autonamen wie Clio, Stilo, Yaris oder Tigra. "Wir wissen nicht, wie es zur Entscheidung für Phaeton gekommen
ist, aber spontan fand ich diesen Namen mutig und überraschend. Er wirkt ungewöhnlich, geheimnisvoll und fast mystisch, ich finde, das passt gut zu einem Luxusmodell."
Den Namen zurückzunehmen käme für Frau Kircher nicht in Frage. "Die Nebenbedeutung existiert ja nur im Altgriechischen, und das spricht heute keiner mehr. Und auf dem US-Markt dürfte ein Name, der europäisch
klingt und damit Tradition, Design und Qualität ausdrückt, sehr positiv aufgenommen werden."
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