Vorzeigeprojekt Wedel führt Straßenschilder für Sehbehinderte ein

Mast in Wedel mit Schild für Sehbehinderte: 130 bis 118 Euro Kosten pro Schild
Foto: Daniel Bockwoldt/ dpaDie neuen Schilder fallen kaum auf: Sie sind etwa so groß wie zwei aneinandergelegte Bauklötze und hängen in 1,40 Meter Höhe an den bereits bestehenden Straßenschildmasten. Mehr als 370 von ihnen sollen bis Ende Januar im schleswig-holsteinischen Wedel montiert sein - und die Kommune nach eigenen Angaben zur ersten Stadt Deutschlands machen, die flächendeckend mit Straßenschildern für Sehbehinderte ausgestattet ist.
Die Buchstaben auf den Aluschildern treten hervor, sodass Sehbehinderte sie ertasten können. Auch Kinder und Rollstuhlfahrer könnten die neuen Schilder gut lesen, sagte Erfinder Volker König dem Sender NDR .

Volker König
Foto: Daniel Bockwoldt/ dpaDer 75 Jahre alte Ingenieur der physikalischen Technik kommt aus Wedel und ist seit 50 Jahren blind. Als er in einer fremden Stadt unterwegs war, habe ein sehbehinderter Freund große Mühe gehabt, dort die Straßennamen zu identifizieren, heißt es in einer Mitteilung der Stadt .
Daraufhin sei er einfach am rund zweieinhalb Meter hohen Mast hochgeklettert, um die Schrift lesen zu können. "Da kam mir die Idee der kleinen Zusatzschilder, die in einer auch für Rollstuhlfahrer angemessenen Höhe angebracht sein sollten", sagte König. "Wir haben bewusst auf Blindenschrift verzichtet, da überhaupt nur noch zehn Prozent der Betroffenen die Brailleschrift beherrschen."
"116 dieser Schilder hängen bereits", sagte ein Stadtsprecher der Nachrichtenagentur dpa. Zum Testen hatte die Stadt die ersten zehn ertastbaren Straßenschilder schon 2013 angebracht.
Mit Spendengeldern und Fördermitteln ist nun die flächendeckende Einführung der Schilder möglich. König zufolge liegen die Kosten bei schätzungsweise rund 50.000 Euro. Ein Schild kostet nach Angaben der Stadt 130 bis 118 Euro, je nach Breite des Schildes, da die Masten, an denen sie befestigt werden, eine unterschiedliche Dicke aufweisen.
Die Zahl der Blinden und Sehbehinderten in Deutschland wird nach unterschiedlichen Schätzungen mit 650.000 bis 1,2 Millionen angegeben. Ein Mensch gilt als sehbehindert, wenn er mit Brille auf keinem Auge 30 Prozent der normalen Sehkraft erreicht.