Unfallstatistik Auf Deutschlands Autobahnen wird es gefährlicher

3340 Menschen sind in Deutschland 2013 bei Unfällen ums Leben gekommen - so wenige wie nie seit Einführung der Statistik. Doch die Analyse zeigt auch: Auf den Autobahnen steigt die Zahl der Todesopfer.
Unfall auf der A8: Mehr tödliche Crashs auf Autobahnen als im Vorjahr

Unfall auf der A8: Mehr tödliche Crashs auf Autobahnen als im Vorjahr

Foto: Marc Müller/ dpa

Wiesbaden - Auf den Straßen in Deutschland hat es 2013 weniger Todesopfer gegeben als im Vorjahr. 3340 Menschen kamen bei Unfällen ums Leben, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sind 260 weniger als 2012 - ein Minus von 7,2 Prozent.

Damit ist ein historischer Tiefstwert erreicht: Seit Einführung der Statistik gab es noch nie so wenige Verkehrstote in Deutschland. In den vergangenen Jahrzehnten sank die Zahl fast kontinuierlich - kamen im Jahr 1970 laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 58 Personen täglich im Straßenverkehr ums Leben, waren es 1990 30 Todesopfer und im vergangenen Jahr im Durchschnitt neun Menschen pro Tag. "Diese Entwicklung", heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde, "ist vor dem Hintergrund eines ständig steigenden Fahrzeugbestands erfreulich."

Verkehrsexperten begründen die seit Jahren sinkende Zahl der Todesopfer vor allem mit einer moderneren Ausstattung der Fahrzeuge, etwa mit besseren Assistenzsystemen, und einer sicheren Verkehrsinfrastruktur. Eine Sprecherin des Statistischen Bundesamts führt aber noch einen weiteren, durchaus simpleren Grund auf: Durch die schlechte Witterung im Frühjahr 2013 sei die frühe Motorradsaison fast komplett ausgefallen, und damit habe es auch weniger Unfälle auf den Straßen gegeben.

Ein Überblick über die aktuelle Statistik:

  • Auch die Zahl der Verletzten ging 2013 im Vergleich zum Vorjahr zurück: Um 2,7 Prozent auf 374.000 Personen.

  • Nach Angaben der Statistiker wurden insgesamt rund 2,4 Millionen Unfälle auf den Straßen gezählt, was einem leichten Rückgang um ein Prozent im Jahresvergleich entspricht.

  • Eine genaue Untersuchung der Zahlen liegt nach Angaben der Statistiker noch nicht vor, allerdings gibt es eine alarmierende Auffälligkeit: Die bisher vorliegenden detaillierteren Ergebnisse von Januar bis November 2013 zeigen eine deutliche Zunahme von Todesopfern auf Autobahnen um mehr als acht Prozent (von 358 im gleichen Zeitraum im Jahr 2012 auf jetzt 387). Auf diesen Straßen gab es laut Angaben der Sprecherin vor allem mehr Auffahrunfälle mit Todesopfern.

  • Auf den risikoreichen Landstraßen sank die Zahl der Todesopfer dagegen um zwölf Prozent, auch innerorts starben weniger Menschen als im Vorjahr (minus 10,8 Prozent).

  • In den ersten elf Monaten 2013 ist laut der Statistik eine starke Abnahme der Zahl getöteter junger Menschen im Alter unter 25 Jahren zu beobachten: Bei den Kindern bis 14 Jahren sank die Zahl der Todesopfer um 23,9 Prozent auf 54, bei den 18- bis 24-Jährigen - der Hauptrisikogruppe im Straßenverkehr - um 22,2 Prozent auf 455 Personen.

Große Gefahr durch die Nutzung von Handys am Steuer

Die Polizei warnte gleichzeitig vor einem zunehmenden Unfallrisiko durch die verbotene Nutzung von Smartphones am Steuer: Diese gefährlichen Delikte seien kaum zu kontrollieren. "Die Dunkelziffer ist bei der Benutzung enorm hoch, das geht sicher in die Zehntausende", sagte der Leiter des Verkehrsbereichs bei der Berliner Polizei, Andreas Tschisch.

Ein Sprecher des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen (NRW) sagte, es gebe kaum konkrete Zahlen, aber ein "großes Dunkelfeld". Mobiltelefone seien so in den Alltag vorgedrungen, dass es den Menschen schwerfalle, länger auf sie zu verzichten, obwohl die Nutzung am Steuer lebensgefährlich sei. Rund 131.000 Verstöße gegen das Handy-Verbot am Steuer registrierte die Polizei in NRW im vergangenen Jahr. Zwischen Telefonieren und Lesen oder Tippen wird dabei nicht unterschieden. Die Polizeibehörden räumen ein, dass es ausgesprochen schwierig sei, das Lesen von SMS zu beweisen. Smartphones, die unauffällig in der Hand gehalten würden, seien kaum zu sehen.

In Deutschland sorgte kürzlich die Kölner Polizei für Aufsehen, weil sie nach Unfällen verstärkt Smartphones beschlagnahmen wollte. Die Daten sollten zeigen, ob Fahrer zur Unfallzeit ihr Handy nutzten. Die Zahl der Unfälle mit ungeklärter Unfallursache habe zwischen 2008 und 2013 um 56 Prozent zugenommen, vermutlich gebe es einen Zusammenhang zur steigenden Zahl von Smartphone-Nutzern, zitierten Zeitungen die Kölner Verkehrspolizei.

cst/dpa
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