Sicherheit bei Schnee und Glätte Worauf Autofahrer bei Winterreifen achten sollten
Ein vorgeschriebenes Datum, wann Winterreifen ans Auto müssen, gibt es in Deutschland nicht - eine vorgeschriebene Profiltiefe für die Pneus schon. Die wichtigsten Infos für ganz Europa im Überblick.
Ab wann sind Winterreifen sinnvoll?
"Ausschlaggebend sollte immer die aktuelle Wetterlage sein - wenn im Oktober noch spätsommerliche Temperaturen herrschen, macht ein Winterreifen wenig Sinn", sagt Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Spätestens wenn die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sinken, sollten laut Drechsler Winterreifen aufgezogen werden.
Die Straßenverkehrsordnung schreibt geeignete Reifen bei winterlichen Straßenverhältnissen vor. Dazu zählen Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch. Wer bei der vom Gesetzgeber beschriebenen Wetterlage noch mit Sommerreifen unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld von mindestens 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Zudem kann laut ADAC auch der Kaskoversicherungsschutz teilweise entfallen.
Was sind die Vor- und Nachteile von Winterreifen?
Die Gummimischung bei Winterreifen bleibt bei sehr niedrigen Temperaturen weich und leistet damit eine besser Haftung auf der Straße. Sommerreifen verhärten dagegen schneller. Außerdem haben Winterreifen ein Lamellenprofil, das bei Eis und Schnee zusätzlichen Halt bietet.
Durch die weichere Festigkeit und das grobe Profil haben Winterreifen allerdings einen höheren Rollwiderstand. Damit steigt der Spritverbrauch - laut BRV-Chef Drechsler um etwa einen halben Liter auf 100 Kilometer im Vergleich zu Sommerreifen.
In welchen Ländern gilt eine Winterreifenpflicht?
Es gibt immer wieder Bestrebungen, die Winterreifenfrage in der Europäischen Union einheitlich zu regeln. Derzeit herrschen jedoch international unterschiedliche Vorschriften. Auf dieser Karte finden Sie die Infos, mit einem Klick auf das gewünschte Land werden sie angezeigt.
Der Winterreifen sollte mit einem Schneeflocken-Symbol gekennzeichnet sein. Es garantiert, dass der Reifen gesetzlich festgelegte Tests durchlaufen hat. Der ADAC weist darauf hin, dass hingegen die M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) des Reifens weder geschützt noch durch geeignete Testverfahren definiert sei.
Hans-Jürgen Drechsler vom BRV rät dazu, vor dem Kauf eines Winterreifens sich entsprechende Vergleichstests von Fachzeitschriften, Automobilverbänden oder der Stiftung Warentest anzusehen. Grundsätzlich erfüllen laut seinen Angaben in der Regel alle heute im Fachhandel angebotenen Winterreifen die geltenden Mindestanforderungen für winterliche Straßenverhältnisse.
Eine Alternative sind sogenannte Ganzjahresreifen. Sie genügen meist den gesetzlichen Ansprüchen. Reifenexperte Drechsler sieht in ihnen allerdings eine Kompromisslösung: "Nur vollwertige Winterreifen bieten den optimalen Schutz bei winterlichen Straßenverhältnissen."
Wie lange darf ich Winterreifen fahren?
Wer Winterreifen aus der Vorsaison aufzieht, sollte die Profiltiefe checken. Laut Gesetz muss sie mindestens 1,6 Millimeter betragen.
Je größer die Profiltiefe, desto besser ist der Grip auf der vereisten oder schneebedeckten Straße. Die Hersteller empfehlen deshalb mindestens vier Millimeter - allerdings haben sie auch ein Interesse daran, dass ihre Kundschaft oft zu neuen Reifen greift. Die Vier-Millimeter-Grenze lässt sich ganz einfach mit einer Zwei-Euro-Münze prüfen: Das Geldstück hat einen vier Millimeter breiten silbrigen Rand. Wenn der vollständig in der Profilrille versinkt, sind die Reifen in der Regel noch gut genug.
Laut Drechsler vom BRV halten sich Winterreifen mehrere Jahre, das Alter spiele keine Rolle mehr. Entscheidend sei die Profiltiefe. Wer sich bei alten Reifen trotzdem unsicher sei, solle sie in einer Fachwerkstatt überprüfen lassen.
Gilt die Winterreifenpflicht auch für Motorradfahrer?
Ja. Wie Autofahrer müssen auch Motorradfahrer bei winterlichen Straßenverhältnissen Reifen mit M+S-Kennung aufziehen, beziehungsweise Pneus, die aufgrund ihres grobstolligen Profils bessere Fahreigenschaften aufweisen als normale Reifen.
Das Angebot an M+S-Reifen für Motorradfahrer ist gering, auch weil sie kaum nachgefragt werden. Denn die meisten Zweiradfahrer lassen ihre Maschine bei Eis und Schnee gleich ganz Zuhause stehen. Vernünftig, wie ADAC-Motorradexperte Ruprecht Müller findet. Selbst M+S-Reifen für Motorräder oder Roller kommen bei Schnee schnell an ihre Grenzen. Sind Motorradfahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt, haben sie im Zweifel vor Gericht selbst mit der vorgeschrieben Bereifung schlechte Karten. Denn der Richter kann trotzdem zum Schluss kommen, dass die Witterungsverhältnisse generell zu kritisch für Zweiradfahrer waren.
smh/mhu